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0988 - Das Labyrinth von Eden

0988 - Das Labyrinth von Eden

Titel: 0988 - Das Labyrinth von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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des Loches und spähte hinein.
    »Kannst du ihn sehen?«, fragte Nele.
    »Nein. Zu dunkel. Aber das hier ist merkwürdig.« Er zeigte auf ausgerissene Grasbüschel und kleine, abgebrochene Zweige von einem Baum, die über den Rand verstreut lagen - obwohl der Wald erst ein ganzes Stück entfernt begann. Mit Blick auf die Salehs bat er Nele: »Frag sie, ob sie das hier hingelegt haben - ob sie mit den Zweigen Rami heraushelfen wollten.«
    Nele interessierte zunächst etwas anderes - ohne zu ahnen, dass beides miteinander zusammenhing. »Wie ist das pässiert? In so ein Loch fällt man doch nicht einfach. Aus der Nähe ist es nicht zu übersehen!«
    Naru erwiderte: »Es war eben nicht zu sehen. Und Rami hatte das Pech, genau über die Stelle zu laufen, unter der das Loch verborgen war.«
    »Verborgen? Willst du damit sagen, das Loch war zugedeckt?« Neles Blick schweifte über die Zweige und Grasbüschel. »Es war getarnt? Absichtlich? Wie eine… Fallgrube, in der man Tiere fängt?«
    Aun, der noch gar nichts gesagt hatte, schilderte, was passiert war: Demnach war das Loch tatsächlich mit Zweigen und darüber einer Schicht Grassoden - also Halme, an denen noch Wurzeln und Erdreich waren - unkenntlich gemacht, als es Rami zum Verhängnis wurde.
    Die sich daraus ergebende Konsequenz verschlug Nele für einen Moment den Atem. Dann hatte sie sich wieder gefasst.
    »Gab es nach dem Sturz noch einmal ein Lebenszeichen von eurem Cousin?«
    Sie nickten eifrig. »Bis kurz bevor ihr kamt. Seither ist Stille.«
    Nele versuchte, in der Schwärze des Lochs etwas zu erkennen. Immerhin scheint er sich nicht das Genick gebrochen zu haben.
    Sie wandte sich an Paul, um ihm zu übersetzen, was die Jungs gesagt hatten. Er beherrschte ihre Sprache nicht.
    Eigentlich.
    Doch er überraschte sie mit dem Hinweis: »Etwas hier ist komisch.«
    »Einiges«, behauptete sie. »Was genau meinst du?«
    »Nun, bevor wir hier ankamen, verstand ich kein Wort von dem Kauderwelsch der Jordanier.«
    »Das ist jetzt anders?«
    Er nickte. »Ich verstehe jedes Wort. Genau wie du. Ich habe keine Erklärung dafür.«
    Die hatte Nele auch nicht. Aber momentan brannte ihnen Wichtigeres unter den Nägeln als die Klärung dieses Rätsels. »Würdest du dir Zutrauen, ihn da rauszuholen?«
    Sie musste gar nicht weiter fragen. Sofort begann er, mit den Füßen voran in die Grube zu klettern.
    »Sei bloß vorsichtig.«
    Paul bleckte die Zähne, als wolle er grinsen. Es gelang ihm allerdings nicht so richtig.
    Dann verschwand er in der Dunkelheit des Loches.
    Erst Sekunden später wurde Nele bewusst, welches Risiko der ehemalige Detective tatsächlich einging. Wenn ihn ausgerechnet jetzt sein Fluch ereilte, würde er tot in die Tiefe stürzen. Und mit noch mehr Pech würde er sich dabei das Genick brechen - was ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit für immer daran hindern würde, wieder aufzuerstehen.
    3.
    Noch vor Mittag betrat Nicole eine angesehene Klinik in Nantes. An ihrer Hand führte sie ein verschleiertes Mädchen, das nicht weiter auffiel, da viele Muslime in der Stadt lebten. So war es ein Leichtes, Carries »Eigenart«, die Regenbogenhaut, vor den Blicken von Personal, Patienten und Besuchern zu verbergen.
    Erst im Behandlungszimmer und im Beisein des Chefarztes, der von Zamorra darauf vorbereitet worden war, was ihn erwartete, legte Carrie die Vermummung ab.
    Nicole blieb nicht verborgen, wie sich die Pupillen des Internisten weiteten, während er ansonsten bemüht war, sich seine Bestürzung nicht anmerken zu lassen.
    Es war auch nur im ersten Moment Bestürzung - schon wenig später vermischten sich Faszination und Feuereifer und verdrängten das Unbehagen. Wahrscheinlich überlegte Dr. Mercier, was er sich mit dieser »sensationellen Mutation« an zusätzlichem Renommee hätte erwerben können, wenn er damit hätte an die Öffentlichkeit gehen können.
    »Denken Sie nicht einmal daran«, sagte Nicole.
    »Bitte?«, wandte sich Mercier kurz mit flackerndem Blick ihr zu.
    »Bleiben Sie auf dem Teppich, Docteur! Sie wurden klar instruiert. Von Ihnen wird absolute Diskretion erwartet, und nur wenn wir uns darauf verlassen können…«
    »Seien Sie unbesorgt, Madame! Ich stehe nicht nur tief in der Schuld des Professors, sondern auch zu meinem Wort. Dennoch empfinde ich es als menschlich, dass mich ein Anblick wie dieser… pardon, mon ange!« Er lächelte Carrie entschuldigend zu. »… etwas aus der Fassung bringt.« Er wandte sich wieder Nicole zu. »Sie ist

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