0970 - Das Ende der Wächter
daß sie ein positiver Mutant sind, Salik! „ Für Salik kam das so überraschend, daß er zunächst überhaupt nicht darauf reagierte. Irgend jemand, sagte er sich, hatte ja früher oder später auf diese absurde Idee kommen müssen. Er mußte lachen.
„Es stimmt also?" zog Kells daraus einen -falschen Schluß.
Kanika winkte ab.
„Nein, es stimmt nicht", sagte er. „Es ist irgend etwas anderes. Ich habe niemals an diesen transzendentalen Quatsch geglaubt, und ich bin auch jetzt nicht dazu bereit. Es mag sein, daß Salik ein Medium ist, aber es gibt sicher eine ganz einfache Erklärung dafür, wie er zu seinem genialen Wissen und zu seinen Fähigkeiten gelangt. Eine technische Erklärung."
Salik fragte interessiert: „Und wie könnte die aussehen?"
„Ich bin nicht phantasielos!" Kanika strich seinen Bart glatt. „Stellen wir uns eine positronische Sonde eines uralten raumfahrenden Volkes vor, die von irgendwoher in die Nähe des Solsystems vorgestoßen ist. Durch Zufall oder Manipulation von außen hat Salik Zugang zum Wissen dieser Sonde erhalten."
„Das ist ja prächtig", meinte Salik amüsiert.
„Ich glaube nicht wirklich, daß es so ist", erklärte Kanika ärgerlich. „Das einzige, was ich damit ausdrükken wollte, ist, daß wir uns nicht auf diesen übersinnlichen Kram konzentrieren sollten."
„Sag ihm, wozu wir hier sind!" forderte Kells seinen Schwiegervater auf.
Kanika sah Salik von unten herauf an.
„Jemand, der solche Fähigkeiten hat wie Sie, könnte leicht in Schwierigkeiten kommen", sagte er leichthin, aber mit unüberhörbar drohendem Unterton. „Ich möchte, daß Sie noch eine Zeitlang für unsere Firma arbeiten und ihr dabei eine Anzahl wertvoller Patente verschaffen. Nach allem, was ich erfahren habe, wird das leicht für Sie sein.
Ich bin bereit, Sie gut dafür zu bezahlen. Und noch etwas: Sie können den gesamten technischen Apparat der Firma einsetzen, um das Rätsel Ihrer Veränderung zu lösen."
Salik hatte mit einem derartigen Angebot gerechnet, aber in den Details war es natürlich nicht vorhersehbar gewesen.
„Vielleicht ist es gefährlich, diesem Rätsel auf die Spur zu kommen", sagte er mehr zu sich selbst.
Kanikas Gesicht rötete sich.
„Ich bin bereit mich auf alles einzulassen."
Die Versuchung, auf Kanikas Ange:bot einzugehen, war groß für Salik. Doch gleichzeitig wußte er, daß er damit einen unverzeihlichen Fehler begangen hätte.
„Das ist keine Sache, die man verkauft wie eine Ware", sagte er zu dem Alten. „Warum und woher ich das alles erhalte, weiß ich nicht, aber ich bin sicher, daß ich damit keine Geschäfte machen sollte. Es ist für irgend etwas anderes bestimmt."
Kanika zog verächtlich die Mundwinkel hoch.
„Ich mag Menschen nicht, die an eine Bestimmung glauben." Er stand auf, ging im Zimmer umher, betrachtete die Vögel in den Käfigen und betastete Saliks Geigen und die Schachfiguren auf dem Rosenholzbrett.
„Das hier ist eine kleine Welt, Salik. Sie sollten sie nicht verlassen wollen. Das bringt Ihnen Unglück."
„Es sieht so aus, als könnte ich das nicht mehr entscheiden."
„Sind Sie jemands Marionette?"
„Nein!"
„Was haben Sie dann?"
Salik sah ihn hilflos an. Mit einem Schlag erkannte er, daß es keine Worte gab, um einem anderen Menschen exakt zu beschreiben, was geschehen war und noch geschah. Schon bei Nilson hatte er dabei versagt und bei ihm waren die Chancen, Verständnis zu finden, wesentlich größer gewesen.
„In der Regel", sagte Kanika bissig, „enden Genies auf tragische Art und Weise. Daran sollten Sie denken."
„Wir sollten jetzt gehen", sagte Tager Kells. „Man kann nicht mit ihm verhandeln."
„Ja", stimmte der alte Mann zu. Er wandte sich noch einmal an den Klimaingenieur. „Wenn Sie morgen nicht zu Ihrer Arbeit zurückkehren, ist das Vertragsverhältnis zwischen Ihnen und unserer Firma gelöst."
Salik öffnete die Tür, und als die beiden Männer hinausgingen, regte sich in ihm ein Gefühl des Mitleids für den müden alten Mann.
8.
Flucht
Lisatee Pletzsch verhielt sich völlig ruhig. Sie wußte, daß sie im Augenblick mit keiner Hilfe von den Kolonisten rechnen konnte. Es würde einige Zeit dauern, bis Cherkor die Verfolgung organisiert hatte. Jupiter Springs würde nicht so lange warten und auf eigene Faust handeln, aber er konnte allein nichts ausrichten.
Die junge Frau begriff, daß Coonor ein unberechenbarer Gegner war. Sie fragte sich, was für ein Wesen er
Weitere Kostenlose Bücher