0970 - Das Ende der Wächter
verwirrt.
Das dreidimensionale Bild fiel in sich zusammen. Der Ritter der Tiefe wandte sich an Zeidik.
„Was hältst du von ihm?"
„Von Nargus? Er war sehr glaubwürdig."
„Ein Techniker!" sagte von Harpoon verächtlich. „Bar jeden Verständnisses für kosmo-mythologische Zusammenhänge. Ein Wesen ohne Vergangenheit und ohne Zukunft ein Arbeiter."
„Jede Zeit hat ihre Helden", dozierte Zeidik. „Vielleicht sind nun die Pragmatiker an der Reihe."
„Die .Sterne werden erlöschen", prophezeite von Harpoon dumpf. „Oder glaubst du, daß Burschen wie Nargus etwas daran ändern können?"
Der Androide deutete auf den Bildschirm der Außenbeobachtung, auf dem Tausende von Sterne leuchteten.
„Es hat sich nichts verändert", sagte er gelassen.
Für einen Augenblick veränderte sich die Szenerie. Ein diskusförmiges Schiff huschte draußen vorbei -Nargus, der sich mit drei Flammenschwertern aus den Düsen seiner Korrekturaggregate verabschiedete.
*
Die Jagd auf Nabel verlief auch in den nächsten Tagen eintönig, so daß Armadan von Harpoon oft den Eindruck hatte, daß sie einem Phantom nachstellten. Dann jedoch stießen sie wieder auf neue Spuren der sich wie eine Seuche ausbreitenden Idee: Machtlüsterne Wesen, die mit ihren Schifi en diesen Sektor durchstreiften und nach allem Ausschau hielten, was sich ihrer unmenschlichen Ideologie von der absoluten Macht nicht anschloß.
Die Nachforschungen wurden von dem sich dramatisch zuspitzenden Altersprozeß Armadan von Harpoons erheblich erschwert. Oft war er nicht in der Lage, die Ergebnisse, die der Bordrechner ausspie, geistig zu verarbeiten oder er mußte Zeidik fragen, wo sie sich gerade befanden. Für Harpoon war dies ein deutliches Zeichen, daß er nicht nur körperlich zerfiel, sondern auch zunehmend der Senilität ausgesetzt war.
Zeidik erwies sich in allen Belangen als treuer und zuverlässiger Helfer. Er blieb jetzt ununterbrochen an Bord der DYKE. Sie hatten sich entschlossen, die LEGUE, die praktisch nutzlos geworden war (die Rekrutierung eines neuen Orbiters wäre geradezu unverantwortlich gewesen), zu zerstören. Die kleine Lichtzelle war in einem gleißenden Blitz vergangen.
Manchmal stellte von Harpoon Überlegungen über die Art der Waffe an, die von Nabel benutzt wurde.
„Warum werden wir nicht davon betroffen?" fragte er den Androiden. „Wenn es in diesem Sektor von IdeenTeilchen wimmelt, müßten sie doch eigentlich in der DYKE ebenfalls zu finden sein."
„Bisher haben wir kein einziges Psycho nachgewiesen", erinnerte ihn Zeidik. „Alles, was wir über diese Waffe wissen, sind Spekulationen. Meiner Ansicht nach gibt es diese Teilchen nicht."
„Wir können diese Schlacht nicht gewinnen", gestand von Harpoon schließlich. „Ich werde immer schwächer, und das Nachdenken fällt mir immer schwerer. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, dann werde ich nicht mehr aufstehen können."
„Dann übernehme ich die Pflege", bot Zeidik an.
Etwas von seiner alten Kraft kehrte in den Ritter der Tiefe zurück. Er richtete sich bolzengerade auf und sah Zeidik drohend an.
„Wenn du das tust, bringe ich dich um!" warnte er.
„Ich werde mich sowieso kristallisieren", sagte Zeidik ungerührt.
Sie setzten die Suche fort, und dann kam der Tag, an dem Armadan von Harpoon seitlich aus dem Sitz vor den Kontrollen kippte und schwer auf den Boden-schlug. Zeidik ergriff den ausgemergelten Körper, der so leicht wie der eines Kindes war, und schleppte ihn zu einer Liege im hinteren Teil der DYKE.
Von Harpoon öffnete die Augen.
„Du wirst mich nicht an ein Lebenserhaltungssystem anschließen?" flehte er.
„Nein, mein Ritter", sagte der Androide.
Von irgendwoher kam der weithin hallende Schlag einer mächtigen Glocke. Das war der Dom Kesdschan, dachte von Harpoon. Er sang sein Lied bei jeder Ritterweihe und immer dann, wann ein Mitglied des Wächtero rdens starb.
Diesmal, dachte von Harpoon, galt die Melodie ihm.
10.
Der Sieg
Stunde um Stunde saß Zeidik am Lager des Ritters der Tiefe und wart ete geduldig, daß der Todeskampf des alten Mannes zu Ende ging. Armadan von Harpoon kam nicht mehr zu Bewußtsein. Manchmal schien er zu träumen, dann erzählte er von längst vergangenen Ereignissen. Es gab Augenblicke, in denen der Sterbende den Androiden mit anderen Wesen verwechselte und ihn mit deren Namen anredete. Geduldig spielte Zeidik dann die ihm jeweils zugedachte Rolle und gab entsprechende Antworten.
Im Augenblick
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