0970 - Das Ende der Wächter
nicht gerade erfreulich, und ich wünschte, ein anderer könnte diese Botschaft überbringen."
„Nur zu!" forderte der Ritter den Besucher auf. „Glaubst du im Ernst, ein Mitglied des Wächterordens schrecken zu können - mit Worten?"
Nargus zuckte mit den Schultern.
„Die Anzahl der Mitglieder des Wächterordens ist soweit dezimiert worden, daß man getrost davon sprechen kann, daß er aufgehört hat zu existieren", sagte er.
Jedes dieser Worte traf von Harpoon wie ein schwerer körperlicher Hieb. Er sank tief in den Sitz zurück.
„Warum haben die Kosmokraten nicht für die Erneuerung des Ordens gesorgt?" fragte er matt.
„Weil er vor langer Zeit durch einen ungeheuren Zwischenfall pervertiert wurde", antwortete Nargus.
„Fremde fanden Zugang zu den Rittern cler Tiefe. Die Kosmokraten erkannten, daß ein Mythos allein nicht stark genug ist, um die Ordnung im bekannten Universum aufrecht zu erhalten. Sie haben sich entschlossen, die gesamte Verteidigung gegen die zerstörerischen Kräfte auf eine realistischere Ebene zu stellen."
„Du bist der Beweis dafür!" erriet von Harpoon benommen.
„Ja", bestätig.te Nargus. „In Zukunft werden Wesen wie ich mit unseren Androiden für die Kosmokraten arbeiten, ohne daß wir jemals den Status der Ritter der Tiefe erreichen werden. Vielleicht gibt es später einmal eine Renaissance des Wächterordens."
Armadan von Harpoon schloß die Augen.
„Und die anderen?" fragte er. „Tarvon von Barrynnos?"
„Tot!"
„Derkan von Orn?"
„Tot!"
„Igsorian von Veylt?"
„Ich bin nicht befugt, über sein Schicksal Auskunft zu geben."
„Ich bin also der letzte Ritter der Tiefe?" fragte von Harpoon mit kaum hörbarer Stimme.
„Strenggenommen - ja!"
Das Bewußtsein, daß in Zukunft kühle Technokraten wie dieser Nargus die Arbeit des Wächterordens übernehmen würden, erfüllte Armadan von Harpoon mit Trauer. Aber er wußte, daß er nichts dagegen unt,ernehmen konnte. Diese neue Generation von Kosmokraten-Helfern, der Nargus angehörte, würde ohne jede Tradition und ohne jede Gefühlsduselei an ihre Aufgabe herangehen.
Armadan von Harpoon erinnerte sich all der mächtigen Feinde, gegen die er gekämpft hatte. Würde ein Wesen wie Nargus je in der Lage sein, ihnen zu widerstehen? Hätte Nargus die Horden von Garbesch vertreiben können?
Einer inneren Stimme folgend, sagte der Ritter: „Es würde mich interessieren, was deine Qualifikationen sind. Wir haben hier in diesem Sektor einen höchst eigenartigen Gegner."
Nargus lachte humorlos.
„Du möchtest mich testen; damit du in Ruhe abtreten kannst."
„So ungefähr", gab von Harpoon zu.
Nargus schüttelte den Kopf und antwortete: „Das ist nicht möglich, denn Nabel ist einzig und allein dein Problem."
„Ich werde an Nabel scheitern, denn ich weiß nicht einmal, wer sie ist und wo sich ihr Sitz befindet."
Nargus verfiel in Schweigen. Nach einer ganzen Weile des Nachdenkens hob er wieder den Kopf.
„Das ist nicht wahr!"
Armadan von Harpoon, der seinen eigenen Gedanken nachgegangen war und den Gesprächsfaden verloren hatte, fragte: „Was ist nicht wahr?"
„Daß du an Nabel scheitern wirst!"
„Wie kannst du das behaupten?"
„Weil du die einzige Waffe gegen Nabel bereits gefunden hast. Sie ist zwar ultimat, aber sie paßt um so besser in die augenblickliche Situation."
Es erschien von Harpoon geradezu absurd, sich als Sieger in einem Kampf bezeichnen zu lassen, in dem er bisher nur Niederlagen davongetragen hatte.
„Was für eine Waffe?" fragte er daher nicht besonders interessiert.
„Eine stärkere Idee", lautete die Antwort.
Nargus redete wie Zeidik, dachte der Ritter der Tiefe. Hatten der Androide und der Besucher sich abgesprochen?
„Was für eine Idee könnte das schon sein?" bohrte er weiter.
„Wenn ich es dir erkläre, würdest du davon abkommen", meinte Nargus bedauernd. „Du könntest sie nicht mehr mit dieser Überzeugungskraft vertreten wie bisher. Und sie allein macht schließlich den Erfolg in deinem letzten Kampf aus."
„Seltsam", brummte von Harpoon, merkwürdig berührt.
„Du wirst es zu Ende bringen", versicherte Nargus. „Die Kosmokraten danken dir für deinen unermüdlichen Einsatz, und sie versichern dir, daß nichts, was du je getan hast, umsonst gewesen ist."
„Das hört sich nach Abschied an."
„Ja!" Der Zwerg nickte. „Wir brauchen nicht mehr persönlich zusammenzutreffen. Es wurde alles gesagt.
Lebe wohl! „ „Lebe wohl!" rief von Harpoon
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