0993 - Das Rätsel der Schattenfrau
den Walzer nicht verschmähten, womit der Besitzer, ein gewisser Frogg, wohl eine Marktlücke entdeckt hatte, denn sein Laden war Abend für Abend voll.
Seltsamerweise nicht nur von älteren Semestern oder Frührentnern, auch junge Leute hatten sich das Lokal ausgesucht, trugen sogar die entsprechende Kleidung, tranken Wein, Sekt oder Champagner und gaben sich wie ihre Eltern und Großeltern.
Deshalb war der Name Hölle übertrieben, oder er war deshalb gewählt worden, weil in dem Garderobenraum hinter dem Eingang die Wände mit großen Fotografien bedeckt waren, wo jede Menge Tänzer durch lodernde Flammen wirbelten.
Wir hatten weder Hüte noch Mäntel abzugeben und wurden trotzdem mit einem netten Lächeln begrüßt. Eintritt brauchte auch niemand zu zahlen, wahrscheinlich waren die Preise der Getränke entsprechend hoch.
Von außen hatte dieses Lokal gar nicht so groß ausgesehen. Wir blieben schon etwas überrascht auf einem halbrunden Podest stehen und sahen vor uns drei Tanzflächen aus dickem Glas, in das rote Lampen hineingebaut waren. Ein Podium für die Band oder in diesem Fall für die Kapelle war auch vorhanden, aber es war nicht besetzt, die Schmusemusik aus dem Film High-Society drang aus mehreren Lautsprechern und war so eingestellt, daß sich die Tänzer dabei noch unterhalten konnten, ohne schreien zu müssen.
Auf den drei Tanzflächen drehten sich nur wenige Paare, und die meisten Tische waren leer. Der Betrieb begann erst später. Die Bedienungen waren adrett gekleidet, trugen rote Blusen und dunkelrote Fräcke und waren sehr freundlich.
»Wohin?« fragte Suko. »Diesmal überlasse ich dir die Auswahl.«
Wir brauchten uns beide nicht anzustrengen, denn in unserer Nähe hörten wir ein Schnaufen, drehten uns um und sahen einen Mann mit rudernden Armbewegungen auf uns zukommen. Er trug einen weißen Smoking, schwitzte, war korpulent und sah aus, wie er hieß. Frogg Frosch war sein Name.
Er hatte ein breites Gesicht mit nach außen gewölbten Augen. Das Maul sprang ebenfalls vor, und da waren die Lippen auch in die Breite gezogen. Hinzu kamen die Hamsterbacken, bei denen Fleisch und Haut nach unten hingen. Das Haar lag platt auf dem kantigen Kopf. Seine Farbe war nicht zu identifizieren.
Ja, das war der Frosch.
Als er uns sah, blieb er stehen, atmete kurz aus und ein, dann schüttelte er den Kopf. »Himmel, warum haben Sie nicht…?«
»Wir wollten uns umschauen.«
»Ich hätte Sie gern geführt.«
»Danke«, sagte ich und lächelte. »Aber wir sind schon seit einigen Jahren erwachsen. Sagen Sie nur Ihrem wandelnden Kleiderschrank auf zwei Beinen, da er sich beim nächstenmal anderen Menschen gegenüber besser benehmen soll, auch wenn diese ihm nicht in den Kram passen. Er hätte sich sonst von uns leicht einen Satz heißer Ohren fangen können.«
Frogg starrte uns mit offenem Mund an und sah dabei noch mehr aus wie ein Frosch. Möglicherweise war dieser Name auch nur ein Spitzname, eine derartige Verbindung konnte es einfach nicht geben.
Diese Symbiose hatten wir noch nie erlebt.
»Es hat keinen Sinn, wenn Sie uns jetzt fragen«, sagte Suko. »Wenden Sie sich an Ihren Leibwächter.«
»Das mache ich auch.«
»Gut, dann können wir ja jetzt zu den ernsteren Dingen des Lebens kommen, denke ich.«
»Ja - und ob. Kommen Sie bitte mit, denn ich habe extra einen Tisch für uns freigehalten.« Er drängte sich an uns vorbei, ging dann vor uns her, und wieder kam mir der Verdacht, daß er wiedergeboren war und er sein erstes Leben als Frosch nicht so ganz hatte abschütteln können, denn er bewegte sich ähnlich wie dieses Tier.
Ich dachte auf dem Weg zu unseren Plätzen darüber nach, weshalb wir eigentlich hier waren.
Es ging um ein Gespenst!
Der Meinung jedenfalls war Mr. Frogg, der fünfmal bei Sir James Powell angerufen hatte und darum gebettelt hatte, ihm doch einen oder mehrere Männer zu schicken, die sich die Dinge anschauen sollten und auch, um ihm nötigenfalls zur Seite zu stehen.
Dieses Gespenst, eine Schatten-oder Geisterfrau, erschien in seiner Disco Ks war plötzlich da, und es wurde gesehen. Der Schreck war groß.
Es tanzte, es verschwand, so daß die Menschen an eine Täuschung glaubten, aber es kehrte wieder zurück, oft noch in derselben Nacht.
Dann bewegte und tanzte der Geist der Frau wieder, bevor er sich endgültig auflöste.
Frogg hatte Angst bekommen. Weniger um sich, als um sein Geschäft.
Das wiederum änderte sich, als das Gespenst plötzlich in seiner
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