0991 - Die letzte Horde
waren die Bücher. In Kristall gefrorene Aufzeichnungen der Philosophie des Kristallwesens. Es waren ihrer drei: Taknar, das Buch über die Voraussetzungen für das Entstehen der Einheit Odom, das Buch über die moralische Pflicht, nach dem Zustand der Einheit zu streben - und Merison, das Buch über die Ausweitung der Einheit auf andere Wesen, die aus eigener Kraft nicht in der Lage waren, den ersehnenswerten Zustand zu erreichen.
Es war insbesondere das Buch Merison, dessen Worte - gehört aus dem Mund Rubin Frekks - Larsa faszinierten. Njasi war eine anorganische Intelligenz, und die Bedingungen, die für die Entstehung einer solchen Intelligenz erfüllt sein mußten, waren so streng zugeschnitten, daß Wesen dieser Art bis in alle Ewigkeit zu den Seltenheiten unter den Geschöpfen der Natur zählen würden.
Larsa hatte aber nicht nur eine kristalline Intelligenz entdeckt, sie hatte außerdem nachgewiesen, daß diese Intelligenz einen Missionstrieb besaß. Sie betrachtete es als ihre Aufgabe, andere Kreaturen demselben Zustand der Vollkommenheit zuzuführen, in dem sie sich befand.
Was Larsa beunruhigte, war, daß sie Njasis Definition „anderer Wesen" nicht kannte. Befanden sich nach Njasis Ansicht etwa auch die Terraner im Zustand der Unvollkommenheit? War die Besatzung der TRANTOR das erste Ziel ihres missionarischen Strebens? Der Gedanke erzeugte Unbehagen. Hatten sie das Kristallwesen nur geheilt, um kurz danach von ihm verschlungen zu werden?
Larsas Gedankenkette wurde abrupt unterbrochen. Der Interkom meldete sich.
„Das Landemanöver nimmt seinen Fortgang", sagte Valba. „Vor ein paar Minuten ist das bisher größte Schiff der Flotte gelandet, ein Kasten von fast zweieinhalb Kilometern Länge."
„Keilförmig?" fragte Larsa.
„Nein. Ich sagte doch bereits: ein Kasten."
Larsas Blick haftete starr auf der leeren Bildfläche, nachdem Valba abgeschaltet hatte. Ein Schiff von unbekannter Form und beeindrukkender Größe. Sie hatte es die ganze Zeit über geahnt, aber nun besaß sie Gewißheit.
Die Flotte, die auf der Küstenebene landete, war Amtraniks Horde.
2.
Der automatische Kalender zeigte den 7. November 3587. Der untersetzte, ältere Mann mit dem massiven Schädel sagte: „Verzeih meinen Pessimismus, Tiff. Aber ich halte die Aufgabe für um so unlösbarer, je länger ich darüber nachdenke."
Julian Tifflors Blick drang gedankenverloren durch die gläserne Struktur der Kuppel, die dem behaglich eingerichteten Raum als Decke diente, hinaus auf die Welten der südmongolischen Ebene und über die Dächer der Stadt Terrania City hinweg.
„Was ist die Alternative, Homer?" fragte er mit schwerer Stimme. „Wir bleiben hier sitzen und legen die Hände in den Schloß? Natürlich ist die Aufgabe in vollem Umfang unlösbar. Niemand, der über unser begrenztes technisches Wissen verfügt, kann eine ganze Galaxis evakuieren. Wohin auch? Aber er kann auf statistischem Wege ermitteln, welche Sektoren für Weltraumbeben am anfälligsten sind und welche weniger anfällig. Und dann kann er die Mittel, die ihm zur Verfügung stehen, einsetzen, um Bevölkerungen aus den gefährdeten Gebieten in die weniger gefährdeten zu überführen."
„Das heißt, nötigenfalls auf Welten, die sich noch im Urzustand befinden, ohne zivilisatorische Einrichtungen jeglicher Art."
Julian Tifflor nickte. „Ja, das heißt es."
„Es wird Verluste geben."
„Richtig. Die Sache ist schmerzhaft. Aber die Verluste werden geringer sein, als wenn wir die Aktion unterlassen."
„Und am Ende ist die ganze MiIchstraße bankrott! „ „Das macht mir mehr Sorge, als du glaubst." Ein schmerzliches Lächeln erschien auf TifRors Gesicht.
„Obwohl uns die sechs Sporenschiffe und die Riesenflotte der Orbiter zur Verfügung stehen, wird das Unternehmen ungemein kostspielig sein. Du hast recht. Wenn alles vorüber ist, werden die Finanzminister der galaktischen Mächte wahrscheinlich den Bankrott erklären müssen."
Homer G. Adams schüttelte den Kopf. Er kam jedoch nicht dazu, weitere Bedenken anzumelden. Ein interstellares Relaisgespräch für den Ersten Terraner wurde gemeldet. Der Ausgangspunkt der Sendung war der Planet Martappon, die Zentralwelt der „Anlage" des Ritters Armadan von Harpoon.
*
Das Gesicht des Mannes wirkte unscheinbar, daran vermochte auch die groß geratene, scharf hervortretende Nase nichts zu ändern. Werden Blick der kleinen, graublauen Augen sah und den Mann sprechen hörte, dem fiel
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