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0975 - Hier wohnt der Tod

0975 - Hier wohnt der Tod

Titel: 0975 - Hier wohnt der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mit einem noch immer nachdenklichen Gesichtsausdruck versehen: »Die Dinge liegen ja so, Sir James: Wer alles hat, der sucht trotzdem immer wieder nach neuen Herausforderungen. Sie brauchen diesen Weg nicht zu gehen. Bei mir ist das anders. Ich bin selbständig und habe viel Zeit, die ich ausfüllen muß. Wobei meine Frau ebenso denkt.«
    »Das hört sich an, als hätten Sie schon etwas gefunden, Harvey, das Sie weiterbringt.«
    »So ist es.«
    »Gratuliere.«
    Patterson gefiel diese Antwort nicht, denn sie hatte ihn etwas verwirrt.
    »Ich weiß nicht, ob das das rechte Wort ist, Sir James. Für mich allerdings schon, aber Sie sind in diesem Fall nicht eingebunden.«
    »Können Sie mir das erklären?«
    »Gern. Es ist ein neuer Weg. Ein neuer Weg, der mich zurück in die Vergangenheit führte, wo ich ein Ziel sah, das in der Gegenwart sehr wichtig ist.«
    »Hat es einen Namen?« erkundigte sich Sir James. Er griff nach seinem Sherryglas, wollte es anheben, stoppte aber, als er die Antwort vernahm, die zunächst nur aus einem Wort bestand. »Assassinen.«
    Sir James ließ sein Glas los. Es war die einzige Reaktion, die er nach außen hin zeigte. Und er hatte seine Hand auch ziemlich heftig vom Glas wegbewegt, was Harvey Patterson mit einem leichten und amüsiert wirkenden Stirnrunzeln zur Kenntnis genommen hatte. Im Innern des Superintendents sah es anders aus. Er wußte sehr wohl, was die Nennung dieses Namens bedeutete.
    Assassinen, die Meuchelmörder aus dem Mittelalter. Eine Gruppe Sektierer, die sich von der Kirche abgespalten hatten und in etwa mit den »modernen« Selbstmordkommandos in Zusammenhang gebracht werden konnten.
    Harvey Patterson hustete verlegen. »Pardon, Sir James, Sie sind so schweigsam.«
    »Das bin ich in der Tat.«
    »Und meine Antwort hat den Grund dazu geliefert.«
    »Ich streite es nicht ab, Harvey. Und ich will Ihnen sagen, daß ich doch einigermaßen überrascht bin, diesen Namen aus Ihrem Munde zu hören.«
    Patterson verzog säuerlich die Lippen. »Seien Sie mir nicht böse, doch bisher hielt ich Sie für einen Menschen, der versucht, ohne Vorurteile etwas einzuschätzen.«
    »Waren meine Worte ein Vorurteil?«
    »In gewisser Hinsicht schon. Sie waren auch so etwas wie eine Bestätigung für mich.«
    »Hm.« Sir James rückte seine Brille zurecht. »Das begreife ich nicht ganz. Können Sie mich bitte aufklären?«
    »Sagen wir so. Eine Bestätigung dafür, daß es gut ist, daß wir hier zusammensitzen.«
    »Warum?«
    »Ich weiß jetzt, woran ich bin.«
    »Sie sprechen in Rätseln, Harvey.«
    »Meinen Sie wirklich?«
    »Für mich schon.«
    Patterson überlegte einen Moment, bis er nickte. Wie jemand, der sich entschlossen hat. »Ich möchte einen Graben überspringen und die Vorgeschichte weglassen. Kommen wir direkt zur Sache. Ans Eingemachte, wie man auch sagt.«
    »Ich warte, Harvey.«
    Patterson lächelte und erhob sich. Er blieb nachdenklich vor seinem Sessel stehen, was Sir James doch verwunderte. Er stellte keine Fragen, trank statt dessen einen kleinen Schluck Sherry und spürte den Geschmack auf seiner Zunge, der ihn an einen guten, alten und trockenen Wein erinnerte.
    Der Superintendent wußte auch, daß sich Harvey Patterson verändert hatte. Seine Erklärungen hatten darauf hingewiesen. Eine neue Herausforderung beschäftigte ihn. Er interessierte sich für die Assassinen, die Sekte der Meuchelmörder, wie sie auch genannt wurde.
    Aber Patterson sah sie mit anderen Augen.
    Und wie sehe ich diesen Mann? fragte sich Sir James. Die Antwort war nicht schwer für ihn. Ein genaues Urteil konnte er sich nicht erlauben.
    Dafür kannte er ihn einfach zuwenig. Sie hatten im Club hin und wieder Gespräche geführt. Jeder wußte von den anderen, was sie beruflich machten. Mehr aber auch nicht. Über Hobbys hatte man sich nicht unterhalten. Auch nicht über Ideen, über Träume, Wünsche und Ziele.
    Es waren immer nur die oberflächlichen Redereien gewesen, das merkte Sir James jetzt immer deutlicher.
    Und er spürte auch ein gewisses Gefühl der Warnung in seinem Innern.
    Harvey Patterson benahm sich ziemlich seltsam. Sie hielten sich zwar gemeinsam in einem Raum auf, kamen sich aber trotzdem Lichtjahre voneinander getrennt vor. Eine Falle?
    Sir James dachte auch daran. Und dieser Gedanke steckte nicht mal tief in ihm. Er drängte sich immer höher und mahnte den Yard-Mann zu einer gewissen Vorsicht.
    Fragen stellte er keine. Er wußte, daß Patterson in diesem Fall die Regie führte,

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