0971 - Ein Galgen für Morgana
trotzdem wunderte sie sich, als ich ihr zustimmte. »Okay, du kannst uns begleiten. Aber du solltest immer daran denken, daß du auf eigene Gefahr handelst.«
Sie wurde frech, denn sie fragte, wobei sie ihr Kinn nach vorn stieß: »Bist du nicht auf meiner Seite?«
»Richtig.«
»Dann ist doch alles klar.«
»Nur beinahe, Morgana. Schließlich darfst du nicht vergessen, daß ich weder auf deiner Seite, noch auf der der Blutsauger stehe. Ich werde meinen Weg allein gehen.«
»Und ich ebenfalls«, meldete sich Cursano, der bisher nur zugehört hatte.
Suko und ich schauten ihn an. Plötzlich war er zu einem Problem geworden, denn an ihn hatten wir nicht gedacht. Aber er hatte recht. Er war derjenige, der diesen Ort gefunden hatte. Eine lebende Wünschelrute auf zwei Beinen. Keiner von uns hatte das Recht, ihm zu befehlen, was er zu tun hatte und wie er sich verhalten sollte.
Ich sah in seine Augen und glaubte schon, so etwas wie einen unbeugsamen Willen und eine harte Entschlossenheit darin zu lesen. »Was willst du denn tun?« fragte ich ihn. »Hat dir Mandragoro eine Aufgabe erteilt?«
»Ich weiß selbst, was ich zu tun habe.«
»Wir wollen es ebenfalls wissen.«
»Ich werde versuchen, das Tor zu schließen. Ich habe es immer so getan. Ich habe das Blut der anderen aus dem Erdboden geholt. Ich bin ausersehen, um gewisse Orte zu befreien, und davon lasse ich mich nicht abbringen. Ob sie nun von Vampiren geschaffen wurden oder nicht. Niemand kann mich aufhalten.«
Da gab ich ihm recht. Deshalb widersprach ich auch nicht. Als ich Suko anschaute, da nickte er mir zu. »Ich weiß schon, was du sagen willst, John, aber Pläne mache ich nicht. Ich lasse mich überraschen.«
»Willst du mit?«
»Hast du etwas dagegen?«
»Im Prinzip nicht, nur gefallen mir die Bedingungen nicht. Wenn es wirklich der Eingang zu Mallmanns Welt ist oder einer der Eingänge, dann würde es reichen, wenn zwei versuchen, in das Vampirreich zu gelangen. Die anderen sollten schon die Stellung halten. Außerdem müssen wir davon ausgehen, daß die beiden vernichteten nicht die einzigen Blutsauger waren, die sich hier herumgetrieben haben.«
»Du willst mich hier bei den Hütten lassen.«
»Es wäre zumindest nicht verkehrt. Oder in der Umgebung.«
»Ich bleibe nicht!« erklärte Cursano. »Ich bin geschaffen worden, die Orte der Kraft zu finden.«
»Um sie zu zerstören.«
»Nicht nur, John Sinclair«, sagte Cursano. »Wenn sie in Mandragoros Plan hineinpassen, ist das okay.«
»Dann zerstörst du nicht alle Orte der Kraft?«
»Nein.«
»Wonach richtest du dich denn?«
»Es bleibt mir überlassen. Es gibt gute Orte, und es gibt weniger gute.«
Morgana Layton, der menschlich aussehenden Werwölfin, war das Gespräch wohl zu langweilig geworden. Mit einer schnellen Bewegung sprang sie auf und fragte mich: »Willst du mich jetzt töten, wenn ich gehe?« fragte sie mich.
»Nein.«
»Aber du kommst mit?«
Ich grinste sie an. »Das hatte ich dir versprochen. Es gibt nichts, was mich so stark interessiert wie die Orte der Kraft.«
»An denen sie auch verbrannt werden kann.«
»Stimmt. Doch gegen Feuer gibt es Wasser.«
»Auch gegen magisches?«
Ich winkte ab. »Kennen wir uns nicht schon lange genug, Morgana?«
Eine normale Antwort bekam ich nicht. Dafür schaute sie starr auf meine Brust, und ich wußte auch, was dieser Blick bedeutete, denn dort hing mein Kreuz.
Suko hielt mich ebenfalls fest. »Es gefällt mir nicht, John, aber ich sehe ein, daß es der einzige Weg ist. Wir werden euch folgen.«
»Aber etwas später.«
»Sicher.«
Ich brachte meine Lippen an sein linkes Ohr. »Alles, was ich will, ist ein Schließen dieses Ortes der Kraft. Auf Cursano können wir uns nicht verlassen.«
»Das weiß ich, John, und deshalb werde ich ihn auch nicht aus den Augen lassen.«
»Okay, tu das.«
»Und gib acht.«
»Keine Sorge, ich weiß, wie ich mit Dracula II umzugehen habe. Und die Vampirwelt kenne ich auch.«
»Damals hat dir Zebulon, der Schattenkrieger, geholfen. Ich denke nicht, daß du dich heute noch auf ihn verlassen kannst.«
»Keine Sorge, das stehe ich durch.« Nach dieser Antwort verließ ich die Hütte und ging hinter Morgana her.
***
Viel gab es zwischen Morgana und mir nicht zu sagen, deshalb gingen wir auch schweigend nebeneinander her. Wir durchquerten eine sehr stille Landschaft, in der kaum ein Geräusch zu hören war.
Auch der kleine See lag ruhig da. Hin und wieder hörten wir ein Plätschern oder
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