0967 - Spur zur Angst
hier noch nichts zusammengebrochen war.
Vor einem Regal machte er Halt. Darin waren dicke Bildbände aneinandergereiht, deren Buchrücken ein durchgehendes 3-D-Foto bildeten. Es zeigte Uskugen, wie es vor vielen Jahrhunderten ausgesehen hatte. Reen war begeistert. Beinahe ehrfürchtig zog er einen der Bildbände heraus - und schrie erneut auf!
Die breite Lücke, die so entstanden war, gab ihm die Sicht auf ein Gesicht frei - das Gesicht, das er im Spiegel gesehen hatte. Er ließ den Bildband fallen und machte einen Schritt zurück.
Diesesmal verschwand der Frauenkopf jedoch nicht. Im Gegenteil - er begann zu sprechen.
»Wie kannst du es nur wagen, deine speckigen Finger auf Dinge zu legen, deren Wert du nicht einmal erraten könntest! Wie kannst du so dreist sein, durch diese heiligen Gänge zu laufen, als würde das alles dir gehören, du hässliche Kröte! Das sollst du nun büßen.«
Plötzlich war der Frauenkopf verschwunden und irgendetwas geschah, das Reen in seiner ganzen Trägheit erst viel zu spät einordnen konnte. Der Boden begann zu wanken - nein, nicht der Boden, sondern das hohe Regal vor ihm. Er hätte sich mit einem mutigen Sprung in Sicherheit bringen können, doch dazu war er viel zu verwirrt.
Und so sah Reen, wie sich das Regal auf ihn zu neigte… und fiel!
Er begriff nicht im Mindesten, was mit ihm geschah, doch als sich die Tonnenlast der Vergangenheit auf ihn legte, musste er zumindest nicht leiden. Reen wurde erdrückt von dem Gewicht längst vergangener Jahrhunderte.
Als sich das Chaos gelegt hatte, trat Fortisa aus ihrer Deckung hervor.
Einer weniger.
Sie spürte nicht einmal den Hauch eines schlechten Gewissens. Sie musste sich beeilen, denn zwei lebten noch. Den hier würde sie nur mit Mühe und Not aus den Höhlen bringen können, denn der Kerl war sicher schwer. Aber sein Körper sollte nicht wie ein schmutziger Fleck in dem ruhen, was sie aus dem Archiv zu machen gedachte.
Sie holte die alte Antigravplattform, mit deren Hilfe sie hier früher problemlos die schwersten Archivstücke zu den entsprechenden Regalen befördert hatte. Mit ihrer ganzen Kraft schob sie den Körper des Toten darauf, nachdem sie diesen von den Büchern und Manuskripten freigelegt hatte. Der Rest war dann einfach, denn mit der Plattform brachte sie die Leiche zu einem der versteckten Ausgänge des Höhlensystems und versteckte sie dort draußen, so gut es eben ging.
Fortisa kroch erneut die Müdigkeit in die Glieder, doch sie kämpfte erfolgreich dagegen an.
Bald schon würde sie für immer schlafen können.
Bei den anderen beiden Eindringlingen musste sie schlau vorgehen, denn die blieben beieinander. Ein kippendes Regal würde da nicht reichen.
Doch sie besaß ja noch ganz andere Mittel und Wege.
***
Sajol und Maiisaro blickten mehr als ernst auf die beiden so unterschiedlichen Wesen, die sie aufgesucht hatten.
Ted Ewigk und Mysati hatten ihr Anliegen vorgebracht, doch es schien nun so, als hätte die Giftmischerin mit ihren Befürchtungen sehr richtig gelegen. Es war Maiisaro, die es schließlich laut aussprach.
»Es ist nicht möglich, dass Mysati die Kuppel verlässt. Eine Herrscherin unter Menschen - Ted, das kann nicht sein. Du musst das einsehen.«
Ted Ewigk suchte nach den richtigen Worten, doch die fand Mysati für ihn.
»Ihr wisst genau, warum Teds Anwesenheit außerhalb der Kuppel so wichtig sein kann, nicht wahr?« Maiisaro nickte. Ihr war klar, dass Ewigk wahrscheinlich der einzige Mensch war, der zumindest die Chance besaß, den Kampf gegen der ERHABENEN der DYNASTIE DER EWIGEN aufzunehmen. Der Machtkristall, der sich nun im Besitz von Tan Morano befand, hatte einst Ted gehört. Vielleicht besaß er ja die Fähigkeit, ihn sich zurückzuholen? Zumindest musste man einen Versuch machen. Professor Zamorra und viele andere befürchteten, dass Morano die Barriere an den Grenzen der Galaxie einreißen würde - die Angst hätte dann freien Zugang zur Milchstraße gehabt.
Das war natürlich nicht im Sinne der Herrscher, denn es waren deren Vorfahren gewesen, die diese Barriere erst aufgebaut hatten. Beinahe hätten die Herrscher in ihrem blinden Übereifer die Galaxie aufs Äußerste gefährdet, als sie das Sternensystem vor der Angst hatten schützen wollen.
Und nun wurde die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Sternenfresser hier eindrang, beinahe täglich größer.
Sajol mischte sich ein.
»Trotz all meiner Magie bin ich leider nicht in der Lage, dieses unselige Band zu trennen, das
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