0979 - Der Nachfolger
Trotz aller Demütigungen, die der Mächtige hatte hinnehmen müssen, besaß er dennoch genügend Selbstvertrauen und Zuversicht, daß Samkar nicht den Befehl geben würde, einen ehemaligen Mächtigen von irgendwelchen subalternen Androiden niederschießen zu lassen. Gleichgültig, was man mit Kemoauc vorhatte - Samkar würde die Exekution selbst vornehmen wollen.
Infolgedessen hatte es Kemoauc mit Samkar selbst zu tun, und während Kemoauc keinerlei Hemmung kannte, seinen Widersacher auszuschalten, würde Samkar vorher wenigstens mit ihm reden wollen.
Kemoauc rechnete die Richtigkeit dieser eher robotpsychologischen Überlegungen durch, und er kam zu dem Ergebnis, daß er auf diesen Gedanken seinen Plan jetzt aufbauen konnte.
Kemoauc verschärfte seine Gangart. Er wollte einige Überraschungen für den Stählernen vorbereiten.
*
Samkar betrachtete die Bearbeitungszelle.
Er winkte einen seiner Untergebenen heran.
Mit einer weit ausholenden Bewegung umfaßte er die gesamte Anlage.
„Zerstört das", sagte er ruhig.
„Wir werden die Anlage vernichten", erklärte der angesprochene Androide.
Es würde keinen zweiten Samkar geben. Der Umwandlungsprozeß war abgeschlossen und in seiner Art einmalig und’ nicht wiederholbar. Was brauchte er dann noch diese Maschinerie?
Samkar sah an seinem neuen Körper hinab. Er konnte’zufrieden sein.
„Habt ihr Kemoauc wiedergefunden?" wollte Samkar wissen.
Er konnte seinen Untergebenen sehen. Der Leiter des Jagdkommandos machte ein zerknirschtes Gesicht.
„Er ist uns wieder entwischt", sagte er kläglich. „Vermutlich in die äußeren Bezirke, und je weiter er sich vom Zentrum entfernt, um so mehr Möglichkeiten hat er, sich zu verstecken."
„Ich weiß das", antwortete Samkar.
„Sind Wachen aufgestellt?" fragte er nach kurzem Zögern. „Und wenn ja, wo?"
Der Androide zählte auf. Offenbar war die ganze Besatzung der Fabrik zur Zeit damit beschäftigt, hinter dem Mächtigen herzujagen. Fangen würde man ihn voraussichtlich nicht, dazu war ein Mächtiger zu gerissen.
Samkar würde sich selbst bemühen müssen, wollte er Kemoauc fassen.
Einen Augenblick lang überlegte Samkar eine rasche grundsätzliche Lösung des Probems - er konnte mitsamt den Androiden die Fabrik verlassen und sie in einer atomaren Explosion vergehen lassen. Damit wäre das Problem Kemoauc endgültig und sicher gelöst worden. Eine so brutale Vorgehensweise entsprach allerdings weder Samkars Denken, noch stimmte sie mit seinen Direktiven überein.
„Was tun wir, wenn wir ihn finden? Schießen?"
„Nur mit betäubenden Waffen", bestimmte Samkar. „Ich will ihn lebend haben."
„Der Flüchtige wird kaum soviel Rücksicht auf uns nehmen", sagte der Androide. Einen stärkeren Hinweis erlaubte er sich nicht.
Samkar antwortete nicht darauf. An irgendwelche Hilfsquellen kam der Mächtige nicht heran, jetzt nicht mehr. Alle Arsenale und Schalträume waren gesichert und bewacht. Kemoauc hatte sich verflüchtigen müssen, um in einen dieser Räume hineinkommen zu können.
Wohin sonst konnte sich der Mächtige wenden? Und was konnte er planen?
Die Tatsache, daß er Samkars Wandlungsprozeß hatte stören wollen, bewies, daß Kemoauc vor nichts zurückschrecken würde.
Nach kurzem Überlegen kam Samkar zu der Erkenntnis, daß Kemoauc höchstwahrscheinlich versuchen würde, die gesamte Anlage zu zerstören. Mittel dazu konnte er nur in dem kleinen Raumschiff finden, mit dem er die Fabrik erreicht hatte.
Folglich mußte sich Samkar dorthin bemühen, wenn er Kemoauc fassen wollte.
Samkar überlegte, ob er jemanden mitnehmen sollte. Er entschloß sich dazu, allein zu gehen.
Mit stiller Freude machte sich Samkar auf den Weg. Es würde ein interessanter Kampf werden. Wer diesen Kampf gewinnen würde, stand für Samkar von vornherein fest.
*
Kemoauc wartete geduldig.
Jede Hast konnte seinen Plan seheitern lassen. Mit einem Gegner wie Samkar durfte man nicht leichtsinnig verfahren. Wer diesen Kampf gewinnen würde, stand für Kemoauc von vornherein fest - wer den ersten Fehler machte, hatte ausgespielt. Bei der Güte der Gegner würde es keinen zweiten Fehler mehr geben.
Es war ruhig in diesem Bereich der Weltraumfabrik. Das lag hauptsächlich daran, daß die ganze riesige Maschinerie stillgelegt worden war, nachdem das Ziel aller Bemühungen erreicht war. Die Fertigungsbänder standen still und konnten Staub ansetzen wie die Geräte in den biologischen Labors ...
Kemoauc hockte
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