0975 - Hier wohnt der Tod
setzte sich wieder normal hin. »Wenn Sarah nichts findet, werden wir uns wohl oder übel an einen Fachmann wenden müssen. Die Idee mit der altägyptischen Sekte ist nicht schlecht.«
»Wir kriegen sie durch den Skarabäus.«
»Glaubst du?«
Suko nickte. »Davon bin ich sogar überzeugt. Aber warten wir Lady Sarahs Bericht ab.«
Und der kam schnell. Als das Telefon tutete, wußte ich, daß sie es war.
Meine Müdigkeit war verschwunden. Ich hob ab und hörte einen tiefen Atemzug.
»Hast du es, Sarah?«
»Ja, scheint so…«
»Dann raus mit den Infor…«
»Moment mal, mein Junge. So einfach ist das nicht. Du hast mir alles erklärt, aber ich blieb, ebenso wie du, an der Kleidung hängen. Das rote Tuch, der rote Gürtel, wobei wir den Skarabäus einmal vergessen. Da bin ich fündig geworden. Es gab vor rund tausend Jahren eine Sekte, Clique, Gemeinschaft - wie du sie auch immer nennen willst, die eine derartige Kleidung getragen hat.«
»Wie hießen die Leute?«
Die Horror-Oma machte es spannend. Sehr leise, aber gut verständlich sagte sie: »Es waren die Assassinen. Übersetzt bedeutet das so etwas wie Meuchelmörder. So, jetzt bist du an der Reihe.«
»Ja«, sagte ich, »das bin ich.« Dabei schaute ich Suko an, der mithörte.
Der Name war mir natürlich nicht fremd, und auch bei Suko war ein Licht aufgegangen, das entnahm ich seiner Mimik.
»Willst du weiter zuhören?« fragte Sarah.
»Gern. Ich mußte nur eben meine Überraschung verdauen.«
»Kann ich mir denken. Aber ich will es kurz machen. Ihr könnt euch ja selbst informieren, deshalb lasse ich die Theorien über die Entstehungsgeschichte der Sekte und des Namens weg. Fakt ist, daß man die Assassinen immer wieder mit den Templern in Zusammenhang brachte, damals, vor acht-, neunhundert Jahren. Dieser Orden bestand bereits, als die Templer sich gründeten. Es ist also nicht von der Hand zu weisen, daß er in manchen Dingen als Vorbild gedient hat. Nur möchte ich die Templer nicht als Meuchelmörder bezeichnen, du sicherlich auch nicht, John.«
»Das sind sie bestimmt nicht, abgesehen von den Dienern des Baphomet.«
»Aber die Farben der Ordenskleidung stimmen bei ihnen überein. Die Assassinen trugen weiße Gewänder, von denen sich die Gürtel und Kopfbedeckungen ebenso abhoben wie das Tatzenkreuz der Templer. Beide mußten damals auch ein Ordensgelübde leisten, aber die Templer waren zu mehr Gehorsam verpflichtet, so sie ihrem Anführer, ohne zu fragen, in die Schlacht und in den Tod folgen mußten. Die Assassinen hatten einen anderen Wahlspruch, wie ich herausfinden konnte. Nichts ist wahr, und alles ist erlaubt. Nach dem Motto sollen sie gelebt haben, was auch auf einige Großmeister der Templer passen würde, die ihre Mitbrüder oft genug verachteten.«
»Willst du die Templer und die Assassinen in einen Topf werfen?« fragte ich.
»Nein, das nicht. Ich wollte nur auf ein paar Gemeinsamkeiten hinweisen.«
»Gut.«
»Doch wird es interessieren, wie es zu diesem Namen gekommen ist?«
»Da hast du recht.«
»Dann hör zu. Wer die französische Sprache kennt, wird den Namen mit ›Meuchelmörder‹ übersetzen.«
»Sehr gut«, lobte ich die Horror-Oma. »Von einer derartigen Gestalt habe ich Besuch bekommen.«
»Wahr ist und auch historisch belegt, daß die Assassinen tatsächlich Mordaufträge durchgeführt haben. Ein Assassine ruhte nicht eher, bis er seinen Auftrag erledigt hatte. Und wenn sein Herr ihm befahl, sich selbst zu töten, dann tat er auch das.«
»Danke, das war schon sehr gut. Nur muß ich noch die Verbindung nach Ägypten finden.«
»Das ist möglicherweise gar nicht mal schwer, denn die Assassinen waren nicht gerade beliebt. So sollen sie versucht haben, den mächtigen König Saladin zu ermorden, um eine Einigung zwischen Sunniten und Schiiten zu verhindern. Aber das sage ich nur nebenbei.«
»Das war schon sehr viel, Sarah.«
»O danke. Soll ich weiterhin versuchen, mehr über den Orden herauszubekommen?«
»Du kannst ja Material sammeln. Mir kommt es darauf an, wie ich die Verbindung zwischen dem Meuchelmörder und dem Skarabäus ziehen kann, der aus seinem Auge hervorkroch.«
»Da bin ich auch überfragt.«
»Egal, wir hören wieder, voneinander.«
»Das hoffe ich doch sehr.«
Beide legten wir auf. In unserem Büro entstand eine Schweigepause, denn auch Suko mußte erst nachdenken. »Wie weit bist du, John?«
»Gar nicht weit.«
»Hattest du nicht von einem Sektenexperten gesprochen, mit dem wir uns
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