Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0994 - Unheil über Shortgate

0994 - Unheil über Shortgate

Titel: 0994 - Unheil über Shortgate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
stehen.
    Nicht nur das. Die Müdigkeit war weg. In dem kleinen Raum entfaltete Jane eine fieberhafte Aktivität, im Vergleich zu der Langeweile und der Ruhe, die sie zuvor umklammert hatte.
    Sie hob den Stuhl behutsam an, stellte ihn vorsichtig zur Seite, damit er vom Gang aus nicht gesehen werden konnte. Jane selbst trug Turnschuhe, entsprechend leise konnte sie sich bewegen, und sie ging auf leisen Sohlen auf die linke Vorhanghälfte zu, weil sie sich hinter dem Stoff verstecken wollte.
    Da blieb sie stehen und wartete.
    Das Geräusch hatte sich nicht wiederholt. Es war auch nicht in ihrer Nähe aufgeklungen, sondern weiter vorn. Möglicherweise am Ende des Flurs, wo sich auch die Tür nach draußen befand. Wenn jemand durch den Keller das Kaufhaus betreten wollte, dann eben durch diese eine Tür, und er mußte auch einen entsprechenden Schlüssel besitzen. Auf eine elektronische Sperre hatte man bisher verzichtet.
    Janes Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf das Ende des Ganges. Genau konnte sie es nicht sehen, weil das Licht zu schwammig war. Sie wußte aber, daß er in einem Treppenhaus endete, in der Nähe des Fahrstuhls.
    Die Müdigkeit war verschwunden und kehrte auch nicht mehr zurück. Jane schaute aus einem Auge in den Gang hinein und glaubte sogar, die Bewegung am Ende und im schwachen Licht zu erkennen. Da huschte ein Schatten entlang, und sie hörte sogar ein leises Wispern.
    Keine Schritte.
    Aber der Schatten veränderte sich, denn mit ihm bewegte sich auch der Eindringling.
    Jane sah jetzt die dunkle Gestalt. Am Ende des Ganges blieb sie stehen, schaute hinein, ging auch noch einen Schritt nach vorn, und Jane rechnete damit, daß er zwischen den aufgestellten Puppen hindurch auf sie zugehen würde.
    Er tat es nicht.
    Oder noch nicht.
    Er wartete ab, was Jane Collins nicht gefiel. Auf sie machte er den Eindruck eines Menschen, der über eine gewisse Situation genau informiert war und nun wartete, um sie richtig auskosten zu können.
    Die Detektivin bewegte ihren rechten Arm auf den Rücken zu. Dort bekam sie den Stoff des Pullovers zu fassen und streifte ihn in die Höhe.
    Wenig später hielt sie die Beretta in der Hand. Das verlieh ihr Sicherheit.
    Diebe töten nicht. So hatte es mal geheißen, aber das stimmte nicht mehr. Die Zeiten waren härter und brutaler geworden. Je weniger die Menschen hatten, um so mehr setzten sie sich dafür ein, das zu bekommen, was ihnen, ihrer Meinung nach, zustand. Die Grenze zwischen Recht und Unrecht war verwischt oder löste sich immer mehr auf.
    Der Stoff des Vorhangs war dick genug. Jane ging davon aus, daß sich trotz des Lichts ihr Umriß hinter dem Stoff nicht abzeichnete.
    Die Gestalt wartete dort noch immer. Jane kam damit nicht zurecht. Sie wunderte sich. Eigentlich hätte sie vorgehen oder verschwinden müssen, statt dessen rührte sie sich nicht, und sie hielt sich bestimmt schon mehr als eine halbe Minute genau an dieser Stelle auf.
    Warum?
    Jane konnte sich diese Frage nicht beantworten. Das mußte schon der Eindringling tun, der allerdings hielt sich zurück, wartete wohl noch ab.
    Ein Nervenkrieg!
    Jane Collins wußte genau, daß der andere informiert war. Er wollte sie nur nervös machen, zu einem Fehler verleiten, um dann um so besser zuschlagen zu können.
    Es würde ihm nicht gelingen. Jane hielt dagegen. Und sie hatte es auch gelernt, sich als Frau durchzusetzen.
    Endlich bewegte sich der Eindringling.
    Er ging sehr langsam und setzte seine ersten Schritte so, als wollte er zunächst mit den Füßen den Boden abtasten, um dann, wenn er sicher war, weiterzugehen.
    Aus dem schlechten Licht trat er hervor in das etwas bessere, obwohl Jane auch jetzt nicht zu viel von ihm sah. Leider auch nicht von seinem Gesicht, denn das lag im Schatten einer flachen Mützenkrempe, die über seine Stirn hinwegwuchs.
    Jane amüsierte sich über das Gehabe des Kerls. Es war ein regelrechter Macho-Gang. Breitbeinig, fast stampfend, als wollte er beweisen, daß er und kein anderer die Dinge beherrschte. Reinreden ließ sich so einer von niemandem.
    Sein Gesicht bildete zwischen Mützenschirm und dem Oberteil der dunklen Kleidung nur einen hellen Streifen. Mehr war für die Detektivin nicht erkennbar.
    Nach zwei weiteren Schritten hatte der Eindringling die Puppen erreicht. Er ging weiter, und Jane wurde klar, daß er Bescheid wußte. Ihm war bewußt, daß jemand auf ihn wartete.
    »Also gut«, hauchte sie. »Wenn du es nicht anders willst, dann machen wir es auf die

Weitere Kostenlose Bücher