0977 - Gefahr für die Blaue Stadt
zur Sicherheit, wie sie sich sagten. Einfach mal so.
Wenige Dutzend Meilen Luftlinie von ihnen entfernt fuhren zwei Frauen in einem schwarzen Cadillac in genau die Gegend, die zu verlassen die Fischer es plötzlich nicht eilig genug haben konnten.
***
»Bist du sicher, dass dir euer Pascal nicht einfach einen Streich spielen will?«
Ungläubig sah Monica Peters sich um: Soweit das Auge reichte nichts als Sumpf. Bäume von der Größe mehrstöckiger Häuser ragten in den immer dunkler werdenden Abendhimmel, und der Boden hier draußen hatte seine Bezeichnung alles andere als verdient. Angewidert verzog sie das Gesicht, als ihr Fuß zum wiederholten Mal nicht auf festem Grund, sondern im Wasser landete, das dieses Gebiet inmitten des Everglade National Parks zu einem regelrechten Schweizer Käse machte.
»Die Schuhe kannst du vergessen, fürchte ich«, sagte Nicole. Zamorras langjährige Arbeits- und Lebenspartnerin schritt neben ihr her.
»Mit Sicherheit. Aber wir mussten ja unbedingt die letzten paar hundert Meter zu Fuß zurücklegen.«
»Hey, siehst du vielleicht hier irgendwo eine Straße?«, erwiderte die Freundin gelassen. »Oder zumindest ein Stück Land, das stabil genug ist, einen Caddy zu tragen?«
»Okay, okay, du hast ja recht.« Monica seufzte - und als sie den nächsten vorsichtigen Schritt machte, landete sie bis zur Hälfte ihres Unterschenkels im kühlen Nass zwischen den Halmen. So viel zu meiner Hose … »Wenn Robert sich das nächste Mal einen Oldtimer anschaffen will, werde ich ihn bitten, stattdessen auf ein Luftkissenboot zu setzen. Oder eines dieser Hybridfahrzeuge, die zu Lande und im Wasser einsetzbar sind.«
»So nah an den Everglades sicher nicht die schlechteste Idee. Kommt ihr eigentlich oft hier raus?«
Sie schüttelte den Kopf. »Wozu? Hier ist doch nichts. Uschi und ich können uns Schöneres vorstellen, als bis zu den Waden in Schlamm und bakterieninfiziertem Wasser zu waten. Und Robert hat meist mehr als genug Arbeit zu erledigen, als dass er sich für Naturerkundungen begeistern könnte, die nicht auch noch einen geschäftlichen Nutzen hätten.«
»Aber um deine Frage zu beantworten: Pascal scherzt nicht«, sagte Nicole. »Nicht in diesen Dingen. Wenn er sich meldet, dann meint er es ernst.«
Monica seufzte - und schlug ein Insekt tot, das sich auf ihren Hals gesetzt hatte. Nichts anderes hatte sie befürchtet. »Und wo ist nun dieser Schuppen?«
»Nicht so ungeduldig. Sofern mich mein Orientierungssinn nicht im Stich lässt, sind wir so gut wie da.«
»Schon seltsam.«
Nicole hob eine Braue und sah Monica skeptisch an. »Was?«, fragte sie herausfordernd.
»Ich lege zwar keinerlei Wert auf ein riskantes Abenteuer, aber irgendwie… Irgendwie wäre ich jetzt regelrecht enttäuscht, wenn uns am Ende unseres Weges keines erwartet. Ich meine: Da staksen wir mutterseelenallein durchs Naturschutzgebiet, in dem jeden Moment ein Alligator oder eine Schlange unseren Weg kreuzen und Lust auf ein Abendessen bekommen könnte…«
Nicole lachte leise.
Monica ignorierte sie. »… verzichten aus lauter Dringlichkeit sogar darauf, Zamorra und Robert Bescheid zu geben, nur Uschi haben wir gesagt, dass es später wird - und dann soll all das umsonst gewesen sein? Nee, da wäre ich echt sauer.«
»Du willst ein Abenteuer, aber kein anstrengendes.«
»Ja«, sagte Peters gedehnt und nickte. »So in etwa könnte man das ausdrücken.«
»Na dann mal los.« Nicole trat zur Seite und gab die Sicht auf ein Haus frei, das vielleicht zwanzig Meter weiter vorn inmitten des Sumpfdschungels stand. Sie waren am Ziel.
Das Haus wäre in früheren Zeiten sicher einmal als imposant durchgegangen. Dachte man sich die überdeutlichen Verfallspuren, den Pflanzenwildwuchs und die zerbrochenen Fensterscheiben weg, verströmte es - architektonisch wie atmosphärisch - den Charme einer mondänen Südstaatenplantage.
»Als würde jeden Moment eine kittelbeschürzte Hausangestellte ein Tablett mit selbst gemachter, eisgekühlter Limonade zu den Herrschaften auf die Veranda hinausbringen«, murmelte Monica und ließ den Blick über die bessere Ruine gleiten. »Wie ein Gruß aus vergangenen Tagen.«
»Mhm«, machte Nicole. »Geht mir genauso.«
»Und hier soll…?«
Sie nickte. »Sagt Pascal. Angeblich erwartet uns seine Kontaktperson im Innern des Gebäudes.«
Monica sah an sich hinab und zu ihren teuren Schuhen, die vollkommen im Wasser standen. »Wollen wir hoffen, dass es dort noch festen Boden
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