Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0982 - Die Kinder der Zeitsäufer

0982 - Die Kinder der Zeitsäufer

Titel: 0982 - Die Kinder der Zeitsäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
Vom Netzwerk:
kreisenden, mahlenden Kiefern. Der stinkende Speichel, der Dylan ins zugeschwollene Gesicht tropfte und brannte, als ätze sich Säure durch seine Haut.
    Hätte Professor Zamorra ihn nicht aus dieser Lage gerettet, wäre er verloren gewesen. [1] Der Meister des Übersinnlichen kannte diese Dämonenrasse bisher nur aus einer mentalen Zeitreise nach Lemuria, doch das, was er berichten konnte, war schrecklich genug: Die grauenhafteste Waffe der Gosh war ihr schmerzhafter Biss, mit dem sie dem Opfer ein süchtig machendes Gift injizierten. Trotz der Qualen entwickelte sich der Bedauernswerte zu einem willenlosen Sklaven, der alles für den nächsten Biss tun würde.
    Der Kuss der Gosh!
    Als der französische Parapsychologe Dylan im Krankenhaus davon erzählte, verfiel dieser für einen Augenblick in Panik. Der Dämon hatte ihn zwar nicht gebissen, aber war sein Speichel nicht auf offene Wunden getropft? Hatte er danach nicht ein Gefühl der Willenlosigkeit verspürt?
    Zamorra hatte seine Aufregung sofort bemerkt und ihn beruhigt. »Du könntest nicht so ruhig darüber nachdenken, wenn deine Befürchtungen zuträfen. Stattdessen würdest du nach dem Gift lechzen und jämmerlich zugrunde gehen, wenn man es dir vorenthielte. Diesen Eindruck machst du mir ganz und gar nicht.«
    Sicherlich hatte der Professor recht. Und trotzdem war etwas merkwürdig: In den ersten Wochen hatten Dylan nicht nur die Erinnerungen geplagt. Immer wieder hatten sich auch fremde, ihm unerklärliche Bilder dazwischen geschoben.
    Und sie schmeckten wie Gedanken des Gosh!
    Wirre, unzusammenhängende Eindrücke: eine Höhle, Säulen, Statuen, ein lachender Asmodis. Chaos, Feuer, Schwefeldampf. Und mittendrin er selbst.
    Nur zögerlich verblassten die Bilder. Erst suchten sie ihn bei jedem Schließen der Augen heim, später bei jedem zweiten, dann ein- oder zweimal am Tag. Inzwischen träumte er nur noch gelegentlich davon.
    Es fühlte sich an, als habe sich der Gosh geistig mit ihm verbunden und dieses Band löse sich nach der Zerstörung des Dämons nur allmählich auf.
    Zamorra hatte ihm versichert, dass diese Rasse von Schwarzblütlern nicht über derart feine Methoden verfügte. Der Kuss der Gosh glich eher einem brachialen Holzhammer.
    Dennoch stammte dieses Wissen des Professors auch nur aus den Erinnerungen eines Lemuriers, in dessen Leben er während seiner Zeitreise geschlüpft war. Vielleicht war es nicht so allumfassend, wie er hoffte.
    Vermutlich hatte Zamorra aber recht, und Dylans Unterbewusstsein versuchte nur, die Erlebnisse zu verarbeiten.
    Er stand vom Schreibtisch auf, reckte die Arme in die Höhe, bis er ein bedrohliches Knacken in der Schulter hörte, stöhnte wohlig auf und ging zur Hausbar.
    Jetzt brauchte er erst einmal einen Whisky. Mit seiner Recherche konnte er später noch weitermachen. Das Internet lief nicht davon.
    Er schenkte sich zwei Fingerbreit Glenmorangie ein. Als ihm die Flüssigkeit die Kehle hinabrann, schloss er die Augen -und sah sofort den Gosh über sich.
    Es fiel ihm schwer, aber er musste sich eingestehen, dass ihn die Ereignisse in Leon Kerths Lagerhalle verändert hatten. Er war vorsichtiger geworden, jagte nicht mehr jedem kleinen Dämon hinterher, wie noch nach seinem Auszug aus Château Montagne. Auch bei seinen damaligen Jagden nach Werwölfen, Ghoulen und sonstigem Ekelzeugs, mit denen er sich aus dem Schatten des Parapsychologen aus Frankreich lösen wollte, war nicht immer alles glattgegangen. Er hatte Schrammen, Abschürfungen und blaue Flecken davongetragen. Aber nie war es so knapp zugegangen wie vor ein paar Monaten in Neumünster. Vorher hatte ihn seine neue Waffe, der Tattoo-Reif, stets vor dem Schlimmsten bewahrt.
    Er strich über das Armband am rechten Unterarm und die träge darin umherziehenden schwarzen Schlieren, die ihn immer an Tribal-Tätowierungen erinnerten. Seit den Erlebnissen mit Leon Kerth hatte er es nicht mehr abgelegt. Inzwischen erfüllte ihn alleine der Gedanke daran mit einer vagen Unruhe. Ein Zeichen seiner neuen Vorsicht?
    Dylan hoffte nur, dass andere diese nicht mit Ängstlichkeit verwechselten. Zamorra zum Beispiel.
    Der Professor schien sich ohnehin mächtig Sorgen um seinen ehemaligen Lehrling zu machen. Wie sonst sollte man sich erklären, dass er Dylan immer mal wieder an Orten zu sehen glaubte, an denen sich dieser gar nicht auf hielt? Zuletzt angeblich am Flughafen in Lyon.
    Erst kürzlich hatte der Schotte mit Zamorra telefoniert und ihm versichert, dass er

Weitere Kostenlose Bücher