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0976 - Flügel des Todes

0976 - Flügel des Todes

Titel: 0976 - Flügel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Breuer
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der Anwesenden begeistert zu leuchten. Auch Mostache selbst hielt sich nicht zurück. Er kippte sich den edlen Rebensaft förmlich in den Rachen.
    Lediglich André Goadec schien vorerst genug zu haben. Er stieß sich von der Theke ab und bewegte sich schnaufend durch den Raum, um sich auf einem der freien Stühle niederzulassen. Von seinem Sitzplatz aus beobachtete er das fröhliche, immer ausgelassener werdende Zechen. In Gedanken war er jedoch längst woanders.
    »Ein Engel«, nuschelte er selig beim Gedanken an seine schöne Wohltäterin. »Ein richtiger Engel ist sie!«
    ***
    Unruhig blickte Stephane Chéne seinem Ziel entgegen. Unweit vor ihm erhoben sich die beeindruckenden Mauern des Châteaus. Der Komplex wirkte wie eine Mischung aus mittelalterlicher Burg und halbwegs modernem Schloss.
    Der Besitzer kann sich glücklich schätzen, sinnierte Chéne. Er selbst lebte da seinem schmalen Geldbeutel entsprechend durchaus bescheidener.
    Der junge Mann lag bereits seit einer ganzen Weile auf der Lauer und hatte es sich auf einer mitgebrachten Decke bequem gemacht. Zunächst war er Zeuge geworden, wie ein riesenhafter, aus dem Dorf kommender Cadillac über die Zugbrücke auf das Gelände des Châteaus fuhr. Danach erschien eine ältere, stocksteife Gestalt vor dem Schloss, bei der es sich der Tracht zufolge nur um eine Art Butler handeln konnte. Hingebungsvoll begann der Alte damit, die Kreidesymbole rund um die Anlage zu überprüfen und bei Bedarf zu erneuern. Dabei ging er mit einer geradezu ungeheuerlichen Akribie vor, die ganz entsetzlich an Chénes Nerven zerrte.
    Das ist doch völlig meschugge, dachte der junge Franzose kopfschüttelnd, während er den Butler beobachtete. Seine Auftraggeberin hatte ihm wirklich nicht zu viel versprochen. Der Hausherr schien tatsächlich einen ganz schönen Spleen zu haben…
    Entnervt blickte Chéne auf die Uhr. Es war bereits später Nachmittag und am Himmel zeichnete sich der drohende Sonnenuntergang ab. Unten, im Dorf, liefen die Vorbereitungen für das Fest immer noch auf Hochtouren. Glaubte er dem Lärm, den der Wind aus dem Ort zu ihm hinauf wehte, hatte es sogar schon begonnen.
    Janine … Bis jetzt hatte er noch keine Gelegenheit gehabt, sich mit ihr zu treffen, doch Chéne fieberte der Begegnung förmlich entgegen.
    Bis dahin würde es jedoch ganz offensichtlich noch ein Weilchen dauern, denn der Butler legte keine sonderliche Eile an den Tag. Im Gegenteil, er arbeitete absolut gewissenhaft.
    Chéne seufzte leise und zog eine der mitgebrachten Bierdosen aus dem Rucksack. Er hatte sich wohlweislich darauf eingerichtet, das Château erst einmal in Ruhe auszuspähen, aber dass er so lange hier oben die Stellung halten müsste, war ihm nicht in den Sinn gekommen.
    Natürlich, die Fremde hatte im Voraus gezahlt und sie konnte nicht mehr kontrollieren, ob Stephane den ihm erteilten Auftrag tatsächlich ausführte. Aus diesem Grund hatte er während der vergangenen Minuten auch überlegt, ob er nicht einfach wieder kehrt machen sollte, ohne etwas zu tun. Tief in seinem Inneren sträubte er sich jedoch dagegen. Irgendetwas im Blick seiner geheimnisvollen Auftraggeberin faszinierte ihn auch im Nachhinein immer noch so stark, dass ihm dergleichen niemals ernsthaft in den Sinn gekommen wäre.
    Er fragte sich, was für Bande zwischen ihr und dem Schlossherrn wohl bestehen mochten. Vielleicht eine Art nachbarschaftlicher Kleinkrieg? Doch es war unnütz, weiter darüber nachzudenken. Für Chéne zählte lediglich, dass sie ihn gut für die ganze Sache entlohnt hatte und deshalb würde er auch alles tun, um seinen Verpflichtungen nachzukommen.
    Dennoch hoffte er insgeheim, dass er die Fremde nach erfolgreicher Erledigung wiedersah.
    Immer wieder hatte er in den letzten Stunden kurz an sie denken müssen und zeitweise war es ihr sogar gelungen, das aufregende Gedankenbild von Janine aus seinem Kopf zu verdrängen. Abermals seufzte Chéne und öffnete die Bierdose. Er verfluchte sich dafür, nicht auch an einen kleinen Imbiss gedacht zu haben, denn alles sah nach einem langen Nachmittag aus. Mit großen Schlucken ließ er den kalten Gerstensaft seine Kehle hinunter rinnen, während der Butler unermüdlich seinen Weg rund um das Château fortsetzte. Chéne hatte die geheimnisvollen Symbole vor dem Eintreffen des Alten bereits selbst kurz untersucht. Sie waren tatsächlich vom Regen ordentlich in Mitleidenschaft gezogen worden, sodass der Butler nun ausreichend zu tun hatte.
    Vorsichtig

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