0981 - Helfer der Kosmokraten
einer Schlucht, die tief in den Boden schnitt. Das Hindernis tauchte so überraschend vor ihr auf, daß sie sich an einem niedrig hängenden Ast festhalten mußte, sonst wäre sie in den Einschnitt hinabgestürzt.
Das knurrende Schnarren kam irgendwo aus der Höhe. Lyn manövrierte sich vorsichtig durch das Gebüsch am Rand der Schlucht und kam an eine Stelle, von der sie freien Ausblick hatte. Der Einschnitt war über zehn Meter breit, und die jenseitige Felswand stieg steil in die Höhe. Der Boden der Schlucht verlor sich im Dunkel. Lyn hörte ein Wasser rauschen.
Die sechsbeinige Katze saß etwa fünf Meter über ihr auf der anderen Seite. Sie kauerte auf einem Felsvorsprung. Lyn schauderte bei ihrem Anblick. Das Tier, offenbar eine Echsenform, war über drei Meter lang.
Die Haut war geschuppt und schimmerte unter einem schleimigen Überzug. Der gedrungene Schwanz peitschte mit wütenden Schlägen durch die Luft und gegen den Fels. Die drei Beinpaare waren in regelmäßigen Abständen längs des Rumpfes angeordnet und endeten in platten, tellerähnlichen Füßen. Der kleine, platte Schädel war auf dem kräftigen Hals weit nach vorne gereckt. Die gelben Augen blitzten tückisch, und aus dem fischartig aufgestülpten, ringsum mit Sensorfäden besetzten Maul drang das wütende Schnarren, das Lyn bis zum Waldrand hinüber gehört hatte.
Die Aufmerksamkeit der Bestie war auf einen Punkt an der jenseiti. gen Felswand gerichtet. Lyn bemühte sich, ihrer Blickrichtung zu folgen, und hätte vor Schreck fast aufgeschrien. In einer Felsspalte hing Hormel Dan.
Die Spalte war abwärts geneigt, so daß Hormel sich an den Wänden zu beiden Seiten festhalten mußte, um nicht in die Tiefe zu stürzen. Daß er überhaupt bei Bewußtsein war, grenzte ans Wunderbare. Lyn erkannte den Grund. Die Spalte war mit totem Laub und Moder gefüllt und besaß einen weichen Untergrund.
Die Katzenechse konnte von ihrem Standort aus wahrscheinlich nur Hormels Beine aus dem Spalt hervorbaumeln sehen. Das war genug, um ihre Gier zu wecken, aber es gab von ihrem Standort keinen gangbaren Weg, der zu ihrem Opfer führte.
Lyn richtete sich auf. Sie winkte Hormel zu und rief: „Bist du verletzt?"
„Ein paar Schrammen, weiter nichts." Er schüttelte den Kopf. „Verdammt viel Glück gehabt. Was ist überhaupt los?"
Die Katze begleitete die laut geführte Unterhaltung mit wütendem Knurren und Schnarren. Aus tückischen Augen musterte sie Lyn, aber obwohl sie sich in überhöhter Position befand, schreckte sie vor dem Sprung über die zehn Meter breite Schlucht offenbar zurück. Dadurch bekam Lyn Mut. Sie hob ein paar Steine auf und schleuderte sie nach der Bestie. Eines der Geschosse traf den plattgedrückten Schädel. Das Tier fauchte, wirbelte herum und sprang mit einem Satz auf einen höher gelegenen Vorsprung, um den Wurfgeschossen zu entgehen.
Da sah Lyn, was sie angerichtet hatte. Von dem höheren Vorsprung aus führte eine Felsleiste linker Hand zu dem Spalt hinüber in dem Hormel Dan hockte. Auch die Katze hatte mit dem sicheren Instinkt des Jägers diesen Pfad bereits entdeckt. Das Schnarren verstummte. Den häßlichen Körper dicht gegen den Boden gepreßt, kroch die Bestie auf ihr Opfer zu.
*
Es krachte im Gebüsch. Jak Nymans hochgewachsene Gestalt tauchte aus dem Unterholz auf. Gleich hinter ihm kam Zelda Gren.
„Bist du zufrieden?" zischte Lyn und wies auf die andere Seite der Schlucht.
Jak machte eine abwehrende Handbewegung, ohne sie dabei anzusehen. Er schätzte die Lage ein. Lyn registrierte mit Befriedigung, daß seine Kinnlade eine dunkle Verfärbung aufwies.
„Reden können wir später", sagte er hastig.
Er eilte nach links davon. Einige Sekunden später begann er, Steine und Aststücke in Richtung der Katzenechse zu schleudern. Dabei schrie er, so laut er konnte. Das Tier war zunächst verwirrt. Es hörte die Wurfgeschosse ringsum auf den Felsen prallen. Es wurde von einem Holzstück auf den Rücken getroffen. Es wollte den fliegenden Gegenständen ausweichen. Aber die Leiste war nicht breit genug, als daß es sich hätte umdrehen können. Die einzige Deckung lag etliche Meter weiter in der Vorwärtsrichtung, in der Spalte, in der sich auch sein Opfer befand.
„EIormel, paß auf!" schrie Lyn.
Hormel zog die Beine an und krallte sich an den beiden Wänden des Spaltes in die Höhe. Sturzbäche dunklen Moders ergossen sich aus der Mündung des Spaltes in die Schlucht hinab.
„Sie kommt von oben! „
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