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0967 - Geister aus der Zukunft

0967 - Geister aus der Zukunft

Titel: 0967 - Geister aus der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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denke ich.«
    »Laß mich nur machen.« Sie öffnete die Tür und schwang ihren Körper nach draußen. Auch Harry stieg aus. Um sie herum war es still. Die bewaldeten Berghänge gegenüber schienen dunkler geworden zu sein.
    Tiefe Schatten lagen wie schwarze Speere zwischen ihnen, und sie erinnerten an Boten der Furcht.
    Dagmar umrundete den Wagen und bewegte sich auf die Lichtung zu, wo alles passiert war. Sie ging sehr vorsichtig, wie jemand, der sich bei jedem Schritt zunächst einmal vorantastete. Dabei bewegte sie auch den Kopf, um nach rechts oder links zu schauen.
    Sie waren allein, so weit sie blicken konnten. Es zeigten sich weder irgendwelche Verfolger in der Umgebung, noch die Person, die sie suchten.
    Wie jemand der vom Rand eines Pools ins Wasser ging, betrat die Frau die Lichtung. Harry ging hinter ihr. Er sah die zweite Haut auf ihrem Nacken. Plötzlich überkam ihn das Gefühl, sie einfach anfassen und trösten zu wollen. Damit würde Dagmar kaum etwas anfangen können.
    Sie mußte schauen und herausfinden, ob sie Ramona fand.
    Harry Stahl blieb immer hinter ihr. Bei jedem Schritt wurde das Gras zusammengedrückt.
    Es raschelte auch leise, als sie sich über den weichen Boden bewegten. Er wußte nicht, wie weit Dagmar gehen würde, aber er hatte sich längst entschlossen, an ihrer Seite zu bleiben, und wenn zehn UFOs landeten.
    In diesen Momenten spürte Harry, daß ihm die Kollegin mehr als nur sympathisch war.
    Dann blieb Dagmar stehen.
    Soweit Harry es beurteilen konnte, hatten sie nicht einmal die Hälfte der Lichtungsbreite erreicht. Ihre Füße versanken im dichten Gras, das bis zu den Waden reichte.
    Einen Schritt hinter ihr blieb Harry stehen. Er beobachtete seine Kollegin, die sich umschaute, bis sie den rechten Arm ausstreckte und mit dem ausgestreckten Zeigefinger zu Boden deutete. »Da, Harry, da ist es. Dort kannst du es noch sehen.«
    »Was denn?«
    »Die Spuren. Das ist der Beweis, der auch dich überzeugen sollte. Damals ist Gras verkohlt worden, neues wuchs nach. Ist aber noch nicht so dicht, als daß es die Spuren hätte verwischen können. Du weiß also jetzt Bescheid.«
    »Okay, schon klar.«
    »Gut, dann weiter.«
    »Wohin?«
    Sie winkte nur ab und schritt wieder vor. Gleitend, tastend, um plötzlich stehenzubleiben. Harry war ihr nicht gefolgt. Er hielt sich noch immer an derselben Stelle auf, aber er sah, wie seine Kollegin zusammenzuckte.
    Sie beugte den Kopf nach vorn. Der Oberkörper knickte zusammen, und sie sah aus, als wollte sie jeden Augenblick zu Boden fallen und sich im weichen Gras zur Ruhe legen.
    Bevor dies eintreten konnte, hatte sie sich wieder gefangen, aber auch gedreht, und Harry schaute in ihr Gesicht.
    Er erschrak!
    Das dritte Auge war da.
    Nicht einmal schwach. Es leuchtete ziemlich stark und schien von einem Kranz aus Licht und Feuer umgeben zu sein. Das war also die Botschaft, auf die Dagmar gewartet hatte.
    Als sie mitbekam, daß ihr Harry helfen wollte, winkte sie mit beiden Händen ab, und er blieb zurück. »Ich muß es allein durchstehen!« keuchte sie. »Ich packe es, Harry. Es, es hat mich nur so plötzlich erwischt.«
    »Ich weiß.«
    Dagmar wuchtete sich plötzlich hoch. Sie stand wieder. Das Auge war deutlich auf der Stirn zu erkennen, und es erinnerte sogar an eine zuckende Wunde.
    Dagmar stand noch auf den Beinen, beide Hände gegen die Wangen gedrückt. Sie bewegte sich wie eine Puppe von rechts nach links, und bei jedem Schritt stampfte sie auf.
    Dagmar tat Harry in der Seele leid, aber sie wollte nicht, daß er ihr half.
    Da mußte sie allein durch, und sie schaffte es, denn plötzlich stand sie wieder normal vor ihm und blickte ihn an.
    »Bist du wieder…?«
    Sie nickte. »Ja, ich bin fast wieder in Ordnung.« Ihr Gesicht war noch blasser geworden. Auf der Haut sah Harry den dünnen Schweiß wie eine durchsichtige Fettschicht glänzen, und auf ihrer Oberlippe zeichnete er sich besonders ab.
    Das dritte Auge war noch vorhanden, aber längst nicht mehr so kräftig.
    Es war dabei, sich wieder zurückzuziehen, als wollte es sich in den Kopf integrieren.
    Harry ging auf seine Kollegin zu. Sie wehrte ihn nicht ab, als er sie stützte. Und Harry wußte genau, daß in der kurzen Zeit etwas mit ihr geschehen sein mußte. Sehr blaß waren ihre Lippen, als sie den Mund öffnete, um eine Erklärung abzugeben.
    »Ich habe sie gesehen«, flüsterte sie.
    »Wen?«
    »Sie - die - die«, Dagmar holte keuchend Luft. »Die anderen. Sie haben sich gemeldet.

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