0975 - Burning Man
Resignation in ihren Worten und konnte sie ihr nicht verdenken. Die Kleine war maximal sechzehn und befand sich jetzt schon Zum zweiten Mal binnen einer Stunde in der Schusslinie.
»Weiß noch jemand, wie sie hieß?«, fragte er in die Runde. »Sie wird sich sicher vorgestellt haben, als sie den Prof mitnahm. Es könnte vielleicht ganz hilfreich sein, sie nun beim Namen zu nennen.«
Ouusah May runzelte die Stirn. »Jane? Jane Sidesky?«
»War das eine Antwort oder eine Frage«, seufzte er. Es war hoffnungslos.
»Ann Lively«, knurrte es plötzlich hinter ihm.
Cass kreischte!
Die Flinte hochreißend, wirbelte Ky herum - und sah sich einem Wesen gegenüber, wie er es in seinen wildesten Drogenträumen nicht erblickt hatte. Das musste einer dieser Geisterkojoten sein, von denen Ouusah und der Junge gesprochen hatten! Er kauerte keine drei Meter entfernt zwischen dem Wohnmobil, hinter dem sich Ky und seine Gruppe vor den Schüssen verbargen, und dem danebenstehenden Zelt.
Ky schoss sofort. Mit der Zielsicherheit langer Jahre als Hobbyjäger, traf jede seiner Kugeln ins Schwarze - und ging doch durch den Kojoten, als wäre er nur Luft. Was er zumindest optisch auch ansatzweise war, wirkte das Vieh doch wie eine neonleuchtende, wabernde Fata Morgana.
»Officer Ann Lively«, betonte es ungerührt. »Und sie gehört mir!«
»Oh mein Gott, oh mein Gott!« Cass hatte den Arm ihres Bruders gepackt und klammerte sich so fest an ihn, dass sich das Blut in Lennys Hand staute. »Bring mich hier weg, Lenny. Ich… ich will nach Hause!« Ihre Augen waren groß. »Hat… hat so ein Ding etwa Steve…«
Lenny nickte. Er war kreidebleich im Gesicht.
Der Geisterkojote wandte sich um und schritt gemächlich auf den offenen Containereingang zu.
Ky entsann sich dessen, was Ouusah und der Junge über diese Wesen erzählt hatten. Über ihre Gnadenlosigkeit. Darüber, dass sie - irgendwie; niemand hatte es erklären können - einen Teil ihrer Opfer in sich zu tragen schienen. Und tatsächlich: Das nächste Mal, als sich seine Augen auf die unheimliche Erscheinung fokussierten, war ihm, als sähe er zusätzlich zu dem eigenartigen Quasikojoten auch den Körper eines stämmigen Mannes in Polizeiuniform. Zwei Wesen an ein und demselben Ort. Im selben Körper.
»Was in Jerry Garcias Namen…«, murmelte er, den Lauf seiner Flinte nach wie vor auf das Grauen gerichtet. Doch das Vieh schien sich nicht länger um ihn und die anderen zu kümmern.
Die Blonde! Es war hinter der Polizistin her, die da drin saß und herumballerte.
»Hey!«, schrie Ky in Richtung des Containers. »Hey, Officer Lively! Sie sind in großer Gefahr. Verlassen Sie sofort das…«
Sie ließ ihn nicht ausreden, sondern schoss sofort. Abermals konnte Ky nicht anders, als sich ducken. Die sirrenden Kugeln jagten ihm den Hut vom Kopf.
»Einer dieser Wüstenteufel nähert sich Ihrer Position, Miss! Er wird Sie töten, wenn Sie nicht fliehen!«
Inzwischen war das Wesen an der Tür angelangt. Ky hörte es knurren. Hungrig, gierig.
»M… Mal?« Livelys Stimme war eine Mischung aus Unglauben und nacktem Entsetzen. »Mal, bist du das?«
»Daddy ist wieder zu Hause«, drang es aus dem Maul des Wesens.
Und Lively schrie.
Einem Maschinengewehr gleich, hallten ihre Schüsse durch die Stille der unwirklichen Nacht über der Stadt inmitten der Wüste. Der Kojote blieb unbeeindruckt, drang weiter vor. Dann war er aus Kys Blickfeld verschwunden.
»Ihr bleibt hier, klar?«, befahl der Althippie seinen Begleitern.
»Und du?«, fragte Ouusah besorgt. Sie schien zu ahnen, was jetzt kam.
»Ich muss schauen, ob ich ihr helfen kann. Ich kann nicht hier hocken und es einfach geschehen lassen.«
Cass’ Augen füllten sich mit Tränen. »A… aber es wird Sie töten. Es wird uns alle töten, wenn wir nicht weglaufen. So, wie es Steve…«
»Man sieht sich«, sagte Ky schlicht, stand auf und hechtete los. Er war nie ein Mensch großer Abschiedsszenen gewesen, und er würde auch nie mehr einer werden. Komme, was da wolle.
Vielleicht vier Meter trennten ihre Deckung auf der anderen Straßenseite vom Eingang der Polizeiwache. Ky lief sie mit federndem Schritt und schussbereit erhobener Flinte. Dabei lauschte er auf jedwedes Geräusch, das ihm einen Hinweis über das Geschehen im Inneren des Containers zu geben vermochte.
Livelys Schreie übertönten aber alles, was…
Zwei? Waren das nicht zwei Stimmen? Ein Mann neben Livelys Gekreische? Er… er sagte irgendetwas. Etwas von
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