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0975 - Burning Man

0975 - Burning Man

Titel: 0975 - Burning Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anika Klüver und Simon Borner
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kleinen Bruder an. Er hatte sie schon immer genervt, denn sein Leben, das sich um TV-Serien, Romane und Actionfiguren drehte, war für sie nicht nachvollziehbar. Und jetzt? »Wär das hier nicht so, wie es ist, würde ich dich nun endgültig als für die Menschheit verloren bezeichnen«, murmelte sie.
    Lenny schmunzelte schwach. »Nicht nur du, Schwesterherz. Nicht nur du.«
    Ky Finnegan stand der Mund offen. Die Flinte glitt ihm ganz langsam aus den Fingern und plumpste sanft zu Boden.
    Auch »Ouusah May« war sichtlich perplex. Im Gegensatz zu dem halb nackten Späthippie fing sie sich aber erstaunlich schnell. »Natürlich«, murmelte sie. Dann fuhr sie lauter fort. »Sehen Sie, Finnegan? Es ist ganz, wie ich sagte: Alles ist eins, alles ist Energie. Verschwindet irgendwo etwas, taucht es irgendwo anders wieder auf. Energie-Materie ist frei distribuierbar. Sie kennt keine Grenzen, weder räumliche noch zeitliche.«
    »Der Junge sprach von der Hölle, Alice.«
    »Na und? Meine Mentalreisen mit dem Naturgott Pan führten mich bereits an Orte, die jemandem Ihres Verstandes sogar weitaus exotischer Vorkommen dürften. Warum also sollte es keine Hölle geben?«
    »Die Hölle! Verstehen Sie nicht?« Ky schüttelte den Kopf, als könne er die Gedanken, die ihn sichtlich plagten, dadurch abwehren. »Dieses Ding mit Luzifer, den Teufelchen und dem ganzen Kram! Das können Sie - nicht einmal so jemand Durchgeknalltes wie Sie! - doch nicht ernsthaft glau…«
    Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Denn auf einmal packte Alice Kellerman seinen Kopf, zog ihn zu sich und stopfte ihm den Mund mit dem leidenschaftlichsten Kuss, den Cass je gesehen hatte. Ky war so perplex, dass er reglos verharrte.
    »So, Finnie«, keuchte die Alte, nachdem sie endlich von ihm abgelassen hatte. Ein verruchtes Lächeln umspielte ihre Lippen, und in ihrem Blick lag eine Zufriedenheit, die ihresgleichen suchte. »Und das war deine zweite Lektion: Die größte Macht innerhalb der ganzen Schöpfung ist die der bedingungslosen Liebe. Merk dir das.« Sie nickte Lenny zu. »Okay, Kleiner. Wo steckt dieser Zamorra? Immer noch im Bau?«
    »Ich… ich vermute es«, antwortete dieser. »Hoffentlich. Wenn wir ihn da nicht finden, dann…«
    »Dann gnade uns Gott«, sagte Ky Finnegan und fuhr sich nachdenklich mit der Hand über den Mund. »Oder die Gaswesen deiner dritten Peripherie. Richtig, Alice?« Er zwinkerte ihr zu.
    Kellerman schmunzelte und hakte sich mit einem Arm bei ihm, mit dem anderen bei Cassie unter. »Worauf du deinen faltigen Hintern verwetten kannst, Süßer. Und zum letzten Mal: Nenn mich Ouusah May. Auf geht’s, Lenny: Führe uns zu deinem Höllenkrieger.«
    Und dann, als wäre es das Normalste von der Welt, tat Cass’ Bruder genau das.
    ***
    Las Vegas
    »Du liebe Güte, das ist echt erbärmlich«, murmelte Nicole. Sie steckte den indianischen Dolch in ihren Gürtel und betrat das Büro des Casinobosses. Sie ging an dem Mann auf dem Fußboden vorbei zum Fenster und zog die Jalousien auf. Helles Licht strömte herein und ließ den Raum gleich weniger trostlos wirken. Dann trat sie wieder zu dem ohnmächtigen Mann. »Ich vermute mal, Sie sind dann wohl De Luca«, sagte sie und stieß ihn mit dem Fuß an. Er regte sich nicht. Sie wollte sich schon hinunterbeugen und ihn wachrütteln, als sie den nassen Fleck auf der Vorderseite seiner maßgeschneiderten Anzughose bemerkte. Sie rümpfte angewidert die Nase und trat einen Schritt zurück. »Das darf ja wohl nicht wahr sein. So beängstigend bin ich nun wirklich nicht.« Sie warf einen Blick durch den Raum und entdeckte eine Gießkanne, die neben einem großen Ficus stand. Ohne lange zu überlegen, schnappte sie sie sich und goss den Inhalt über De Lucas Kopf.
    Der Casinoboss kam prustend zu sich, blinzelte und blickte sich verdutzt um. Als er Nicole sah, schrie er auf und versuchte unbeholfen von ihr wegzukrabbeln.
    Sie verdrehte nur die Augen. »Jetzt kriegen Sie sich mal wieder ein, Mister.«
    »Bitte tun Sie mir nichts!«, wimmerte der Mann. »Ich habe doch noch vierundzwanzig Stunden.«
    »Was meinen Sie damit?«, wollte Nicole wissen.
    »Bis ich mich entscheiden muss, ob ich das Angebot von Ihrem Boss annehme.«
    »Mein Boss?«
    »Das Wesen mit den Flammenaugen«, flüsterte De Luca und erschauderte.
    Nicole runzelte verwirrt die Stirn. »Moment mal, ich glaube Sie verwechseln da was. Was ist das für ein Wesen?«
    »Ich habe es beschworen, weil ich mehr Macht und Einfluss wollte«,

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