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0985 - Libertys Tränen

0985 - Libertys Tränen

Titel: 0985 - Libertys Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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und Kaffee tranken. Dort saßen sie nach wie vor.
    »Wo kam dieser Splitter eigentlich her?«, fragte Amy weiter. »Okay, er war auf der Jacht. Aber wie kam er da hin?«
    Das war eine Frage, auf die niemand der Anwesenden ihr eine Antwort geben konnte. »Wir haben es hier mit Dingen zu tun«, sagte Zamorra, »die mitunter jenseits dessen liegen, was für uns logisch und chronologisch ist.«
    »Und das soll mir jetzt weiterhelfen?«
    Skeptisch sah sie ihn an.
    Zamorra lächelte. »Willkommen in meiner Welt.«
    »Was wurde eigentlich aus Roslyn?«, wollte Andy nun wissen. »Ist er tot? Wurde er in eine fremde Dimension gesaugt? In eine andere Epoche?«
    Zamorra schluckte. Es setzte ihm ganz schön zu, dass er dem Bürgermeister nicht hatte helfen können. »Möglich ist alles«, sagte er leise.
    Roslyn musste den Kampf, der auf der Bühne getobt hatte, als er kam, gesehen haben. Doch so wie Zamorra und Andy ihn kannten, hatte er ihn in seiner ganz eigenen Ignoranz wohl für einen Programmpunkt der Jubiläumsfeier gehalten - vielleicht für eine besonders bizarre Art von Feuerwerk, vielleicht für Laientheater. Jedenfalls hatte er sich nicht daran gestört und - wie üblich - seinen eigenen Willen durchzusetzen versucht. Er war auf Jennings zugegangen, den Veranstalter der Feierstunde. Ganz, wie es von ihm erwartet worden wäre, hätte die Feier stattgefunden. Und das hatte ihn wahrscheinlich das Leben gekostet.
    Zumindest war ihm dieses Ende zu wünschen, bedachte man die Alternativen.
    »Na, na, na«, warf Amy ein. »Nicht so schnell, meine Herren. Ich bin auch wieder aus dem Nebelgedings zurückgekehrt, erinnert ihr euch? Für entsprechend groß halte ich die Wahrscheinlichkeit, dass wir auch unseren versoffenen Mr. Mayor noch nicht zum letzten Mal gesehen haben.«
    Nicole winkte ab. »Möglich wäre das, ja. Aber wie Zamorra schon andeutet: Die Möglichkeiten sind schier endlos. Wenn diese Nebeldinger, wie du sie nennst, wirklich Dimensionsrisse waren, könnte Roslyn, so das Splitterlicht ihn nicht ohnehin vernichtete, jetzt genauso gut überall und zu jeder Zeit sonst sein.«
    Ein paar Sekunden verbrachten sie schweigend, hingen in Gedanken dem gefallenen Kriegsveteranen nach.
    »War’s das denn jetzt wenigstens?«, fragte Andy dann. »Für New York, meine ich. Immerhin ist der Splitter weg, so oder so. Und falls dieser und die vergangenen Zwischenfälle wirklich auf einen gemeinsamen Ursprung zurückführbar sein sollten - was wir weder wissen, noch beweisen können -, liegt es doch nahe, dass der Splitter eben dieser Ursprung war.«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Ich hoffe es. Aber irgendwie…« Er sah Nicole an, die schweigend nickte. »Die Ereignisse der letzten Stunden, dieser eigenartige, kernlose zweite Lyle - all das erscheint mir zu immens, als dass es auf den alleinigen Einfluss eines Tränensplitters zurückführbar sein könnte. Einer Träne - vielleicht. Aber ein Splitter hat bedeutend weniger Kraft als eine ganze Träne.«
    Betreten sah Andy zu Boden.
    »Eins ist jedenfalls sicher«, sagte Amy schließlich. »Dieser Asmodis-Typ, von dem der Professor eben erzählt hat, taucht hier schon mal nicht auf. Wo keine Träne, da auch kein Tränensammler.« Sie zwinkerte Andy aufmunternd zu. »Die kleinen Siege zählen, Kollege.«
    Das entlockte nicht nur dem Sergeant, sondern auch Nicole ein Lachen. Sanft knuffte Nicole Zamorra in die Seite. »Ich glaube, das war unser Stichwort«, raunte sie.
    Der Professor runzelte die Stirn. »Was meinst du?«
    Nicole nickte in Richtung der beiden Polizisten, die für den Moment ganz und gar mit sich selbst beschäftigt waren. »Nenn es ruhig weibliche Intuition, aber mir ist, als kämen unsere zwei werdenden Turteltauben ab jetzt prima allein zurecht.«
    Zamorra schmunzelte. Zumindest bis zur nächsten Katastrophe. Dann wandte er sich an Nicole. »Alles klar, Cherie. Rufst du uns ein Taxi?«
    Nun war es an ihr, zu schmunzeln. »Was sollte ich dem Fahrer denn deiner Ansicht nach sagen? Einmal von City Island zu den Regenbogenblumen, bitte? Der hält mich doch für verrückt.«
    »Der soll sich nicht so anstellen«, antwortete der Meister des Übersinnlichen. »Falls er auf dem Weg noch einen Dimensionsriss findet, wird die Strecke ja vielleicht kürzer!«
    Epilog
    John Roslyn öffnete die Augen und atmete tief ein.
    Napalm , dachte er.
    ENDE
    [1] Siehe

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