Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0988 - Das Labyrinth von Eden

0988 - Das Labyrinth von Eden

Titel: 0988 - Das Labyrinth von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
Vom Netzwerk:
biblische Paradies gefunden hat… Hm. Darüber haben wir schon öfter diskutiert.«
    »Wo sonst sollte ein Baum wachsen, dessen Früchte Menschen nach dem Verzehr das ewige Leben schenken?«
    Nele verzichtete auf eine Antwort, die sie ohnehin nicht gehabt hätte. Sie musterte Paul kurz, während er sich noch für die Umgebung interessierte.
    Genaugenommen hatte auch er bereits von der Frucht des ewigen Lebens gekostet. Nachdem ein Dämon ihn umgebracht hatte, hatte er nur mithilfe der Überreste dessen, was Nele Jahrhunderte zuvor beinahe vollständig verspeist hatte - die Kerne des Granatapfels - wieder ins Leben zurückgeholt werden können.
    Seither war er offenbar auch ein Sonderfall von Mensch - und die Auswirkungen der Engelsattacke schienen seinen Körper nun alle drei Stunden daran zu erinnern, dass er eigentlich schon hätte tot sein müssen.
    Nele schüttelte unwirsch den Kopf. Sie wusste selbst, wie grotesk der Gedanke war.
    »Was ist?«, fragte Paul.
    »Ach, nichts.«
    Er musterte sie skeptisch, drängte aber nicht weiter. Vielleicht spürte er, dass ihre Äußerung mit ihm zu tun haben könnte.
    »Wie gehen wir vor?«, fragte er. »Offenbar sind wir gut dort gelandet, wo wir hinwollten.« Auf seiner Denkerstirn erschienen Falten. »Siehst du noch irgendwo das Tor, durch das wir kamen?«
    Nele schüttelte den Kopf. »Drüben konnte ich es aber auch nur sehen, wenn ich mich in den ›geschützten Modus‹ begab. Wenn du willst…«
    Ein Schrei aus der Ferne brachte sie zum Verstummen.
    Auch Paul spannte sich an. »Das war ein Kind!«
    Eigentlich suchten sie nach drei Greisen. Dennoch nickte Nele. Für sie hatte es auch so geklungen, als wäre es die Stimme eines Kindes gewesen -eines Kindes in höchster Not. »Konntest du die Richtung bestimmen?«
    Er zeigte dorthin, wohin auch Nele blickte, seit der Schrei abrupt wieder abgerissen war.
    »Dann auf! Sehen wir nach, was da los ist!«
    ***
    Jenseits der Lichtung standen die Bäume dicht. Aber zu Neles und Pauls Überraschung handelte es sich um einen vergleichsweise schmalen Waldgürtel. Schon nach etwa fünfzig Metern, die sie sich durch das Unterholz bahnten, traten sie plötzlich in eine steppenartige Landschaft hinaus.
    Und sahen die Kinder.
    Obwohl es so viel mehr zu bestaunen gab, waren es vorrangig die zwei kleinen Gestalten, die etwas entfernt links von ihnen um etwas herumstanden, das sich offenbar am Boden befand.
    Schon von Weitem erkannte Nele zumindest einen der beiden Knaben, die dort wild gestikulierten und sie gar nicht zu bemerken schienen.
    Obwohl ihr Körper nicht mehr zu Höchstleistungen fähig war, hatte er ihr in all den Jahrhunderten doch treue Dienste erwiesen. Zäh war wohl das treffendste Wort, um seine Vorzüge zu beschreiben.
    Zäh wie Büffelleder, dachte sie spöttisch, während sie den Kindern entgegeneilte und ihre sonstigen Gedanken um die Frage kreisten, wieso die Salehs plötzlich keine Greise mehr waren.
    Und warum dieser Zauber nur bei ihnen wirkte, nicht auch bei ihr.
    Ich hätte mich gern überraschen lassen, dachte sie. Wenn Eden Wünsche erfüllt, warum dann nicht auch meine uralte Sehnsucht nach der Wiederkehr meiner Jugend?
    Die simple Erklärung dafür lautete wohl, dass es so einfach eben nicht war.
    Als sie die beiden Jungen fast erreicht hatten, drehte sich derjenige, in dem sie Naru erkannt zu haben meinte, zu ihnen um. Sofort machten sich Hoffnung und Erleichterung auf seinen Zügen breit.
    »Da!«, stieß er hervor - in der Sprache, die Nele - auch dank ihrer Gabe - inzwischen so flüssig beherrschte, als wäre sie damit groß geworden. »Die Alte!«
    Na, du bist mir ja ein Früchtchen, dachte Nele. Etwas mehr Respekt! Schon vergessen, was du selbst für ein Tattergreis warst? Und wem du es zu verdanken hast, wenn die Jahre wieder von dir abgefallen sind?
    Bei dem zweiten Knaben handelte es sich, wenn nicht alles täuschte, um Aun Saleh.
    Fehlte noch Rami, Bayans Sohn.
    Nur ein paar Sekunden später langten sie bei den Kindern an. Paul schenkten sie kaum Beachtung, obwohl er ein Mann war.
    Ein bisschen Eindruck scheine ich also doch bei ihnen geschunden zu haben.
    Nele blickte auf das Loch im Boden. Es sah aus, als wäre es auf natürliche Weise entstanden, felsengesäumt und dunkel gähnend.
    »Sagt nicht, dass Rami da drin steckt!«, sagte sie statt einer Begrüßung, für die später noch Zeit war.
    Die betretenen Mienen der beiden Knaben drückten mehr aus als tausend Worte.
    Paul kniete bereits am Rand

Weitere Kostenlose Bücher