0982 - Der Ufo-Bastard
abgegeben hatte.
Aus Harrys Mund löste sich ein Schrei, denn er sah Dagmar Hansen fallen. Aber auch Susanne Müller kippte.
Sie hielt den rechten Arm gesenkt. Die Mündung der Pistole wies zu Boden.
Dann schoß sie.
Die Kugel erwischte ihren rechten Fuß. Sie schrie nicht einmal. Blut spitzte in die Höhe, weil eine Ader getroffen worden war, aber dieser Treffer hätte sie nicht umgebracht.
Susanne Müller dagegen fiel tot um. Die Wunde in Höhe des Herzens war nicht zu übersehen, und wir alle hörten auch das Schluchzen Dieter Fohrmanns, der seine Waffe plötzlich wegschleuderte, die Hände vor sein Gesicht schlug und in einen Zustand der Verzweiflung versank.
Er hatte geschossen. Es war furchtbar für ihn, auch wenn er damit Leben gerettet hatte. Jeder von uns hörte trotz der angehobenen Hände seine Stimme. »Sie hat meine Tochter töten wollen meine Tochter…«
Ich nickte Harry zu. »Kümmere dich um ihn«, bat ich und zog Dagmar Hansen auf die Beine.
Ihre Stirn war wieder glatt, aber in den Augen stand noch immer der durchlebte Schrecken.
»Okay?«
»Fast«, flüsterte sie.
Ich drehte mich um. Die anderen beiden Männer hatten ihre Waffen fallen gelassen, als wären sie plötzlich heiß geworden. Von ihnen drohte uns keine Gefahr mehr. Sie mußten erst mit sich selbst ins reine kommen.
So konnte ich mich um den UFOBastard kümmern.
***
Mochte er auch von einem fernen Planeten und aus einer fernen Zeit stammen, eines war gleich geblieben.
Die Macht des Feuers!
Und wahrscheinlich war es auch ein besonderes Feuer gewesen, das Dagmars drittes Auge abgestrahlt hatte, denn das Wesen war verglüht, verbrannt und auch verascht.
Nicht einmal der kleinste Knorpel war von ihm zurückgeblieben, und ich dachte darüber nach, ob ich die Asche zusammenfegen und sie wegspülen sollte.
Nein, ich ließ sie liegen. Sie gehörte Harry Stahl. Er sollte sie wegschaffen, damit die Wissenschaftler sie untersuchen konnten. Meine Pflicht hatte ich hier getan, auch wenn es diesmal nicht viel gewesen war.
Fragen standen offen. Antworten würden uns hoffentlich die drei Männer geben können, die sich in den Bann dieses Fremden hatten ziehen lassen. Ob es menschlich gewesen war, wußte ich nicht, aber jeder Mensch ist ja neugierig. Wahrscheinlich hatte ihnen Susanne die Zukunft in tollen Farben geschildert, und sie selbst hatten einen lebenden Toten gesehen, der durch die alte Sternenkraft so geworden war.
Auch darüber mußte man reden und nachdenken.
Ich hörte, wie Harry leise mit dem Lehrer sprach und ihm erklärte, daß Julia in Sicherheit war.
Dagmar Hansen saß starr in einem Sessel. Sie hielt die Hände wie zum Gebet gefaltet und schaute ins Leere. Wahrscheinlich spulte sich in ihrem Hirn noch einmal alles ab, was sie erlebt hatte.
Ich mußte einfach nach draußen, trat vor die Tür und blieb dort beeindruckt von diesem herrlichen Sonnenuntergang stehen.
Flammen am westlichen Himmel, in die hinein sich die grauen Streifen der Dämmerung schoben. Ich sah den Mond, schaute an ihm vorbei und dachte an das All.
Es war nicht leer.
Es gab Leben.
Aber auf das Leben, was wir kannten, sollten die Menschen noch möglichst lange verzichten…
ENDE
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