0997 - Straße der Psychode
sah Gail, wie das Niveau des Sandes über die Sichtscheibe nach unten sank. Bald darauf war der Wagen frei. Nach einer kurzen Verzögerung setzte die Beschleunigung ein, und die Fahrt ging mit halsbrecherischer Geschwindigkeit weiter. Die Zwotter schienen ohne Ausnahme alle von einem Temporausch besessen zu sein.
Gail traute ihren Augen nicht, als sie den Kopf wandte und durch das gegenüberliegende Seitenfenster eines der urweltlichen Tiere und eine kleine Schar von Zwottern sah.
Und mitten unter ihnen befand sich Jen Salik!
„Anhalten!" rief Gail und wollte in die Fahrerkanzel stürmen. Aber Vasnizza verstellte ihr den Weg.
„Es ist gut so", sagte sie beruhigend. „Alles in Ordnung."
„Warum hat Jen den Wagen verlassen?" wollte Gail wissen.
„Igsorian von Veylt wird an der Straße der Psychode wieder zu uns stoßen", erklärte Vasnizza.
Gail sank auf das Notbett zurück. Sie glaubte der Zwotterfrau kein Wort. Sie ahnte" warum Salik sich von ihnen getrennt hatte. Vermutlich wollte er sie nicht in der Nähe haben, wenn er sich Trodar zum Entscheidungskampf stellte.
*
Der Summton des Visiphons ließ Ronald Tekener hochfahren. Er war noch vor Jenny an dem Gerät, um den Anruf entgegenzunehmen. Als sich der Chefingenieur der MESSIER meldete und gleichzeitig auf dem Bildschirm erschien, atmete er auf.
Er hatte mit Jenny im Botschaftsgebäude der LFT Quartier bezogen und wartete seit achtundzwanzig Stunden auf das abschließende Untersuchungsergebnis über den aufgefundenen Trodar-Teil.
Vor wenigen Stunden hatte er schon einen Anruf des Chefingenieurs bekommen, in dem er ihm ein interessantes Teilergebnis mitteilte. Demnach hatten sich in dem Robot-Träger innerhalb der positronischen Leiter organische Bio-Substanzen befunden, bei denen es sich offenbar um konzentrierte Überreste Amtraniks handelte.
Diese in den TrodarTräger integrierten Bio-Massen wurden von den Biologen als zwar prinzipiell noch lebensfähig, aber gleichzeitig auch als in scheintoter Starre befindlich bezeichnet.
Tekener hatte den Wissenschaftlern aufgetragen, den Versuch zu machen, diese konzentrierten Organteile künstlich zu beleben, damit man auf diese Weise auch die Positronik anregen und zum Funktionieren bringen konnte.
Seitdem waren Stunden vergangen.
„Haben Sie Erfolg gehabt?" erkundigte sich Tekener sofort.
„Ich würde es eher als einen Teilerfolg bezeichnen", antwortete der Chefingenieur. „Zumindest, was die Bemühungen der Naturwissenschaftler betrifft. Es ist ihnen zwar gelungen, die Bio-Massen anzuregen und teilweise aus dem Zustand des Scheintods zu wecken. Aber das ist nicht genug, um die Positronik so weit zu aktivieren, daß wir Informationen abberufen können. Ich würde es als biopositronisches Koma bezeichnen, in dem sich der Trodar-Träger befindet."
„Was bringt uns das?" fragte Tekener gespannt.
„Nun, der Trodar-Träger ist nicht selbständig denkfähig", erklärte der Chefingenieur, „und kann deshalb auch nicht die typischen Trodar-Impulse senden. Aber immerhin kann er die Impulse der anderen Trodar-Träger empfangen."
„Mit anderen Worten, wir können ihn dazu benützen, Trodar aufzuspüren?" fragte Tekener.
„Wir haben die entsprechenden Adapter eingebaut, um das zu ermöglichen", erklärte der Ingenieur der MESSIER mit selbstgefälligem Grinsen. „Wir sind sogar noch weiter gegangen und haben das schadhafte Antriebssystem durch ein passendes Triebwerk aus unseren Beständen ersetzt. Leider ließ es sich technisch nicht machen, daß der Trodar-Träger automatisch den empfangenen Impulsen folgt. Aber immerhin ist es möglich, ihn ferngesteuert zu den Impulsgebern zu fliegen."
„Das ist mehr, als ich erwartet habe", sagte Tekener zufrieden. „Damit ist uns wenigstens die Möglichkeit gegeben, die anderen TrodarTräger aufzuspüren."
„Das schon", stimmte der Chefingenieur zu, schränkte jedoch sofort ein. „Da das Fernsteuersystem keine unbegrenzte Reichweite hat, ist es nötig, den Trodar-Träger auf seinem Flug in relativ geringer Entfernung zu folgen."
„Das deckt sich mit meinen Plänen", sagte Tekener. „Können Sie den Trodar-Träger nach Ailand schicken, damit ich ihn hier übernehme?"
„Das ist mir recht", sagte der Chefingenieur. „Ich betrachte das gleichzeitig als eine Art Testflug."
Tekener unterbrach die Verbindung und wählte sofort die Nummer des LFT-Gesandten Mandolar Abrusk.
Während er auf die Verbindung wartete, sagte er zu Jenny: „Jetzt-haben
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