0982 - Der Ufo-Bastard
Rücken zu und öffnete den Schrank. Eine breite Tür schwang auf. Keiner ihrer Freunde konnte erkennen, was sich in diesem Schrank befand, denn Halbdunkel füllte das Innere aus.
Susanne Müller griff hin und packte zielsicher den ersten Gegenstand.
Sie drehte sich um und sagte nur: »Fang!« Dann warf sie Helmut Lanz das erste Gewehr zu.
In einem Reflex schnappte er es auch, starrte die Waffe an, wollte etwas sagen, aber Susanne hatte bereits das zweite Gewehr hervorgeholt und schleuderte es dem Bürgermeister zu, der es nicht so glatt auffing, denn der Lauf prallte noch gegen seine Stirn.
Ein drittes Gewehr gab es nicht. Dafür eine Pistole, wie sie von den Soldaten der Bundeswehr benutzt wurde. Dieter Fohrmann mußte sie fangen, was er nur mit einem Nachfassen schaffte. Als er die Waffe endlich festhielt, da zitterten seine Hände. Er war ein Mann, der Waffengewalt haßte. Das paßte einfach nicht zu seinem Image. Daher war seine Nervosität verständlich.
Die zweite und letzte Pistole steckte sich Susanne selbst in den Hosenbund. Das kalte Metall berührte dabei die nackte Haut unter der zusammengeschnürten Bluse.
»Alles klar?« fragte sie.
»Sollen wir schießen?« flüsterte Nägele, auf dessen Stirn eine kleine Beule wuchs.
»Essen sollt ihr die Waffen nicht. Könnt ihr damit umgehen? Wenn nicht, es ist ganz einfach. Die beiden Gewehre und auch die Pistolen sind natürlich geladen und gesichert. Ihr braucht sie nur zu entsichern.« Sie grinste breit und streckte den Arm aus. »Dann knallt es, und die Typen hat es gegeben.«
»Aber das sind drei Morde«, flüsterte Dieter Fohrmann.
»Na und?« wurde er angeblafft. »Was stört dich daran? Ist es unsere Sache nicht wert, daß dafür Feinde sterben? So ist es immer bei neuen Entdeckungen gewesen. Fang nur nicht an, von deinem Gewissen zu reden. Das hast du vorher auch auf Eis gelegt.«
»Nein, eigentlich nie.«
Susanne war sauer. Sie zog ihre Waffe, entsicherte sie und zielte auf den Mann. »Du kannst dich jetzt und hier entscheiden. Wenn du nicht mitmachen willst, ist für dich der Käse gegessen. Ich hoffe, mich deutlich genug ausgedrückt zu haben.«
Fohrmann starrte sie an. Er sah auch in die Mündung. Sehr langsam nickte er. »Ja, ich weiß Bescheid.«
»Und?«
»Ich bleibe.«
»Dein Glück, Dieter.« Sie wollte noch etwas sagen, aber ein anderes Geräusch hielt sie davon ab. Es war im Flur aufgeklungen und durch die offenstehende Tür des Wohnzimmers gedrungen. Ein leises Kratzen oder Schaben, danach das Trippeln kleiner Füße, und vier Augenpaare schauten zur Tür.
Dort erschien ES!
Jeder sah den Embryo, der sich über die Schwelle bewegte, dann stehenblieb, sich aufrichtete, seine Augen bewegte, als wollte er bis auf den Grund der fremden Seelen schauen.
Den Männern war der kleine Bastard plötzlich suspekt. Sie drückten sich gegen die Polster, als könnten sie durch sie entwischen, aber Susanne Müller beugte sich dem UFO-Embryo entgegen. Sie faßte ihn mit beiden Händen an. Sie flüsterte ihm auch etwas zu, blieb dann still, als wollte sie sich auf eine Antwort konzentrieren.
Die schien sie auch bekommen zu haben, denn als sie sich aufrichtete, da war sie blaß geworden.
»Was teilte er dir mit?« fragte Lanz.
»Sie sind unterwegs.«
»Die drei?«
»Wer sonst?«
»Wann kommen sie?«
Susanne wollte eine Antwort geben, dazu kam sie nicht mehr, weil die Türglocke anschlug. Blitzschnell steckte die Frau ihre Pistole in den hinteren Hosenbund. »Verteilt euch im Haus!« zischte sie den Männern zu. »Macht schon - macht!« Sie ärgerte sich, weil die Angsthasen nicht so schnell reagierten.
Der kleine Bastard aber blieb unten. Gut versteckt, und erst als die Türglocke zum drittenmal angeschlagen hatte, ging Susanne Müller hin, um zu öffnen…
***
Dreimal hatten wir geschellt. Es wurde Zeit, daß man uns endlich öffnete, denn zu Hause war die Frau, das stand fest. Wir hörten sie nicht, es glich mehr einer. Ahnung, daß sie uns beim dritten Klingeln die Tür öffnen würde.
Sie tat es locker, wie jemand, der einen bestimmten Besuch erwartet, sich aber neutral verhalten mußte, weil dieser Besuch nicht gerade zu seinen Freunden zählte.
Vor uns stand Susanne Müller. Nein, sie war kein Denkmal, auch wenn sie den Eindruck erweckte, denn sie hatte die Hände in die Seiten gestemmt und starrte uns an. »Bitte?«
»Wir kennen uns«, sagte ich.
»Ja - leider. Was wollen Sie noch?«
»Zu Ihnen.«
Sie lachte mich kalt an.
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