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099 - Das Hochhaus der Vampire

099 - Das Hochhaus der Vampire

Titel: 099 - Das Hochhaus der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas B. Davies
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vor. Ehe sie jedoch den Schaltraum erreichten, flatterte die Eule auf und verschwand in einem Seitengang, den Davidson bisher übersehen hatte.
    „Das ist des Rätsels Lösung!“ brummte er. „Hoffentlich fliegt sie uns nicht davon und verdirbt das Konzept in ihrem Drang, Jerry Boland aus der Hand seiner Feinde zu erretten!“
    „Es ist so still hier“, sagte Ann. Tatsächlich summte nur ein Generator weit hinten in der Halle. Die Skalen der meisten Anzeigegeräte waren dunkel.
    „Sie haben auf Nachtbetrieb geschaltet“, mutmaßte Hedwige. „Kommen Sie, Ann! Ich bleibe vor Ihnen!“
    Davidson war schon in dem Gang, der jetzt vollkommen finster war, verschwunden.
     

     

Als Jerry Boland die Augen aufschlug, spürte er rasende Schmerzen im Kopf. Anscheinend hatte man dieselbe Stelle getroffen, an der ihn der erste Hieb des schwarzen Maschinenwärters erwischt hatte.
    Um ihn war es Nacht. Prüfend sog er die Luft durch die Nase. Sie roch ziemlich neutral und er konnte nicht feststellen, wo er sich befand. Er wollte umher tasten, spürte aber, daß seine Hände gebunden waren. Die Füße konnte er frei bewegen. Er lag auf hartem Boden.
    „Bist du wach?“ wisperte es neben ihm. Zuerst glaubte er, Opfer einer neuen Halluzination zu sein. Aber dann schob sich etwas an ihn heran, und die Stimme fragte noch einmal: „Bist du aufgewacht?“
    „Wer spricht da?“ fragte er halblaut zurück.
    „Ich bin’s, Rosaly.“
    „Wer ist Rosaly?“
    „Das Mädchen, das sie heute nacht umbringen wollen“, hauchte es. Ihm kam die Erinnerung.
    „Wo sind wir?“
    „Sie haben uns in einen Raum neben dem Versammlungssaal gebracht.“
    „Man hört ja gar nichts.“
    „Es ist auch noch nicht soweit. Erst um Mitternacht kommen sie alle zusammen.“
    Jerry schwieg.
    „Warum wollen sie dich umbringen?“ fragte er schließlich, und obwohl er sich bemühte, sachlich zu bleiben, zitterte seine Stimme.
    „Ich bin an der Reihe“, sagte sie. „Das Los! Wenn wir alt genug sind, müssen wir das Los ziehen.“
    „Wieso wir? Seid ihr mehrere?“
    „Alle Kinder“, sagte sie. „die nachts… aber das verstehst du nicht. Ich darf es auch nicht sagen.“
    Jerry überlegte.
    „Was ich hinter dem Lüftungsgitter in meinem Zimmer gesehen habe, war also ein Kind?“
    „Ja“, flüsterte Rosaly. „Und weil du es gesehen hast, mußt du sterben.“
    „Aber das ist doch teuflisch!“
    Rosaly schwieg.
    „Hörst du mich noch?“
    „Ja. Aber so etwas darfst du nicht sagen.“
    „Warum nicht?“
    „Es ist verboten, so zu sprechen.“
    Eine ganze Weile war Stille in dem dunklen Raum. Langsam wurde Jerry klar, was ihn wirklich erwartete. Das würde kein Trugbild werden, sondern furchtbare Wirklichkeit. Der Tod, Ende des Lebens. So bald?
    „Wie wird das geschehen?“ fragte er.
    „Sie werden alle Zusammensein“, wisperte Rosaly. „Sie tanzen, und es wird Musik geben. Und dann bringen sie dich herein und legen dich auf den Altar. Er segnet dich und schneidet dir dann das Herz heraus.“
    „Wer ist ‚er’?“
    „Man darf den Namen nicht nennen.“
    „Kennst du ihn denn?“
    „Nein. Aber auch die alten Leute, die ihn wissen, dürfen ihn nicht nennen.“
    „Er schneidet mir also das Herz heraus?“
    „Ja.“
    „Dir aber auch.“
    „Ja!“
    Das Mädchen schien keine Angst zu haben vor der Marter. Hatte man es mit Drogen behandelt? Oder war diese Furchtlosigkeit das Ergebnis einer teuflischen Erziehung?
    „Hast du keine Angst?“ fragte er.
    „Nein“, sagte das Mädchen. „Ich habe keine Angst. Ich werde in den Himmel kommen. Wenn man auf dem Altar liegt, kann man schon in den Himmel blicken.“
    „Woher weißt du das?“
    „Er sagt es.“
    Jerry spürte kaltes Entsetzen in sich hochsteigen. Dieses Mädchen war von Sinnen. Hätte es normal reagiert, wäre vielleicht noch eine Rettung möglich gewesen, die Befreiung aus den Fesseln und eine gemeinsame Flucht. Er bäumte sich auf, vergeblich.
     

     
    „Stop!“ raunte Davidson. Sie rannten beinahe gegen ihn. „Wartet hier auf mich! Da vorn steht ein Wächter. Ich muß ihn ausschalten.“
    „Sie wollen ihn töten?“ hauchte Ann entsetzt. Davidson winkte ab, erinnerte sich jedoch, daß sie das nicht sehen konnte, und sagte: „Wenn es anders geht… ich werde es versuchen!“
    Sie merkten, daß er sich entfernte. Ann fühlte ihr Herz klopfen. Zu einem guten Teil war es die jahrhundertealte Angst vor der Dunkelheit, die sie gepackt hatte. Noch so eindringlich konnte sie

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