0997 - Straße der Psychode
entgegenschicken, der seinen Geist für einige Zeit verwirren würde. Dann mußte er fliehen, bevor ihn die Roboter entdeckten.
Er nahm sich vor, sich um den Zeugen später zu kümmern, noch bevor er seine Erinnerung an den Vorfall zurückerhielt.
Aber der Fehler war nicht mehr zu korrigieren.
Trodar mußte sich ein Ablenkungsmanöver einfallen lassen, um die Aufmerksamkeit der Terraner auf andere Dinge zu lenken.
Dabei bot sich ihm Jen Salik wie kein anderer an.
Es widerstrebte Trodar, den Ritter der Tiefe aus seinem Martyrium zu entlassen und ihm Freiheiten zuzugestehen. Aber er hatte in dieser Situation keine andere Wahl. Jen Salik war als einziger in der Lage, der Entwicklung die von Trodar gewünschte Wendung zu geben.
3.
Jen Salik erwachte wie aus einem langen Alptraum. Nur nach und nach verblaßten die schreckIichen :Bilder, die ihm körperlichen Schmerz verursacht und ihn in ein geistiges Chaos gestürzt hatten.
Er war froh, daß die Erinnerung daran lange nicht so schrecklich war wie das Erlebnis selbst.
„Sein Zustand bessert sich", sagte irgend jemand.
Noch konnte Salik nichts sehen. Wie als Nachhall des eben Durchgemachten blitzten einige Szenen aus seinem Alptraum noch einmal auf.
Es war die Hölle.
Salik stöhnte auf.
„Schon gut, es ist alles wieder in Ordnung", sagte eine beruhigende Stimme.
„Wie konnte das nur passieren, Doc?" fragte eine Stimme, die Salik vertraut war. Ronald Tekener?
„Ich habe keine Ahnung." Das mußte der Arzt sein. „Der Medo-Roboter war kurz zuvor überprüft worden.
Er hatte keine Mängel aufgewiesen ... „ „Und doch hatte er Salik durch falsche Behandlung fast umgebracht", sagte Tekener scharf.
„Nun übertreiben Sie nicht gleich", meinte der Arzt beschwichtigend. „Von Umbringen kann doch wohl nicht die Rede sein. Sie sehen selbst, wie rasch sich der Patient erholt. Ich will die Angelegenheit nicht bagatellisieren, aber Tatsache ist ..."
„... daß Salik durch falsche Behandlung fast in den Irrsinn getrieben worden wäre", vollendete Tekener den Satz.
„Tek, lassen Sie ...", murmelte Salik. Das Sprechen bereitete ihm keine Mühe mehr. Aber da war eine Stimme in seinem Geist, die ihm riet, sich zurückzuhalten: Trodar! Salik erkannte es ganz genau, daß sein Erbfeind noch Macht über ihn hatte. Er konnte sich nicht dagegen wehren und er konnte sich niemandem mitteilen.
„Ich bin wieder in Ordnung", sagte Salik. Er schlug die Augen auf und sah Tekener ganz deutlich über sich. Er fragte, „Was ist passiert?"
„Ein fehlprogrammierter MedoRoboter hat Sie einer falschen Behandlung unterzogen", antwortete Tekener. „Er hat Sie mit Medikamenten vollgepumpt, die zu einer Persönlichkeitsspaltung geführt haben muß.
Gleichzeitig hat er Sie einer Schocktherapie unterzogen und Stromstöße durch Ihren Körper gejagt, als wollte er Sie umbringen."
„Tatsächlich?" tat Salik verwundert. „Ich habe davon nichts gemerkt, sondern tief geschlafen."
Tekener betrachtete ihn skeptisch.
„Seien Sie froh, daß Sie weggetreten waren, Jen. Andernfalls hätten Sie diese Tortur wohl kaum so gut überstanden. Sie scheinen eine wahre Roßnatur zu haben."
„Ich schreibe das meinem Ritterstatus zu", sagte Salik.
„Und wie steht es damit?" wollte Tekener wissen.
„Ich kann nicht klagen." Salik richtete sich auf. Für einen Moment erfaßte ihn ein Schwindel, doch seine Sinne klärten sich rasch wieder. „Ich sehe alles klarer als zuvor. Vielleicht hat der Medo-Roboter ungewollt sogar die richtige Therapie angewandt."
„Ich wußte bis jetzt gar nicht, daß Sie Galgenhumor haben", sagte Tekener.
Mit einem Blick auf sein Diagnosegerät stellte der Arzt fest: „Der Patient ist völlig wiedergenesen. Ich muß sagen, er hat sich erstaunlich rasch erholt."
„Was ist inzwischen passiert?" erkundigte sich Salik bei Tekener.
„Wir haben das Zielgebiet erreicht und nähern uns der Provcon-Faust", antwortete Tekener. „Die Patrouillenschiffe wurden von den Ereignissen auf Bruder Amos informiert. Die Nachricht, daß Sie Amtranik zur Strecke gebracht haben, wurde mit Jubel aufgenommen. Aber man wundert sich allgemein, daß wir trotzdem die Provcon-Faust anfliegen."
„Meine Beweggründe sind doch einleuchtend", sagte Salik. „Haben Sie sie nicht genannt?"
Statt darauf zu antworten, sagte Tekener: „Wenn Sie jetzt alles klarer sehen, kommen Ihnen Ihre Argumente vielleicht doch nicht mehr so einleuchtend vor, Jen. Wir können immer noch den Kurs
Weitere Kostenlose Bücher