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099 - Das Hochhaus der Vampire

099 - Das Hochhaus der Vampire

Titel: 099 - Das Hochhaus der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas B. Davies
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diffizilen Gußarbeiten von Spezialstählen für die Weltraumfahrt kalkulieren die Stahlkocher der Industrie unter anderem auch den seelischen Zustand ihres Gießmeisters ein. Sie wissen ja aus der Biorhythmik, daß jeder Mensch seine Hochs und Tiefpunkte hat. Sie folgen einander nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten, die sich errechnen lassen. Und die Leute im Stahlwerk wissen recht genau, daß sie das Gußstück wegwerfen können, wenn ihr Gießmeister gerade in einem psychischen Tief war.“
    „Wirklich?“ Ann schien nicht ganz überzeugt.
    „Sie können es mir glauben, denn diese Schwingungskurven werden in meinem Büro errechnet. Übrigens auch die der Testpiloten unserer Flugzeughersteller.“
    Sie war sehr nachdenklich geworden. Drüben am Arbeitstisch fuhr eine Lohe empor, und sie erschrak.
    „Keine Angst“, beruhigte sie der Professor. „Peter hat den Guß durchgeführt. Was da brennt, sind nur ein paar bedeutungslose Gase.“
    „Und was geschieht nun?“
    „Die Form muß erkalten. Glücklicherweise geht das ziemlich schnell. Wir brauchen nicht auf innere Spannungszustände des Gußstücks zu achten, denn die lösen sich bei der anschließenden Bearbeitung. Goldguß bietet da keine besonderen Probleme.“
    „Warum muß es ausgerechnet Gold sein?“
    „Da hängt mit der Wertigkeit der Metalle zusammen. Nicht mit dem Börsenpreis, sondern mit dem Atomgewicht. Ich habe festgestellt, daß die niederen Diener unseres Gegners mit Amuletten aus Kupfer ausgestattet sind. Höhere Ränge tragen Silber. Wenn ich irgendeine Macht über sie gewinnen will, muß ich sie schon durch Gold übertreffen.“
    „Wie wäre es mit Platin?“ fragte Ann sachlich.
    „Noch besser. Aber wir können Platin hier nicht bearbeiten, und ich denke auch nicht, daß jemand auf der anderen Seite über ein Platin-Amulett verfügt. Zudem sollten Sie nicht vergessen, daß diese Amulette nur Hilfsmittel sind. Sie schützen nicht selbst.“
    „Wie ist das nun wieder zu verstehen?“
    „Wenn Sie sich ein Bild von Jerry Boland ans Armaturenbrett kleben, dann bewirkt ja nicht das Foto, daß Sie vorsichtiger fahren, sondern der Gedanke, daß Sie mit ihm noch möglichst viele schöne Stunde erleben wollen.“
    Sie wurde ein bißchen rot.
    „Sie haben eine äußerst schlagfertige Art, einen mystischen Sachverhalt mit Beispielen aus dem Alltag zu erklären“, murmelte sie.
    „Alles, was im Leben wichtig ist, geschieht in der Seele des Menschen“, sagte er eindringlich, „und es zeigt sich in Äußerlichkeiten. Das sollten Sie nie vergessen, und schon gar nicht als Medizinerin!“
    „Aber diese Äußerlichkeiten können auch auf die Seele zurückwirken“, sagte sie nach einer Weile. Davidson stimmte ihr zu.
    „Deshalb lasse ich mir ja hier einen chaldäischen Skarabäus schmieden!“
     

     
    Jerry Boland hatte den Eindruck, als wäre er meilenweit gelaufen, und doch befand er sich noch immer im Inneren des Pentagramms, das die Wohntürme von Woodcroft Mansions bildeten.
    Die Lampen wurden häufiger, je weiter er ging.
    Plötzlich hörte er, wie sich jemand räusperte. Er drückte sich an die Wand. Ein Fuß scharrte, vor ihm mußten Menschen sein.
    Er schlich äußerst vorsichtig an der Mauer entlang. Der Gang machte eine Biegung, ehe er in einen größeren Raum mündete. Jerry wartete eine ganze Weile, ehe er den Mut fand, um diese Ecke zu blicken. Er war bereit, den Kopf sofort zurückzuziehen. Aber war er sah, faszinierte ihn derart, daß er alle Gefahr vergaß und die Augen aufriß.
    Der Saal vor ihm war viereckig. Von vier prachtvoll überbauten Portalen führten teppichbelegte Wege zur Mitte, wo sich ein Podest auf zwölf Stufen erhob. Es trug einen Altartisch, der von sieben großen Leuchtern in purem Gold flankiert war.
    Die Wände waren über und über mit ornamentalen Skulpturen bedeckt. Die Decke zeigte eine Bemalung, die die perfekte Illusion erweckte, als blicke man geradewegs in den Himmel, ins Paradies. Überall warf indirekte Beleuchtung ihren geheimnisvollen Schein.
    Jerry, der so etwas nie in diesem unterirdischen Labyrinth erwartet hatte, stand wie versteinert. Dann erst, viel später, bemerkte er einen uniformierten Wächter, der vor ihm auf einem Klappstuhl saß und ihm den Rücken zugewandt hatte.
    Jerry überlegte. Offenbar war der Raum für ein Fest, eine Versammlung vorbereitet. Der Wächter sollte wohl darauf achten, daß bis dahin keine Störung auftrat oder jemand eindrang, der hier nichts verloren

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