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0977 - Gefahr für die Blaue Stadt

0977 - Gefahr für die Blaue Stadt

Titel: 0977 - Gefahr für die Blaue Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred H. Rückert und Simon Borner
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gibt!«
    Einige Minuten und den ein oder anderen entsetzten Aufschrei der in kleinere Sumpflöcher stürzenden Monica später erreichten die Freundinnen die steinernen Stufen, die zur Veranda des verfallenen Anwesens führten. Auch auf ihnen wuchs wild das Gras. Die Bohlen, aus denen der eigentliche Vorbereich des Hauses gezimmert war, waren an mehreren Stellen aufgebrochen. Dort ragten Schilf pflanzen in die Höhe. Nirgends fand sich ein Anzeichen menschlichen Lebens, auch nicht in den Fenstern. Diese waren, so ihr Glas nicht blind geworden war und das, was hinter ihm lag, neugierigen Blicken entzog, mit rissigen Brettern vernagelt.
    »Hallo?«, rief Nicole, trat zu der schweren Eichentür und klopfte laut. »Misses Pettigrew? Nicole Duval und Monica Peters. Monsieur Lafitte hat unser Kommen angemeldet.«
    Nichts geschah.
    »Misses Pettigrew?«, wiederholte sie. »Hören Sie mich?«
    »Ich hab’s doch geahnt«, murmelte Monica. »Der veralbert uns. Der sitzt in seinem Recherchierzimmerehen und hält sich gerade vor Lachen den Bauch, nur weil wir zwei treudoofe Grazien nichts Besseres…«
    »Kommst du?«, unterbrach Nicole ihre Tirade. Ohne dass es Monica aufgefallen wäre, hatte sie kurzerhand die Klinke der Haustür heruntergedrückt und die zu ihrer beider Überraschung unverschlossene Tür geöffnet. Jenseits der Schwelle herrschte ewig scheinende Dämmerung.
    Schweigend traten die beiden Frauen ein und fanden sich in einem weitläufigen, bis zur Hausdecke reichenden Foyer wieder. Rechts und links gingen weiß lackierte Türen in Nebenräume ab, doch der Blickfang lag direkt vor ihnen: Eine vor Jahrzehnten sicher prächtig gewesene Freitreppe - die Stufen aus Marmor, das Geländer aus kunstvoll gedrechseltem Edelholz - führte in die beiden oberen Stockwerke, die über Galerien mit ihr verbunden waren. Gewaltige Spinnweben hingen in den Ecken, und eine daumendicke Staubschicht bedeckte nahezu jeden Quadratzentimeter ebener Fläche.
    »Hier ist kein Mensch«, sagte Monica. Obwohl es unsinnig anmutete, sprach sie leiser als normal. Das war vermutlich der Atmosphäre geschuldet.
    Nicole nickte irritiert. »Dem Staub nach zu urteilen stimme ich da zu… Wir müssten wenigstens Pettigrews Fußspuren sehen, oder?« Sie runzelte die Stirn. Die ganze Situation schien sie gewaltig ins Grübeln zu bringen.
    »Misses Pettigrew«, rief nun Monica. »Juhu, der Besuch ist da!«
    »Spar dir den Spott. Lass uns lieber mal in einem der Nebenräume nachsehen. Vielleicht ist der Alten, die Pascal uns versprochen hat, ja etwas zugestoßen.«
    »Aye, Aye, Captain.« Monica deutete einen militärischen Gruß an und folgte Nicole zur ersten Tür.
    ***
    »Haus zwei«, seufzte Monica, »Menschen null.«
    Nicole konnte es ihr nicht verdenken. Sie hatten nun Küche und Kaminzimmer des Anwesens kontrolliert - die beiden gewaltigen Räume, aus denen der Rest des Erdgeschosses bestand - und waren genauso ratlos ins Foyer zurückgekehrt, wie sie aus diesem aufgebrochen waren.
    »Keiner da«, sagte sie leise.
    »Lass uns zurück zum Auto gehen«, schlug Monica vor. »Wenn wir uns beeilen, schaffen wir’s noch zum Treffen mit Uschi, bevor die Boutiquen schließen. Bei meinem Anruf nach Pascals Botschaft von vorhin sagte sie, dass sie noch eine Zeit lang bummelt und auf uns wartet.«
    »Keine gute Idee«, murmelte Nicole. »Pascal würde Zamorra und mich nie grundlos alarmieren. Wenn er sagt, hier ist etwas, dann ist hier auch etwas.«
    Monica breitete die Arme aus. »Was brauchst du denn noch? Siehst du jemanden, den ich nicht sehe?«
    »Vielleicht ist ja genau das der Punkt. Das Fehlen eines Beweises für Pascals Warnung mag genau dieser Beweis sein.«
    »Du meinst, gerade weil wir nichts Bedrohliches feststellen, muss es da sein?«
    Nicole nickte.
    »Mit der Logik lässt sich aber echt alles belegen!«, murrte Monica. Dennoch folgte sie der Freundin die beunruhigend knarrende Freitreppe hinauf ins erste Obergeschoss.
    Sie hatten bereits zwei Zimmer erfolglos durchsucht, als sie Tür drei öffneten - und sich alles änderte.
    »Was zum…«
    »Spürst du das auch?«, stöhnte Nicole. Schwankend sah sie sich um und ihre Begleiterin mit kreidebleichem Gesicht am Türrahmen lehnen. »Als würde sich… deine Kraft…«
    Weiter kam sie nicht. Irgendetwas schien ihr sämtliche Kraft und Selbstbeherrschung aus dem Leib zu saugen, und Monicas Anblick nach zu urteilen, ging es ihr genauso. Nicole war, als drehe sich das Haus plötzlich vor ihren

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