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0975 - Burning Man

0975 - Burning Man

Titel: 0975 - Burning Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anika Klüver und Simon Borner
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Zamorra kam es fast vor, als gäbe es sie gar nicht mehr.
    Das ist nicht gut.
    Keine Zeit für lange Fragen. Und erst recht nicht für Ruhepausen. Er konzentrierte sich, blendete die Fragezeichen in seinem Kopf aus und rief das Amulett. Lively hatte es ihm abgenommen, als sie ihn einbuchtete - gemeinsam mit seinem Gürtel und seinen Schnürsenkeln. Letztere waren aber leider nicht magisch und daher immun gegen mental befohlene Rückrufaktionen.
    Einen Augenblick später erschien Merlins Stern auf seiner ausgestreckten Hand. Zamorra hängte ihn sich wieder um - sicher war sicher.
    Es polterte hinter ihm. Dann flog die Tür zum Büro auf. In der Dunkelheit konnte er den Kopf des Schnauzbärtigen nur mit Mühe ausmachen.
    »Alles okay hier?« Mal klang beunruhigt. »Lively hält bei Ihnen die Stellung, Mister. Ich geh mal draußen nach dem Rechten schauen. Irgendwie haben wir keinen Strom mehr. Und seit wann war für heute eine Sonnenfinsternis angesagt?«
    Bevor Zamorra ihn davon abhalten konnte, die zumindest theoretische Sicherheit des Polizeicontainers aufzugeben, war der beleibte Officer schon wieder fort.
    Kein Strom, kein Sonnenlicht, schoss es dem Dämonenjäger durch den Kopf. Und keine Menschen mehr - von mir unerklärlichen Ausnahmen wie Mal, Lively und mir selbst mal abgesehen.
    Verflucht, ich muss dringend hier raus!
    {el}
    Kapitel 4: Stadt im Nichts
    Black Rock Desert
    Die Sonne brannte vom Himmel, und die Klimaanlage von Rawlins’ Wagen kämpfte gegen die zunehmende Hitze an. Nicole saß auf der Rückbank. Sie hatte Brad den Beifahrersitz überlassen, da sie ein wenig für sich sein wollte. Zugegeben, ein Auto war nicht gerade der privateste Ort, den man sich vorstellen konnte, aber hier hatte sie zumindest ansatzweise das Gefühl, ihre Ruhe zu haben. Sie starrte aus dem Fenster. Die Aussicht hatte sich seit einer ganzen Weile nicht mehr nennenswert verändert. Die Fahrt in die Black-Rock-Wüste dauerte mehrere Stunden, doch Nicole hatte das Gefühl, schon Tage unterwegs zu sein. Obwohl Rawlins eine beachtliche - und vermutlich nicht ganz dem Gesetz entsprechende - Geschwindigkeit vorlegte, wirkte es auf Nicole so, als würden sie kaum vorankommen. Das ewig gleiche Bild der Geröllwüste und des blauen Horizonts in der Ferne machte es nicht viel besser.
    Wie können sich Menschen nur freiwillig nach hier draußen in diese Einöde begeben, überlegte sie. Die Wüste erschien Nicole lebensfeindlicher denn je. Hier gab es nichts Überflüssiges, keinen Luxus, keine Extras. Alles, was hier existierte, war ans bloße Überleben angepasst, kam mit wenig Wasser aus und ertrug stoisch die sengende Hitze.
    Je näher sie Black Rock City kamen, desto größer wurde Nicoles Sorge um Zamorra. Sie hätte alles dafür gegeben, ein Lebenszeichen von ihm zu erhalten, doch sie wusste, dass das sehr unwahrscheinlich war. Und immer noch bot sich ihr das gleiche Bild, eine Mischung aus Staub, trockener Erde und verdorrtem Gras.
    »Das gibt’s doch nicht!«, hörte sie Rawlins plötzlich rufen. Der Wagen kam abrupt zum Stehen, und Nicole ruckte nach vorn, sodass ihr der Sicherheitsgurt unangenehm heftig gegen die Brust drückte.
    »Was ist los?«, fragte sie. »Warum haben wir angehalten?« Sie blickte nach hinten und sah, dass die Fahrzeuge der Polizeieinheit, die ihnen folgten, ebenfalls anhielten.
    »Weil wir am Ziel sind«, erwiderte Rawlins.
    »Aber hier ist nichts«, gab Nicole verwirrt zurück.
    »Genau das macht mir ja Sorgen«, meinte Rawlins und stieg aus dem Wagen. Brad und Nicole taten es ihm nach. »Laut den Koordinaten sollte genau hier eine gewaltige Ansammlung von Wohnwagen, Zelten und sonstigen Unterkünften stehen. Hier sollten sich etwa vierzigtausend Menschen auf halten, aber hier ist absolut nichts.«
    »Vielleicht sind wir irgendwo falsch abgebogen«, schlug Brad vor, was ihm einen genervten Blick von Rawlins einbrachte.
    »Vierzigtausend Menschen, Mr. Kowalski. Sie müssten hier sein. Genau hier, wo wir jetzt stehen. Um uns herum müsste eine der größten Partys überhaupt stattfinden, doch hier ist niemand. Die Wüste sieht so sauber aus wie nach dem Festival, wenn alle wieder verschwunden sind und die Aufräumtrupps den Sand nach jedem Kronkorken und Zigarettenstummel durchkämmt haben.«
    Nicole spürte, wie sich etwas in ihrer Brust zusammenzog. Sie hörte, wie Brad etwas erwiderte und Rawlins wütend knurrte, doch das alles klang dumpf und hohl, als käme es von sehr weit weg. Panik bahnte sich

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