Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0986 - In den Fängen der Nacht

0986 - In den Fängen der Nacht

Titel: 0986 - In den Fängen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Wie jemand, dessen lange Suche ein Ende gefunden hatte. Die Person hatte sich außerhalb dieser Arbeitsinsel aufgehalten, wo sie geschützt gestanden hatte und kein Schimmer hindrang.
    Sie kam langsam näher, und sie ging so, daß Suko und ich sie gut sehen konnten.
    Beschrieben worden war sie uns schon von Barry F. Bracht. Wir mußten zugeben, daß er sie gut angeschaut hatte, denn es stimmte alles. Sie war eine Teufelsschönheit. Das sahen wir trotz der großen Distanz zwischen uns, aber als sie näherkam, da hielten wir doch beide den Atem an.
    Uns interessierte nicht der Körper, der von lederartigen Kleidungsfetzen bedeckt wurde, nein, das Gesicht war viel wichtiger.
    Für einen Moment mußte ich schlucken und zwinkerte mit den Augen. Dann ballte ich entschlossen die Hände zu Fäusten.
    Giselle trug auf dem Kopf so etwas wie eine dreckige Mütze. Ich wußte nicht, ob sie das hatte verdecken sollen, was auf ihrem Schädel gedrungen und unter den seitlichen Rändern der Mütze hervorgekrochen war, aber das war nicht natürlich. Es sah so aus, als lägen dicke Würmer in verschiedenen Lagen aufeinander, wobei sie zusätzlich noch ineinander verschlugen waren.
    Ich atmete durch die Nase ein und durch den Mund aus. Denn was da aus ihrem Kopf gedrungen war und sogar Ähnlichkeit mit menschlichen Därmen hatte, war das Gehirn. Ein verschlungenes und kompaktes Etwas, eine zuckende und vibrierende, graue Masse, die ich für meinen Teil einfach als widerlich ansah.
    Suko erging es nicht viel anders, denn ich hörte, wie er sich auf eine bestimmte Art und Weise räusperte.
    Giselle genoß ihren Auftritt. Sie ging nicht schnell. Gelassen kam sie näher, damit wir die nötige Zeit bekamen, um sie sehr genau anzuschauen.
    Erst als sie die Konsole fast erreicht hatte, blieb sie stehen, und so schauten wir uns über die Monitore hinweg an. Das Schweigen wurde von ihr unterbrochen, nach einem kurzen Verziehen der Lippen, das vielleicht ein Lächeln des Willkommens hatte sein sollen.
    »Ich wußte es, daß wir uns treffen. Ja, ich wußte es. Und ich freue mich darüber, meine Feinde sehen zu können. Ich habe auf diese Abrechnung gewartet.«
    »Sie sind Giselle, nicht?« fragte ich.
    »Ja, das bin ich.«
    »Die Chefin dieser Zeitschrift?«
    »Auch das.«
    »Gut«, sagte ich, obwohl ich dies nur bedingt so meinte. »Dann haben Sie dafür gesorgt, daß der Wanderer das Elternpaar und die beiden Kinder umgebracht hat.«
    »Ja, er war einer von uns.«
    »Wie viele gibt es noch?«
    »Einige. Es sind meine Mitarbeiterinnen. Ich schicke sie in die Welt hinaus, damit sie mir von bestimmten Schauplätzen den Füllstoff für meine Zeitschrift bringen.«
    »Verbrechen«, sagte Suko. »Miese Verbrechen. Sie schreiben über Leid und Tod, und Sie verherrlichen die Dinge noch.«
    Giselle winkte ab. »Was bedeutet das schon? Ich schreibe nur das, was die Menschen auch lesen wollen.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Doch, die Auflage steigt. Ich habe es geschafft. Ich werde die Menschheit in seinem Sinne bekehren.«
    »In seinem?« fragte ich.
    »Ja, denn er steht hinter mir.«
    »Luzifer, nicht?«
    »Richtig. Er stand schon immer hinter uns, aber das wirst du ja alles wissen.«
    »Richtig!« bestätigte ich. »Die Kreaturen der Finsternis sind mir nicht unbekannt, und ich weiß auch, daß die alle die unzähligen Jahre überlebt haben und es schafften, ihr wahres Gesicht zu verbergen. Wie auch Sie, Giselle.«
    »Aber nicht heute. Ihr seht mich so, wie ich bin.«
    »Mit einem aus dem Kopf quellenden Gehirn.« Ich schüttelte den Kopf. »Sie sind ein Monster. Nicht die Menschen, sondern Sie sind es nicht wert, auch weiterhin leben zu dürfen. Sie müssen aus dieser Welt verschwinden, und wir werden dafür Sorge tragen.« Ich wunderte mich darüber, wie ruhig ich diese Worte gesprochen hatte, erreichte aber nicht viel damit, denn die Frau lachte nur, bevor sie fragte: »Ihr wollt tatsächlich gegen mich ankämpfen?«
    »Wären wir sonst hier?«
    »Das stimmt. Ihr habt auch noch jemanden mitgebracht.« Sie kicherte plötzlich. »Eine Rückendeckung hätte er sein sollen, aber er ist keine, das sage ich euch. Er ging in die Falle meines Herrn und Meisters, denn ihr müßt immer daran denken, daß ich nicht allein bin. Seit Urzeiten schon haben wir auf der Seite des Gefallenen Engels gestanden, und das hat sich auch jetzt nicht geändert. Wir haben getan, was er wollte, und er war mit uns immer zufrieden. Er hat den Plan nicht aufgegeben, noch einmal

Weitere Kostenlose Bücher