0967 - Geister aus der Zukunft
Die rechte wollte sie aufschieben und hinaus in den Tag treten. Alles war für sie perfekt. Es gab nichts, was sie noch hätte bedenken müssen. Sie reagierte jetzt wie ferngelenkt, öffnete die Tür und zwinkerte für einen Moment.
Es war nicht mehr so hell. Der Abend näherte sich. Er hatte die Landschaft in ein beinahe zartes Grau getaucht, das wie ein dichtes Gespinst den Wagen und die Lichtung umgab.
Sie hörte nichts.
Ramona stieg aus.
Im selben Augenblick, ihr Fuß hatte den Boden kaum berührt, bekam sie den Kontakt. Jemand war in der Nähe. Aber kein Fremder. Eine Person, die sie kannte, die zu ihr gehörte.
Eine von ihnen!
Entweder Dagmar oder Thamar. Sie wußte es. Vielleicht auch beide. Sie hatten den Ruf der anderen ebenfalls gehört. Sie würden kommen, sie konnten der Lockung einfach nicht widerstehen, so wie es auch bei ihr der Fall gewesen war.
Vergessen waren für sie zunächst die beiden verschwundenen Agenten.
Jetzt ging es einzig und allein um sie und ihre Zukunft.
Vor ihr befand sich noch der Buschgürtel. Danach erst erreichte sie den Pfad, auf dem der Twingo stand. Es war nicht weit, eigentlich nur wenige Schritte.
Etwas störte sie.
Es war eine Warnung. Ein Ziehen oder Zucken des dritten Auges auf der Stirn.
Ramona Sendi drehte den Kopf nach rechts. Von dort hatte sie ein Geräusch gehört.
Kam jemand?
Eine Tür klappte zu.
Der Mann aus dem Fahrerhaus! schoß es ihr durch den Kopf. Sie wollte weg, aber der Kerl war schon da. Er trug eine Mütze mit starrem Schirm auf dem Kopf. Darunter zeichnete sich sein überraschtes Gesicht ab, als er Ramona sah.
Leider wußte er Bescheid.
Leider riß er seine Waffe hoch.
Und dann fielen die Schüsse!
***
Wir hatten es geschafft, und ich konnte es noch immer nicht glauben, wie gut es letztendlich doch geklappt hatte. Die pünktliche Landung in Hannover, wo wir uns den Leihwagen geholt hatten, einen BMW aus der Fünfer-Reihe, was Sukos Augen hatte leuchten lassen. Deshalb hatte er auch fahren dürfen.
Als Beifahrer fungierte Thamar, die den Weg kannte, aber trotzdem eine Karte auf ihren Knien liegen hatte. Sogar der Autoverkehr spielte mit, und so kamen wir zügig unserem Ziel näher.
Kurz vor Einbruch der Dämmerung hatten wir das kleine Hotel erreicht.
Wir befanden uns in einer Stimmung, die keine Pause erlaubte. Es war so etwas wie ein innerer Aufruhr, der uns vorantrieb. Wir wollten keine Sekunde verlieren. Alles mußte so schnell wir möglich weitergehen, deshalb machten wir auf die junge Dame hinter der Rezeption des Hotels einen ziemlich gehetzten Eindruck. Sie trat unwillkürlich zurück, als sie uns hereinstürmen sah.
Ich sprach sie an. Nach einem kurzen Gruß erkundigte ich mich nach Harry Stahl, Dagmar und Ramona. »Ja, die wohnen bei uns.«
»Wo sind sie?«
»Nicht hier.«
Die erste Enttäuschung. Klar, es konnte ja nicht immer alles glattgehen.
»Sie sind also weg?« fragte Suko.
»Sicher. Mit den Autos gefahren.«
Mein Freund zeigte ein enttäuschtes Gesicht. »Und sie haben Ihnen auch nicht gesagt, wohin sie fahren wollten?«
»Nein, tut mir leid, das haben sie nicht.« Sie hob die Schultern. »Auch nicht den geringsten Hinweis.«
»Das ist dumm.« Suko schaute mich an. »Was machen wir denn jetzt?«
Mir fiel auch nicht viel ein, aber ich wollte nicht aufgeben und griff nach dem letzten Strohhalm. »Könnte es denn sein, daß sie einem anderen Gast oder anderen Gästen erklärt haben, wohin sie gefahren sind?«
»Das weiß ich nicht«, wurde geantwortet, »aber es bestand zwischen ihnen und unseren anderen Gästen kaum Kontakt. Da bin ich ehrlich.«
»War auch nur eine Frage.«
Thamar tippte mir auf die Schulter. »Komm mit, John«, sagte sie leise.
Bevor ich nach dem Grund fragen konnte, ging sie bereits auf den Ausgang zu. Ich folgte ihr, und Suko bildete den Schluß. Vor der Tür trafen wir wieder zusammen.
Ein kurzer Blick in Thamars Gesicht reichte aus, um die Veränderung erkennen zu lassen, denn auf ihrer Stirn zeichnete sich wieder das dritte Auge ab.
Ein nur schwacher Schein, kaum Umrisse, aber doch gut zu erkennen.
Ich bemerkte auch das Zucken in seinem Innern, als wäre es dabei, eine Botschaft zu empfangen.
Bevor wir Thamar fragen konnten, gab sie bereits eine Erklärung ab.
»Sie sind in der Nähe«, sagte sie mit leiser Stimme. »Ich spüre sie genau.«
»Wo?«
»Kommt mit!«
»Kannst du uns denn nicht…?« Ich sprach bereits ins Leere, denn sie hatte sich bereits entfernt.
»Laß
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