0973 - Das seltsame Genie
Tifflor vorzulassen. Verstehen Sie, die führenden Persönlichkeiten der LFT arbeiten praktisch rund um die Uhr, um Lösungen für die anstehenden Probleme zu finden."
„Da könnte ich helfen", entgegnete Salik mit leiser Stimme.
Gillison war so überrascht, daß er für einen Moment nicht wußte, was er sagen sollte. Dann aber fing er sich. Gönnerhaft blickte er auf Salik herab.
„Sehen Sie", erklärte er, „es ist etwas anderes, ob man die Probleme eines kleinen Jungen löst oder die der Regierung."
„An wen muß ich mich wenden?" fragte Salik unverdrossen.
Gillison seufzte.
„Na schön. Sie geben ja doch nicht auf. Gehen Sie zu Alvarez. Er sitzt oben im ersten Stock und gehört zum persönlichen Stab Tifflors. Aber ich sage Ihnen gleich, an ihm kommen Sie nicht vorbei. Alvarez würde sich eher zerreißen lassen, als Tifflor zu stören. Und wahrscheinlich hat er recht. Julian Tifflor unternimmt alles, was nur eben möglich ist, um die Menschheit zu retten. Ihm dabei auch nur ein paar Sekunden seiner Zeit zu nehmen, ist geradezu unverantwortlich. Gehen Sie zu Alvarez. Er wird es Ihnen noch deutlicher sagen."
„Danke", erwiderte Jen Salik. „Sie haben mir sehr geholfen."
„Sie wollen es wirklich versuchen?" fragte Gillison verblüfft.
„Aber natürlich doch", antwortete der Klimaingenieur. „Dazu fühle ich mich verpflichtet."
Gillison stöhnte gequält und kehrte grußlos in sein Büro zurück.
*
Am Morgen des 2. Septembers eröffnete die Börse von Terrania-City mit einer Serie von sprunghaften Kurssteigerungen, die weltweites Echo auslösten und ähnliche Kursentwicklungen an den anderen Börsen zur Folge hatten. Die Banken ließen jedoch erkennen, daß sie den Kursanstieg nur für kurzfristig hielten.
Hernan Heigh, der Vorsitzende der Fortschritts-Sektion, brachte zwei weitere Mitglieder der Regierungspartei auf seine Seite.
In Südamerika riefen die Gewerkschaften zu einem Generalstreik auf, mit dem sie erzwingen wollten, daß die gesamte terranische Raumflotte in den zivilen Dienst überführt wurde. Sie wollten den Orbitern gegenüber den Eindruck größtmöglicher Friedlichkeit erwecken.
In Kapstadt übernahm eine Bande von Kriminellen vorübergehend die Verwaltung. Gold und Diamanten im Wert von mehreren Milliarden Solar verschwanden. Die Kriminalpolizei vermutete, daß sie entweder mit einem Handelsraumer ins All geschmuggelt oder irgendwo in den Wüstengebieten Südwest-Afrikas versteckt werden sollen, um später wieder ausgegraben zu werden.
New York meldete die höchste Mordziffer seit Gründung der LFT.
Die Weltgesundheitsbehörde in Genf errechnete gleichzeitig die höchste Selbstmordziffer seit Menschengedenken. Sie wurde als Ausdruck der Verzweiflung vieler, vornehmlich älterer Menschen angesehen, die die Hoffnung auf eine Wende zum Guten aufgegeben hatten.
In Terrania-City traten die führenden Militärs unter der Leitung des Ersten Terraners zu einer Konferenz zusammen.
Der Weltbankrat erließ eine Bestimmung, nach der Kredite für Wertpapierkäufe nicht mehr bereitgestellt werden durften. Diese Maßnahme wurde als Versuch gewertet, die Spekulation einzudämmen.
In Rom fiel die Stromversorgung aus, weil die Arbeiter und Angestellten der Elektrizitätswerke nicht mehr zur Arbeit erschienen. Sie vertraten die Ansicht, daß sie die verbleibende Zeit bis zur Evakuierung von der Erde dringend benötigten, ihre Angelegenheiten in Ordnung zu bringen. Tifflor beorderte einen Raumkreuzer nach Rom.
Das Raumschiff schaltete sich in die Energieversorgung ein, um eine Notstromversorgung zu gewährleisten.
Über Video trafen Tausende von zumeist wertlosen Empfehlungen für die Lösung des Orbiter-Problems bei der Regierung in Terrania-City ein.
Eine Abordnung der GAVÖK teilte der Regierung der LFT mit, daß die GAVÖK sich außerstande sah, der Bevölkerung der Erde bei einer Evakuierung zu helfen. Die GAVÖK erklärte, selbst vor. kaum lösbaren Problemen zu stehen.
Im Verlauf des Vormittags wurden die Regierungsgebäude in Terrania-City für den Publikumsverkehr gesperrt. Damit sollte erreicht werden, daß die verschiedenen Dienststellen ungestört arbeiten konnten.
*
Jen Salik betrat das Büro des Sekretärs Alvarez zehn Minuten vor Beginn der Sperre. Er grüßte höflich.
Alvarez war ein dunkelhäutiger, asketisch aussehender Mann, der Mühe hatte, wach zu bleiben. Er hatte fast vierzig Stunden im Büro gearbeitet. Er war völlig erschöpft. Zahllose
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