0981 - Tränenjäger
Devaine an. »Schnappen Sie sich den Jungen und schaffen Sie ihn in den Tempel«, forderte er den Agenten auf. »Ich regele das hier!«
Der Ausdruck in Zamorras Augen ließ keinen Zweifel daran, dass er keinen Widerspruch duldete. Trotzdem öffnete Devaine den Mund, überlegte einen Moment, winkte aber dann ab.
»Viel Glück«, wünschte er stattdessen.
Der CIA-Mann half Jim vom Boden auf und hakte ihn unter. Eilig machten sie sich auf den Weg.
Zamorra blickte ihnen nur kurz hinterher. Er hatte den Schutzschirm des Amuletts mittlerweile deaktiviert und hielt nun die magische Silberscheibe in der rechten Hand. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen und näherte sich unaufhaltsam der Stelle, an der Moyar gelandet sein musste. Das immer noch andauernde MP-Feuer der Soldaten nahm er nur wie durch einen dichten Nebel wahr.
Und dann brach das gorillahafte Monster wie ein Berserker aus dem Unterholz. Obgleich die Kreatur wissen musste, welche Macht Zamorras Amulett besaß, stürmte Moyar wütend auf den Parapsychologen zu.
Dieser zögerte keine Sekunde.
Auf Zamorras geistigen Befehl begann Merlins Stern damit, dem Ungeheuer silberfarbene Blitze entgegenzuschleudern.
Ihnen hatte Moyar nichts entgegenzusetzen. Die winzigen Augen des Monsters wurden mit einem Mal riesengroß. Der Dämon stieß ein gespenstisches Heulen aus. Bestialischer Gestank erfüllte die Luft.
Moyar sackte in die Knie. Dort, wo ihn die Blitze getroffen hatten, war seine Haut kohlrabenschwarz. Dennoch versuchte der Dämon krächzend, wieder auf die Füße zu kommen. Obgleich er offensichtlich schwer angeschlagen war, schien seine Angriffslust ungebrochen.
Abermals ließ Zamorra Merlins Stern aktiv werden.
Wie Hammerschläge trafen die silberfarbenen Blitze Moyars schwarzes Herz.
Wieder stieß der Dämon einen gepeinigten Laut aus, dann verstummte er abrupt. Mit einem letzten Todesröcheln kippte die massige Gestalt vornüber.
Während Zamorra noch auf den Körper des Wesens starrte, begann sich dieser bereits aufzulösen. Nur wenige Momente später kündete nur noch eine stinkende Lache schwarzen Schleims von der Gegenwart des Dämons.
Damit ist eine Gefahr gebannt, dachte Zamorra. Bleiben noch Álvarez und die Zombies!
Der Parapsychologe wirbelte herum und orientierte sich.
Devaine und Jim hatten den Tempel mit heiler Haut erreicht. Gerade eilte Nicole den Beiden entgegen, um dem CIA-Agent zur Hand zu gehen. In diesen Minuten waren alle persönlichen Animositäten nachrangig. Jetzt ging es nur darum, am Leben zu bleiben!
Nachdem Devaine den jungen Hohepriester in Nicoles Obhut übergeben hatte, eilte er wieder an Zamorras Seite.
»Gut gemacht«, erklärte er.
Der Dämonenjäger winkte ab. »Das war fast zu einfach«, antwortete er. »Scheint so, als sei Moyar nicht sonderlich helle gewesen. Álvarez hätte sich einen besseren Verbündeten aussuchen sollen!«
Mit dem Tod der Ghoul-Kreatur schienen nun auch die Untoten führungslos zu sein, wie Zamorra mit Erleichterung feststellte. Die wiederbelebten Leichname torkelten umher, als hätten sie völlig die Orientierung verloren. Solcherart boten sie ein leichtes Ziel für Devaines Soldaten. Das Ganze erinnerte an Tontaubenschießen.
»Wie Marionetten, denen man die Fäden gekappt hat«, stellte Devaine fest und diesen Vergleich fand Zamorra gar nicht einmal unpassend. Offenbar waren die Zombies tatsächlich nichts weiter als Marionetten Moyars gewesen.
»Die Lage ist unter Kontrolle«, erkannte der CIA-Agent.
»Für den Moment«, schränkte Zamorra ein. Er blickte sich weiter um.
Das höhnische Gelächter des Zuckerbarons war längst verstummt, dafür war zwischen den Bäumen eine dunkle Gestalt aufgetaucht.
»Ist das Álvarez?«, fragte Devaine mit zusammengekniffenen Augen. Schon machte der CIA-Agent Anstalten, die Waffe zu heben.
Der Parapsychologe sah genauer hin. Es handelte sich tatsächlich um Don Antonio. Das Gesicht des Plantagenbesitzers war hassverzerrt. Er fauchte noch einmal wütend, dann verschwand er wieder in den Tiefen des Dschungels.
Zamorra legte dem CIA-Agenten die Hand auf die Schulter.
»Lassen Sie, das bringt nichts«, sagte er. »Den Kerl können wir uns später immer noch vorknöpfen!«
Hätte der Dämonenjäger gewusst, was mit Álvarez geschehen war, hätte er wohl nicht so sorglos abgewinkt.
»Kümmern wir uns lieber um die übrigen Untoten«, schlug er stattdessen vor.
Devaine überlegte einen Moment.
»Sie haben wohl recht«, lenkte er
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