0981 - Helfer der Kosmokraten
tatsächlich ruckartig verringert, dann kommt das Schweregleichgewicht durcheinander, und es entstehen Erdbeben. In diesem Fall wären die Beben ein deutliches Anzeichen dafür, daß die Welt sich aufzulösen beginnt."
„Aber warum sollte sie das tun?"
„Ich weiß es nicht." Zum ersten Mal, seit Lyn ihn kannte, war er aufgeregt, sogar ein wenig zornig. Er konnte es nicht ertragen, daß er nicht in der Lage war, einen physikalischen Vorgang zu erklären.
Das Rumpeln ließ allmählich nach.
„Vielleicht ist es nur halb so schlimm", gähnte Zelda.
„Wie schlimm es auch immer sein mag", sagte Lyn bedächtig, „wir können ohnehin nichts dagegen unternehmen."
„Es sei denn, wir erkennen ein Muster", widersprach Nyman.
„Was für ein Muster?"
„Wenn der Planet sich wirklich auflöst, dann geht der Prozeß womöglich mit einer gewissen Gesetzmäßigkeit vor sich. Es gibt Stellen, die gefährdeter sind als andere. Darüber müssen wir uns informieren.
Unsere Aufgabe in diesem Fall wäre, so lange wie möglich zu überleben."
„Und wie willst du dich informieren? Wachsen dir Schwingen, daß du über das Land schweben kannst, um zu sehen, wo die Oberfläche am raschesten zerbröckelt?"
„Es gibt Schwierigkeiten, gewiß", murmelte er.
Lyn streckte sich aus.
„Ich halte es mit den Weisen", sagte sie. „Wo die Götter nicht wollen, da hat der Mensch sein Recht verloren oder so ähnlich."
Ein paar Minuten später war sie eingeschlafen. Zelda folgte ihrem Beispiel. Jak Nyman saß noch eine Zeitlang aufrecht und lauschte dem abklingenden Gemurmel des Bebens. Es war hell wie immer auf dieser Welt.
Sein Blick fiel auf Hormel Dan. Er war während des ganzen Durcheinanders kein einziges Mal aufgewacht.
Jak verzog das Gesicht, dann bettete er sich ebenfalls nieder.
*
Nachdem sie ausgeruht hatten, kehrten sie an ihre Arbeitsstätte zurück. Dort erwartete sie eine angenehme Überraschung. Das vergangene Beben hatte den Baum, durch dessen katapultähnliche Federkraft Hormel Dan soviel Ungemach widerfahren war, ent’wurzelt. Es blieb ihnen jetzt nur noch, den mächtigen Stamm in Teile geeigneter Größe zu zersägen. Das war, wo sie Probleme haben würden, dachte Lyn.
Das Ausheben der kleinen Bäume für den äußeren Palisadenzaun ging heute nicht so schnell vonstatten wie gestern. Einen Teil der Schuld trugen sicherlich die schmerzenden Muskeln,-die auf die ungewohnte Anstrengung reagierten. Aber dann fehlte ihnen auch die Motivierung. Zelda sprach Lyns eigene Gedanken aus, als sie sagte: „Ich weiß gar nicht, wozu wir uns die Mühe machen - wenn der Planet sowieso aus den Fugen geht."
Aus den Stämmen, die sie gestern und heute eingebracht hatten, bildeten sie drei Stapel, des vergangenen Erdbebens eingedenk. Mit Hilfe dieser Stapel schufen sie wenigstens den Teil einer Einfriedung. Sie stellte für die Katzenechsen gewiß kein unüberwindliches Hindernis dar. Aber vielleicht verzögerte sie ihren Angriff, und damit war schon viel gewonnen.
Auf dem letzten Weg zum Wald hinauf gelang Lyn ein glücklicher Fang. Sie machte den Abschluß der kleinen Gruppe und hörte plötzlich ein Rascheln im Gestrüpp. Nach kurzem Zögern folgte sie dem Geräusch und fand eines der schildkrötenähnlichen Tiere, wie sie am vergangenen Tag eines während des Waldbrands tot auf dem Rücken hatte liegen sehen. Das Geschöpf ahnte instinktiv die drohende Gefahr und versuchte ihr zu entkommen, aber es war nicht viel flinker als seine terranischen Vettern. Lyn bekam es zu fassen, und ihre Rufe brachten alsbald Zelda, Hormel und Jak herbei. Jak musterte das gefangene Tier und fragte mit kaum verhohlenem Abscheu: „Du meine Güte, was hast du damit vor?"
„Fleisch! „ triumphierte Lyn. „Wir werden es essen!"
Sie vergaßen die Baumstämme und kehrten zum Lager zurück. Es blieb Lyn überlassen, das Tier zu töten; niemand sonst wollte die Aufgabe übernehmen. Die Rucken- und Bauchschalen wurden aufgebrochen, der Tierkörper gereinigt, und bald flackerte ein lustiges Feuer unter einem Bratspieß, den Hormel Dan errichtet haste.
Das gebratene Fleisch erwies sich als ein wenig zäh, was niemand störte, und haste einen eigenartigen, aber nicht unangenehmen Geschmack. Jak Nyman bemerkte, nachdem er dazu überredet worden war, wenigstens einen Bissen zu probieren: „Mit Salz und einer guten Marinade könnte man vielleicht etwas draus machen."
Die Mahlzeit sättigte jedermann. Der Tag war vergangen, ohne daß man auch
Weitere Kostenlose Bücher