0976 - Flügel des Todes
erklärte der Anzugträger. »Ich kenne die Menschen hier, aber Sie habe ich noch nie gesehen!«
Stephane machte eine Kopf bewegung in die Richtung, in der er das Château vermutete. »Sie leben da oben, oder?«, fragte er.
Er musterte den angeblichen Professor und die merkwürdige Silberscheibe in dessen Hand. Die Symbole darauf erinnerten ihn nur allzu deutlich an jene Kreidezeichen, die er am vorangegangenen Abend akribisch fortgewischt hatte.
»Ganz recht«, erwiderte Zamorra.
Im gleichen Moment spürte Stephane, wie Janine seinen Arm um ihn schlang. »Du kannst dem Professor vertrauen«, flüsterte sie. »Wir sind jetzt sicher!«
Er blickte Janine an. Ihre Augen glänzten und das reichte ihm. Wenn sie Zamorra traute, dann konnte er das auch!
»Was ist heute Nacht geschehen?«, fragte er den Professor.
Zamorra hakte das silberne Amulett an einer Halskette ein und ließ es unter dem Hemd verschwinden. »Dieser Wein hier war an allem schuld«, erklärte er dann. »Jeder, der von ihm getrunken hat, war danach nicht mehr er selbst.«
Stephane schüttelte sich. Immer noch schauderte ihn. »Ja, das haben wir gemerkt«, antwortete er. »Aber das ist noch nicht alles! Wir sind von einem Monster angegriffen worden.«
»Ein geflügelter Dämon?«, fragte Zamorra und fuhr auf Stephanes Nicken fort: »Sie müssen keine Angst mehr vor ihm haben. Ich habe ihn ausgeschaltet!«
Der junge Mann blickte den Parapsychologen fasziniert an. »Ich dachte, Dämonen und Monster gibt es nur in schlechten Horrorfilmen«, murmelte er.
Zamorra seufzte unwillkürlich. »Schön wär’s«, gab er trocken zurück.
»Was ist mit den anderen?«, schaltete sich Janine ins Gespräch ein. »Werden sie wieder gesund?« Schaudernd dachte sie zurück. »Meine Eltern haben ebenfalls von dem Wein getrunken«, erklärte Janine.
Ein beruhigendes Lächeln trat auf die Lippen des Parapsychologen. »Wir arbeiten daran«, antwortete er. »Ich habe ein wirksames Heilmittel gegen die Besessenheit entwickelt. Alle werden wieder normal werden, das kann ich versprechen! Seid ihr denn soweit in Ordnung?«
Stephane und Janine nickten einstimmig.
Zamorra lächelte noch einmal aufmunternd. »Wir müssen jetzt weiter«, ließ er wissen. Er richtete sich wieder auf. »Es sind noch einige Leute im Dorf zu behandeln. Wir können uns aber gerne später weiter unterhalten.«
Er winkte dem jungen Pärchen noch einmal zu und verschwand dann mit seiner Gefährtin wieder auf den Flur. Ihre Schritte entfernten sich.
»Wie ein staubtrockener Professor sah er eigentlich gar nicht aus«, stellte Stephane verwundert fest und blickte seine Gefährtin an.
Janine grinste breit. Sie war unendlich erleichtert darüber, dass die schrecklichen Ereignisse dieser Nacht ein gutes Ende genommen hatten.
Sie sprang vom Boden auf und griff nach Stephanes Hand. »Komm jetzt, wir müssen nach meinen Eltern sehen«, erklärte sie.
Willig ließ sich Stephane mitziehen und gemeinsam machten sie sich auf die Suche.
***
Während er gemeinsam mit Nicole das Dorf nach weiteren Besessenen durchkämmte, dachte Zamorra zurück.
Gleich, nachdem die unmittelbare Bedrohung vorüber war, hatte er mit dem Brauen des Heilmittels begonnen. Mostache war sein erster Patient gewesen.
Und wie sich zeigte, erfüllte der uralte Blutstein tatsächlich seinen Zweck. Der Wirt war noch etwas benebelt und hatte die Erinnerung an die letzten Stunden verloren, aber es ging ihm soweit gut. Erleichtert hatte man den bannbrechenden Trunk also den Besessenen auf dem Schlosshof und im Tal eingeflößt. Versprengte Opfer gab es bis jetzt kaum. Fast das gesamte Dorf schien sich in der Nacht auf den Weg zum Château gemacht zu haben. Im Ort selbst waren sie bislang nur auf das junge Pärchen gestoßen, welches sich jedoch als gesund erwiesen hatte.
Nicole hatte ihren Wagen auf dem Dorf platz geparkt. Im Kofferraum des Fahrzeugs befanden sich mehrere Kanister des heilenden Gebräus.
»Wir haben riesiges Glück gehabt«, stellte die Französin fest. Nachdenklich kickte sie ein Steinchen über den Gehweg.
Zamorra nicktelangsam. Sie blieben vor dem nächsten Haus stehen. »Das stimmt, trotzdem hat es zwei Tote gegeben«, antwortete er. Gleich nachdem sie das Dorf betreten hatten, waren sie auf die Leichen der beiden Polizeibeamten aus Feurs gestoßen. Sobald alle Dorfbewohner kuriert waren, wollte sich Zamorra mit den zuständigen Behörden im Nachbarort in Verbindung setzen. Aber das hatte noch Zeit. Jetzt war es
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