0975 - Burning Man
die Stirn. »Auserwählter? Was meint er damit?«, wollte er von Ms. Duval wissen.
Sie übergab dem Indianer den Schädel mit dem Blut und nahm Brad dann zur Seite. »So wie es aussieht, sind Sie durch Kojotes Pfeil zu einer Art magischem Gefäß geworden.« Sie deutete auf den Indianer, der diverse Utensilien aus seiner Kiste kramte und sie nebeneinander auf den Boden legte.
»Magisches Gefäß? Was…?« Brad trat einen Schritt zurück. Irgendetwas stimmte hier nicht.
Ms. Duval legte ihm eine Hand auf die Schulter, und er musste gegen den Drang ankämpfen, vor ihr zurückzuzucken.
»Hören sie mir zu, Brad«, begann sie langsam und eindringlich. »Wir haben eine Chance die böse Macht, die hierfür verantwortlich ist, zu besiegen und Janet zurückzuholen. Wir können sie retten, aber nur wenn Sie mitmachen. Verstehen Sie das?«
Brad nickte und sah erneut zu Janet. Natürlich verstand er das, er war ja nicht blöd. Er wusste nur plötzlich nicht mehr, ob er das auch wollte. »Was muss ich denn dafür tun?«, fragte er zögerlich.
»Wie es genau abläuft, weiß ich auch nicht«, gab Ms. Duval zu. »Diese spezielle Ureinwohnermagie ist auch mir fremd. Aber wenn ich es richtig verstanden habe, wird der Indianer die Energie, die gegen die böse Macht wirkt, in Sie übertragen. Damit werden Sie zur Waffe, mit der der Feind besiegt werden kann.«
»Was?«, entfuhr es Brad. Das klang nach einer Art Selbstmordkommando. Sein Blick wanderte wieder zu Janet, seiner Janet, der er wirklich gerne helfen wollte. Er hatte einst gedacht, dass er alles für sie tun würde, aber stimmte das wirklich? Wäre er bereit, sein Leben für sie zu riskieren? War sie es tatsächlich wert? Sein Blick schweifte zu der alten Frau in Flamingokleid, über die er sich so schrecklich aufgeregt hatte, bevor dieser ganze Schlamassel begonnen hatte. Was, wenn Janet wirklich einmal so wurde wie sie? Was, wenn sie ständig streiten und sich hassen und sich irgendwann vielleicht sogar scheiden lassen würden? Wäre es dann nicht absoluter Wahnsinn, jetzt sein Leben für sie zu riskieren?
»Brad?«, erklang Ms. Duvals drängende Stimme hinter ihm.
»Ich… ich kann das nicht!«, rief er. »Ich meine, vielleicht gehe ich bei dieser Aktion drauf! Sie haben selbst gesagt, dass Magie eine üble Sache ist, bei der alles Mögliche schiefgehen kann. Es gibt keine Garantie, dass ich das überlebe.«
»Nein«, erwiderte sie ernst. »Die gibt es nicht.«
»Dann mach ich es nicht!«, verkündete er.
»Brad, warum haben Sie Janet geheiratet?«, fragte Ms. Duval.
»Weil… Na ja, weil ich sie liebe. Aber…«
»Genau, weil Sie sie lieben. Wissen Sie, was das bedeutet, Brad? Jemanden zu lieben? Sein Leben mit ihm zu verbringen? Es bedeutet nicht, dass alles so läuft, wie man es gerne hätte. Es bedeutet nicht, dass man den Rest seiner Tage in Harmonie und Seligkeit verbringt. Eine Beziehung bedeutet auch Arbeit. Nicht jeder Tag ist gut. Man versteht sich nicht immer bestens und ist sich auch nicht immer einig. Manchmal streitet man sich, aber auch das gehört zu einer Beziehung dazu. Es kann nicht immer alles rosig sein. Mein Partner Zamorra und ich sind schon eine ganze Weile zusammen, wissen Sie? Und auch wir streiten uns hin und wieder, oder sind zumindest nicht immer einer Meinung. Einmal haben wir uns sogar sehr heftig gestritten. Danach waren wir eine ganze Weile lang getrennt. Damals war ich wütend und bin gegangen. Heute bereue ich diese Entscheidung immer öfter. Wer weiß, was ich in dieser Zeit alles verpasst habe? Als wir wieder zusammen waren, war sicherlich auch nicht jeder Tag harmonisch. Selbst jetzt bin ich fürchterlich wütend auf ihn, weil er mich einfach so stehen gelassen hat und abgehauen ist. Aber meine Angst um ihn ist noch größer als meine Wut. Er ist spurlos verschwunden, und möglicherweise sehe ich ihn niemals mehr. Und das Letzte, was ich zu ihm gesagt habe, war nicht besonders nett. Ich würde alles tun, um ihn gesund wiederzubekommen. Ich würde nicht zögern, mein Leben zu geben, um seins zu retten. Denn das bedeutet es, jemanden von ganzem Herzen zu lieben. Denken Sie nicht, dass Janet das ebenfalls verdient hätte, Brad?«
In ihren Augen schimmerten Tränen, und sie wandte sich ab. Brad war wie betäubt. Er sah zu Janet und erinnerte sich daran, wie er sie zum ersten Mal gesehen hatte. An ihre großen braunen Rehaugen, in die er sich verliebt hatte. Konnte er mit dem Wissen leben, sie im Stich gelassen zu haben, wenn
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