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0986 - In den Fängen der Nacht

0986 - In den Fängen der Nacht

Titel: 0986 - In den Fängen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Macht zu übernehmen. Nur sind diesmal die Voraussetzungen anders. Sogar besser, denn die Menschen sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, wollen nicht mehr glauben und lachen auch über den Teufel. Von einigen Ausnahmen abgesehen. Die Welt ist reif für die Sensationen des Bösen.«
    »Nicht für Verbrechen«, flüsterte ich. »Nicht dafür, daß eine Familie einfach hingerichtet wird.«
    »Es mußte so sein.«
    »Warum? Warum gerade sie?« Ich fragte nach, weil mich ihre letzte Bemerkung hatte stutzig werden lassen.
    »Es lag an der Frau, an dieser Lisa. Sie hat etwas gespürt, geahnt. Denn sie ist mit jemandem zusammengekommen, der zu uns gehört. Eine entfernte Bekannte von ihr, die auch für mich schrieb. Eine Kollegin. Lisa wollte sie aushorchen, als sie hörte, für welche Zeitschrift sie arbeitete, aber dazu ist es nicht mehr gekommen. Der Wanderer hat sie ausgelöscht und die Familie gleich mit, denn sie hätte über ihre privaten Dinge auch reden können, und ich wollte eben auf Nummer Sicher gehen.«
    In mir kochte es. Ich fühlte mich wie ein Kessel, in dessen Innern Wasser erhitzt wurde und schon in den gasförmigen Zustand überging. Der Moment des Platzens rückte immer näher, und ich konnte auch nicht neutral bleiben, denn ich dachte daran, wie sich die Kinder wohl gefühlt hatten, als dieses verdammte Schwein in ihre Zimmer eingedrungen war. Ein Schauer nach dem anderen rieselte über meinen Körper. In dieser Lage blieb wohl kein normaler Mensch cool, und ich schüttelte den Kopf, als ich Giselle anschaute.
    Sie reckte mir ihr Kinn entgegen. »He, was ist los?«
    »Das werde ich dir sagen«, erklärte ich mit einer Stimme, die mir selbst fremd vorkam. Ich hatte kaum bemerkt, daß meine rechte Hand in die entsprechende Tasche gerutscht war und dort die Umrisse des Kreuzes umklammerte. »Du bist ein gefühlloses Monster. Du bist es nicht wert, weiterexistieren zu dürfen. Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, die Kreaturen der Finsternis zu vernichten, wo immer sie uns auch begegnen. Einige haben wir schon geschafft. Sie werden und sollen sich nicht organisieren können, auch nicht unter dem Schutz Luzifers. Nein, die Urzeit ist vorbei. Es gibt noch Gut und Böse, aber nicht so wie damals.«
    »Du kannst dich aufregen, aber akzeptieren mußt du die Gegebenheiten. Du wirst es nicht ändern können, und dein Freund ebenfalls nicht.«
    »Ich halte dagegen!« Die Antwort war kaum aus meinem Mund gedrungen, da zog ich die Hand aus der Tasche und ließ Giselle gegen das Kreuz schauen. Über den Monitor hinweg.
    Sie glotzte es an.
    Und plötzlich war das Feuer da!
    ***
    Zebulon, der mächtige Schattenkrieger, lag auf dem Boden. Er fühlte sich ausgepowert, war hilflos und hatte die Rückenlage eingenommen. Er traute sich kaum, diese Haltung zu verändern. Es wäre ihm auch nicht möglich gewesen, denn die vom Feuer ausgehenden Mächte bannten ihn auf dem Fleck.
    Oder waren es die Gesichter?
    Er sah sie überall, und er spürte das absolute und unbeschreibliche Grauen, das sie abstrahlten. Es war so tief und schlimm, daß die Mehrzahl der Menschen es nicht verkraftet hätten. Allein der Blick dieser völlig gefühlskalten Augen hätte sie tief ins Elend gestürzt und als Folge davon in den sicheren Tod.
    Aber Zebulon war kein Mensch. Er war ein von einem Menschen produzierter Zweitkörper in einer anderen Gestalt. Aber auch er spürte diese verfluchte Hilflosigkeit, die ihn überkommen hatte, denn seine eigenen Kräfte waren ihm durch den Anblick dieser Gesichter und Augen genommen worden.
    Luzifer gewann.
    Das Feuer zuckte. Die Flammen bildeten an den Rändern Spitzen, und sie bewegten sich auf und ab.
    Sie waren wild und sahen aus, als wollten sie sich vordrängen und ihre Inseln verlassen.
    Noch hielten sie sich unter dem Befehl des Gefallenen Engels zurück.
    Er blieb. Er starrte. Er bewegte sich nicht. Sein Gesicht stand wie hartes Metall im Feuer, während Zebulon verzweifelt versuchte, mit seinen eigenen Kräften dagegenzuhalten. Es war ein kurzes Aufbäumen. Er wollte - wie schon so oft - Grenzen überwinden und sich dabei vom Boden erheben und Hindernisse durchbrechen, aber seine Bemühungen trugen keine Früchte.
    Luzifer war stärker, und er bewies seine Macht noch deutlicher. Vor Zebulon loderten ebenfalls Flammen hoch. Sie tanzten sogar so dicht bei ihm, daß er normalerweise hätte ihre Hitze spüren müssen, die aber war nicht vorhanden.
    Dafür verließen einige der Flammen

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