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0994 - Unheil über Shortgate

0994 - Unheil über Shortgate

Titel: 0994 - Unheil über Shortgate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Lichter von Shortgate. So weit waren sie eigentlich nicht weg. In der Dunkelheit täuschten die Entfernungen oft genug.
    An seinen Ellenbogen spürte der Mann den leichten Druck der Hände. Die Todesengel griffen nicht hart zu, aber so, daß er keine Chance zur Flucht bekam.
    Diesmal ging Paul vor. Er stampfte über den feuchten Boden, ging geduckt und auch nicht leise, denn hin und wieder trat er gegen einen im Weg liegenden Stein.
    Die Lücke in der Mauer hatten sie längst passiert, und sie schritten auch über den neuen Teil des Friedhofs hinweg. Albert fragte sich, wo er hingeschafft werden sollte.
    Auf diesem Gelände stand weder eine Leichenhalle noch eine Kapelle. Wer in Shortgate starb, der wurde in der Kirche oder in einem kleinen Anbau aufgebahrt, so hatte man auf eine Leichenhalle verzichten können.
    Es war sehr dunkel in der Umgebung. Nicht eine Laterne strahlte ihr Licht aus. Für Paul war es dunkel. Deshalb holte er eine Taschenlampe hervor und leuchtete den Weg ab.
    Der bleiche Lichtkegel führte einen lautlosen Tanz auf. Er hüpfte mit jedem Schritt weiter, er durchbrach die Dunkelheit, er bewegte sich suchend, als wollte er den Toten ein Zeichen geben, die in dieser kalten Erde lagen.
    Die neuen Gräber waren nur schwach zu sehen. Auf den Steinen waren die Namen der Verstorbenen nicht zu lesen, aber Albert wußte, wer hier begraben worden war.
    Bekannte und Freunde aus dem Hotel. Viele waren tot - zu viele, und er glaubte daran, daß nur die wenigsten von ihnen eines natürlichen Todes gestorben waren. Die anderen waren umgebracht worden, und dabei spielte Gwendolyn Ash wohl eine bedeutende Rolle.
    Sie ging weiter, weil sie das Terrain beherrschte. Obwohl Albert nur gegen ihren Rücken schaute, entnahm er allein ihrer entspannten Haltung, daß sie sich wohl fühlte. Auf diesem Gelände, das Menschen Schauer über den Rücken jagte, wenn sie daran dachten, war die Ash so etwas wie eine Königin.
    Zuerst blieb Paul stehen. Er hatte kaum angehalten, als er seine rechte Hand drehte und den alten Mann anleuchtete. Für einen Moment traf der Kegel Alberts Gesicht. Das Licht blendete ihn, aber der Mann schloß sofort wieder die Augen.
    Die Ash kam auf ihn zu.
    Albert ging nicht weiter. Seine beiden Begleiterinnen hielten ihn zurück.
    Dafür setzte sich die Graue in Bewegung. Sie ließ sich Zeit. Wegen ihrer nicht optimalen Schuhe und wegen des schlechten Geländes stakste sie auf Sackett zu.
    Vor ihm blieb sie stehen und nickte. Dann faßte sie ihn an. Er zuckte zusammen, als die kalten Finger der Frau sein Gesicht berührten, und er hörte ihr leises Lachen. »Noch bist du warm, mein Freund - noch. Aber bald wirst du kalt sein, eiskalt wie der Tod. Wir hatten dich noch gar nicht für die Reise vorgesehen, aber du selbst trägst die Schuld daran, daß es so gekommen ist.«
    Er schwieg. Seine Beine zitterten. Es war der Moment gekommen, wo er sich gern im Boden verkrochen hätte. Da war kein Loch, das sich vor ihm öffnete. Statt dessen spürte er, wie die Hand der Frau an seinem Körper hinabglitt, bis sie den Gürtel seiner Hose erreicht hatte. Dort hakten sich die Finger fest, bevor Albert den Ruck spürte, der ihn nach vorn zog.
    Sie holte ihn.
    Er schwankte, er wurde von ihr gehalten, er sah das Gesicht dicht vor dem seinen, und er schaute auch in die kalten Augen, in denen kein Gefühl zu lesen war.
    Daß die beiden Todesengel sich neben ihm bewegten, nahm er nur am Rande wahr. Sie zündeten wieder die Dochte an und schützten die Flammen mit kleinen, aufgesetzten Gefäßen vor dem Wind, damit sie nicht erlöschen konnten.
    »Jetzt gehen wir zu deinem Sterbeplatz!« erklärte Gwendolyn Ash. »Keine Sorge, du brauchst nicht weit zu laufen. Paul hat schon alles vorbereitet. Komm.«
    Er wollte nicht, aber die Ash zog ihn weiter. Die Todesengel blieben ebenfalls an seiner Seite, und das tanzende Licht der Flammen öffnete Inseln in der Dunkelheit, riß Löcher in die Schwärze, die sich ständig veränderten, sich mal wieder schlossen, dann erneut öffneten und sich weiterbewegten wie auch die Menschen.
    Albert Sackett fühlte nichts mehr. In diesen langen Momenten war er einfach taub geworden und glich mehr einer Marionette.
    Paul stampfte vor ihm her. Der Boden wurde immer weicher. An einigen Stellen war er auch aufgewühlt. Da sah er dann aus, als hätten riesige Maulwürfe versucht, aus dem Erdreich an die Oberfläche zu klettern.
    Paul hatte das Ziel als erster erreicht. Er drehte sich und strahlte

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