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0984 - Tränenwelt am Abgrund

0984 - Tränenwelt am Abgrund

Titel: 0984 - Tränenwelt am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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wurde noch schwerer, als er Arachn’uu nun doch, wie magisch angezogen, mit einem flüchtigen Blick bedachte. Arachn’uu, der sein größter Rivale um das Amt des »Priesters an der Spitze« gewesen war.
    Aber Tem’uu hatte ihn besiegt, weil er sich während der dreihundertvierundachtzig zu lösenden heiligen Aufgaben als der Stärkere und Klügere erwiesen hatte. Als »Priester an der Spitze« hätte er demnächst das Amt von Volkes Vater übernommen und wäre damit Stammvater ganzer Generationen von Mach’uu geworden. Darüber wäre Chab’uu, der momentan als Volkes Vater fungierte, glücklich gewesen, denn er hatte Tem’uu immer mit Wohlgefallen betrachtet und ihn gefördert, während er den verschlagenen Arachn’uu nicht ausstehen konnte.
    Nun aber hatte Volkes Vater die schwere Aufgabe, Tem’uu zu verstoßen und stattdessen Arachn’uu ins Amt des »Priesters an der Spitze« zu erheben. Für einen Moment stieg unbändige Wut in dem Angeklagten hoch. Welch schlimme Vorsehung hatte die Dinge nur so hingerichtet?
    Tem’uu musste sich direkt vor die Gremiumsbank stellen und hoch schauen. Das schnürte ihm fast die Luft ab. Aber so war es Sitte seit jeher.
    Er gedachte kurz der vielen Mach’uu, die statt seiner hier gestanden und die er verurteilt hatte, viele davon zum Tode durch Kopfabbeißen. Er hatte auch jetzt kein Mitleid mit ihnen, seine Urteile waren gerecht gewesen.
    Die Verhandlung dauerte nicht lange. Arachn’uu sagte, was er zu sagen hatte. Tem’uu versuchte daraufhin, die ganze Schuld auf Maccara abzuwälzen. Aber das ließ Volkes Vater nicht gelten. Ein »Priester an der Spitze« müsse sich jederzeit in der Gewalt haben und seien die Heißphasen noch so stark, erklärte er mit donnernder Stimme. Danach überreichte Chab’uu seinem einstigen Zögling das »Blaue Gewand der nunmehr erwiesenen Schuld«, das Tem’uu vor allen Augen gegen das »Weiße Gewand der noch nicht erwiesenen Schuld« tauschen musste. Danach bespie Arachn’uu den unglücklichen Tem’uu mit Speichelsäure und bat das Gremium, der Heißdirne Maccara, die sich erst gar nicht äußern durfte, persönlich den Kopf abbeißen zu dürfen.
    Volkes Vater klappte zustimmend die Kieferzangen nach vorne. Zwei Priestersoldaten schleppten die sich nur schwach wehrende Maccara vor Arachn’uu. Der setzte seine Kieferzangen an ihren Hals, wartete einen Moment und ließ sie dann zuschnappen. Ein kurzes, hässliches Knirschen, dann rollte Maccaras Kopf zu Boden, während der Glanz in ihren Facettenaugen erlosch.
    Ein kollektives Seufzen ging durch die Reihen der Priester, während Maccaras sterbliche Überreste weggeschafft wurden. Danach erhöhte Volkes Vater Arachn’uu zum »Priester an der Spitze« und schickte Tem’uu in die ewige Verbannung.
    Arachn’uu bekam das Recht zugesprochen, Tem’uu höchstpersönlich zum Schiff zu führen, das ihn auf die Finsteren Inseln bringen würde, von wo noch nie ein Verbannter zurückgekehrt war.
    Als Arachn’uu den gefesselten und gebrochenen Tem’uu durch die langen Gänge hinunter zum Strand trieb, wackelte der neue »Priester an der Spitze« mit den Augenfühlern, um seinen Gefangenen damit zu verhöhnen.
    »Tem’uu, du Ausbund an Kraft und Klugheit«, sagte er. »In vielen Aufgaben, die den Weg zum ›Priester an der Spitze‹ ebneten, warst du besser als ich. Du hast bereits triumphiert und dich als kommenden Volkes Vater gesehen. Doch du hast meine Fähigkeit unterschätzt, Intrigen zu spinnen. Darin war ich immer besser. Maccara war mein williger Köder für dich, sie hat dir heimlich eine Droge verabreicht, die deine Heißphasen zum Überkochen brachten und sie auch selbst genommen. Nachdem sie euch in selige Bewusstlosigkeit getrieben hatten, war es mir ein Leichtes, dich und Maccara der Intimität des Schwarzgottes zu überantworten und dich dort zu überraschen.«
    Tem’uu schrie und versuchte sich aus seinen Fesseln zu winden. Mit dem Erfolg, dass Arachn’uu ihn niederstreckte und ihm beide Augenfühler brach.
    »So bist du mir doch noch unterlegen, Dummfühler«, sagte er, während er ihn wieder hochzog und weiter trieb. Tem’uu, halb wahnsinnig vor Schmerz, taumelte nur noch. »Aber dein Wissen um meine Intrige wird dir nun nichts mehr nützen, Tem’uu. Du bist erledigt. Grüß doch bitte die Finsteren Inseln von mir. Und viele schöne Heißphasen wünsche ich dir noch.«
    ***
    Asmodis stand auf einem steilen Hügel und blickte über die endlose Wüstenlandschaft hinweg,

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