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0967 - Geister aus der Zukunft

0967 - Geister aus der Zukunft

Titel: 0967 - Geister aus der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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konnten sich schon Sekunden zu kleinen Ewigkeiten dehnen. In dieser Zeitspanne bekam sie alles überdeutlich mit, als wäre es ihr auf dem Präsentierteller serviert worden.
    Sie stand inmitten der strahlenden Helligkeit wie eine Heilige, und sie schaute mit an, wie das Licht die beiden Männer zerstörte.
    Trotz ihrer Waffen hatten sie nicht den Hauch einer Chance. Die kalte, schattenlose Helligkeit hatte sie gelähmt. In Ramonas naher Umgebung standen sie wie Puppen, deren Mechanik ausgeschaltet worden war.
    Sie konnten es nicht packen, aber sie hatten ihre Münder weit aufgerissen, doch ein Schrei wollte nicht hervordringen.
    Beide starben stumm!
    Ramona Sendi hockte auf ihrem Stuhl. Sie hatte eigentlich die Augen schließen wollen, doch der Wille war nicht stark genug gewesen. So konnte sie an diesen Vorgängen nichts ändern und brachte es auch nicht fertig, sich zu erheben. Die anderen Vorgänge hatten sie einfach gelähmt.
    Beide waren stumm. Sie litten, ohne dabei ihren Schmerz hinauszuschreien. Das Licht hatte bereits von ihrem Körper Besitz ergriffen und war damit beschäftigt, sie zu zerstören.
    Ramona überriß es nicht. Sie konnte es auch nicht logisch erfassen.
    Wenn sie daran dachte, daß sie die Quelle dieses Vorgangs war, so überstieg das ihren begreifbaren Horizont. Die unheimlichen Wesen aus der Zukunft hatten sie damals manipuliert, und erst jetzt wurde ihr das mit dieser Deutlichkeit klar.
    Das Licht blieb. In ihm sahen die Umrisse der beiden Agenten aus wie dunklere Schatten. Wie Figuren, die ihre dreidimensionale Form verloren hatten.
    Es kam Ramona unheimlich vor. Um nicht zu schreien, hatte sie eine Hand auf ihren Mund gepreßt. Im Magen spürte sie den Druck. Das dritte Auge auf ihrer Stirn strahlte nach wie vor. Sie sah, wie sich die Männer veränderten.
    Heller wurden sie. Die Gesichter glichen keinen normalen, menschlichen Köpfen mehr, sie waren zu einer flachen Zeichnung reduziert worden. In ihnen wie auch in den Körpern strahlte dieser grelle Schein auf, der alles verbrannte und dabei auch lautlos vorging.
    Sie starben.
    Ramonas Hand sank nach unten. Sie hörte sich selbst keuchen. Die Angst war noch vorhanden, aber sie hatte gewechselt. In diesem Moment spürte sie die Furcht vor sich selbst. Sie war durch die Veränderung zu einem Monster geworden, und von den beiden Agenten blieb nichts mehr übrig. Nicht mal mehr Staub. Sie waren verschwunden.
    Die Kraft der Wesen aus dem All hatte sie zerstört.
    Ramona Sendi spürte deutlich den Druck an ihrem dritten Auge. Plötzlich sackte sie auf dem Stuhl zusammen. Der Körper sank nach vorn, aber sie fiel nicht zu Boden. Sie blieb auf ihrem Stuhl in einer hängenden Lage sitzen, würgte, weinte und holte zwischendurch Luft, während die Dunkelheit wieder nach ihr griff.
    Die Frau mußte zunächst einmal damit fertig werden, daß sie allein war und sich nicht mehr in Lebensgefahr befand. Sie hatte es überstanden, aber sie war zugleich zu einer Mörderin geworden. Jedenfalls fühlte sie sich so.
    Erst nach einer Weile bewegte sie sich und nahm wieder eine normale Sitzhaltung ein. Ihr Gesicht war naß. Sie mußte den eigenen Speichel schlucken. Das dritte Auge leuchtete noch auf ihrer Stirn, denn sie sah den schwachen Widerschein. Aber es hatte sich nicht mehr in eine Mordwaffe verwandelt wie noch vor wenigen Minuten.
    Ich lebe, dachte sie. Ja, ich lebe. Aber um welchen Preis? Es würde ihr immer nachhängen. An ihr Erbe hatte sie sich gewöhnen können, ohne allerdings zu wissen, wie sie es hatte einsetzen sollen, aber den Tod der beiden Agenten würde sie so schnell nicht vergessen können.
    Die Instrumente funktionierten noch immer nicht. Das Grab aus Metall war für Ramona nicht zur letzten Ruhestätte geworden. So schnell wie möglich wollte sie es verlassen und zurück zum Hotel.
    Sie stand auf. Ihre Beine zitterten schon. Die Schritte würden ihr schwer fallen, aber sie durfte sich auf keinen Fall irgendwelche Schwäche erlauben. Auf so etwas wartete die andere Seite nur, auch der dritte Mann im Fahrerhaus.
    Was würde er tun?
    Bisher hatte sie nicht daran gedacht. Urplötzlich war er ihr in den Sinn gekommen. Der Mann würde sicherlich mißtrauisch werden, wenn er von den anderen beiden nichts mehr hörte.
    Vor der hinteren Tür blieb Ramona stehen. Soweit sie sich erinnern konnte, war die nicht abgeschlossen worden. Ramona fand den Griff, blieb aber noch stehen und dachte darüber nach, daß diese Tür aus zwei Hälften bestand.

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