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098 - Horrortrip ins Tal der Toten

098 - Horrortrip ins Tal der Toten

Titel: 098 - Horrortrip ins Tal der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Orlik
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Zondern ging langsamer und blieb schließlich stehen. Er grinste. Viel fehlte nicht, und er hätte sich vor Vergnügen auf die Schenkel geschlagen.
    Daß ich erst jetzt daran denke! Mann, was Besseres kann mir gar nicht passieren. Das Tal ist abgeschnitten. Ich bin abgeschnitten. Das sicherste Versteck! Bis die das frei schaufeln oder sprengen. Bis dahin wächst mir ein Vollbart, und ich verkauf mich als Weihnachtsmann!
    Und wenn Hubschrauber landen, überlegte er, und das Dorf evakuiert wird – na, dann komme ich aus meinem Versteck, bin der einzige Talbewohner und fresse die Vorratskammern leer.
    Versteck? Sollte er in die Höhle zurückgehen? Dort lag noch sein Rucksack. Aber der konnte warten. Wie er vorausgesehen hatte, spürte er jetzt quälenden Durst. Irgend etwas zu trinken mußte er sich organisieren.
    Langsam ging er weiter. Kalter Wind trocknete ihm den Schweiß von der Stirn. Seltsam! Trotz Mondlicht sah man nicht viel. Jetzt erreichte er den Talknick.
    Die Umrisse des Schlosses auf der felsigen Höhe waren kaum zu erkennen.
    Auch vom Dorf sah er nichts. Schliefen die Einwohner schon? Er wußte wo es lag. Die Straße führte zwar direkt zum Schloß hinauf, aber ein sandiger Zubringer zweigte ab.
    Wenn er den nicht verfehlte, war er bald bei den Hütten.
    Er ging jetzt rasch, war wachsam, vertraute seinem Gehör. Auf dem Grünstreifen kämmte der Nachtwind dürre Gräser. In der Nähe war ein Sumpf. Er hörte, wie es gluckerte und Blasen zerplatzten.
    Aus der Dunkelheit erhoben sich Klötze. Die Häuser. Als er sich an eine Wand preßte, roch er die trockenen Balken. Seine Hand tastete an ein Fenster. Es stand offen. Er hörte den regelmäßigen Atem Schlafender. Wie eine krabbelnde Riesenspinne suchte seine Hand die Fensterbank ab. Nein, hier stand nichts. Auf eine Flasche hatte er gehofft, die in der Nachtluft kühlen sollte.
    Er schlich weiter. Es gab keine geteerten oder gepflasterten Straßen. Die Wege bestanden aus gestampftem Lehm. Nirgendwo Licht. Das Dorf war ohne System angelegt, keine Straßen durchzogen es.
    Er kam an einem Schweinestall vorbei. Die Tiere grunzten. Spanferkel am Spieß, dachte Zondern und leckte sich die Lippen.
    Im nächsten Moment duckte er sich hinter einen Leiterwagen, an dem noch Heu hing. Es duftete angenehm. Vor dem Haus saßen Menschen. Ein aufflammendes Zündholz hatte ihn gewarnt. Bänke. Drei, vier Personen. Stimmengemurmel. Er spitzte die Ohren.
    Die Mundart klang fremd, durchsetzt mit Kehllauten und italienischen Brocken. Er verstand nicht alles, aber soviel hörte er heraus: die Stromversorgung war ausgefallen. Das bedeutete, wie ein Alter maulend feststellte: kein Fernsehen, kein elektrisches Licht, auch die Eisschränke funktionierten nicht.
    Jetzt sprach niemand mehr. Warum der Strom ausgefallen war fragte keiner. Aber Zondern wußte es: Der Felsrutsch am Taleingang hatte die Leitungen zerstört.
    Er pirschte über einen Weg zwischen Scheunen und begegnete niemandem. Als er sich der Rückseite des Gasthauses näherte, roch er Bier.
    Die Kästen, mit vollen und leeren Flaschen, standen hinter dem Haus, waren übereinander an die Wand gestapelt. Hier stahl niemand.
    Die erste Flasche trank er leer ohne abzusetzen, die zweite halb. Zwei nahm er in jede Hand, eine schob er in den Gürtel. Nach wenigen Minuten war er wieder auf der Straße. Ungesehen marschierte er zu seinem Versteck zurück.
    Nach einem knappen Kilometer merkte er, daß ihm jemand entgegenkam. Er sah ihn nicht, hörte aber schlurfenden Schritt. Rasch sah er sich nach einem Versteck um. Aber die Stelle war ungünstig. Rechts nur wenige Meter bis zur steilen Felswand, links glucksender Sumpf.
    Also lieber zum Fels!
    Aber er trat auf Splitt. In der Stille war das Knacken weit hörbar.
    Die Schritte hielten an.
    Zondern blieb stehen. Ein ekelerregender Geruch wehte ihm entgegen. War das der Sumpf? Er atmete flach und nur durch den Mund.
    Wieder näherten sich die Schritte. Sie kamen auf ihn zu.
    Jetzt sah er die Umrisse einer hochgewachsenen Gestalt. Ein Mann. Und natürlich sah der ihn auch. Seine Konturen zerflossen. Vielleicht lag das an dem hellen Kittel, den er trug.
    Fünf Schritte noch zwischen ihnen, höchstens. Der Geruch wurde unerträglich.
    „Hallo“, meinte Zondern rauh. „Auch so spät unterwegs?“ Keine Antwort.
    Die Gestalt duckte sich etwas. Nicht ängstlich, eher lauernd, wie sprungbereit. Noch zwei schlurfende Schritte…
    Zondern begriff. Blitzartig wurde ihm

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