1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi
Schüsse.«
»Soweit kannte ich die Geschichte. Aber wieso Mark?« Matthias sah ihn verständnislos an.
Sven deckte das Foto so ab, dass Matthias nur die Augen sehen konnte.
»Verdammter Mist.«
»Du sagst es.«
Der verwendete Gewehrtyp, die Entfernung, aus der geschossen worden war, die Leichtigkeit, mit der Sandra entwaffnet worden war, Jakes nette Ablenkung, als Sven sich das PSG1-Gewehr ansehen wollte … Es passte perfekt. Aber warum hatte Mark das getan? Selbst wenn ihm das Gefängnis erspart bleiben würde, wäre es mit seiner Laufbahn beim Militär vorbei.
Matthias kratzte sich nachdenklich an der Stirn und seufzte.
»Die beiden müssen miteinander verwandt sein, die Ähnlichkeit ist unverkennbar. Vermutlich hat dein Mark herausgefunden, dass Kranz für den Überfall verantwortlich ist und ihn unter Druck gesetzt. Wahrscheinlich hat er gehofft, dass wir uns mit Kranz beschäftigen und selbst darauf kommen, was er getan hat. Deshalb der anonyme Anruf, ehe er auf den Mercedes und unseren Streifenwagen geschossen hat. Leider ging seine Rechnung nicht auf. Na ja, wenn ich gewusst hätte, dass er der Schütze ist, hätte ich keine Angst gehabt.«
»Sorry, ich hatte schon total vergessen, dass du ja direkt davon betroffen warst.«
Matthias winkte ab. »Das ist das geringste Problem. Ich frage mich nur, wieso Mark Kranz nicht in Ruhe gelassen hat, als feststand, dass der auch in die Terroristen-Geschichte verwickelt ist. Der Zufall muss ihn ganz schön umgehauen haben.«
»Die Verwicklung von Kranz war erst nach unserem Besuch in der Bank klar. Außerdem hat Mark ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl und wollte sicherlich, dass Kranz für das, was er Shara angetan hat, bestraft wird. Wir sehen doch gerade, wie die Staatsanwaltschaft versucht, ihm einen Deal anzubieten und wir den Überfall auf Shara brauchen, um Kranz überhaupt festhalten zu können.«
»Was wirst du jetzt tun?«
Das war die Frage. In gewisser Weise konnte Sven Marks Vorgehen verstehen, aber das änderte nichts daran, dass der Amerikaner ihn hintergangen hatte.
»Ich wette, dass Alex und Dirk genau wussten, was da läuft.« Aufgebracht schlug Sven mit der flachen Hand auf die Schreibtischplatte. »Was soll ich schon machen? Ich habe doch gar keine Wahl.«
30
Verunsichert zupfte Alex an ihrem Handschuh. Obwohl sie ein schlechtes Gewissen hatte, ärgerte sie sich darüber, dass Mark sie so leicht ausgetrickst hatte. Widerwillig stieg sie vom Motorrad. Wenn er wenigstens seine Sonnenbrille abnehmen würde, hätte sie vielleicht eine Chance, seine Stimmung einzuschätzen. Mark lehnte gegen Dirks Motorrad und wartete auf sie.
»Hat Jake dir erzählt, dass wir uns hier getroffen haben?«
»Nein.«
»Woher wusstest du dann, dass ich schon mal hier war? Ich hätte vorhin an der Ampel nicht sagen dürfen, dass ich den Weg kenne, oder?«
»Dafür hätte es auch eine einfache Begründung geben können. Du hast es gerade zugegeben.«
»Na, großartig. Seit wann weißt du, dass ich hier war? Hast du mich deswegen gefragt, ob ich mitkomme?«
»Auch, aber vor allem hatte ich Angst, dass du Dirk verrückt machst. Und wenn du es genau wissen willst, habe ich mir gedacht, dass du schon hier warst, als du mit den kleinen Vortrag gehalten hast, wie toll die Klinik und dieser Arzt sind.«
Verlegen blickte Alex auf ihre Motorradstiefel.
»Ich wollte mich nicht in deine Dinge einmischen, sondern herausfinden, was dich hier erwartet.«
»Das ist mir schon klar. Schieß los.«
So knapp wie möglich schilderte sie ihm die Begegnung mit Hendrik Fischer, Em und Shara. Mark sagte kein Wort, sondern nickte nur und wandte sich dem Klinikeingang zu.
»Warte noch mal kurz. Da ist noch was anderes. Der Zeitpunkt ist vielleicht nicht ganz passend, aber ich mache mir Sorgen um Dirk. Ich weiß nicht, ob und wie er mit der ganzen Sache fertig werden soll. Ich dachte, ich kenne ihn, aber gestern habe ich ihn zeitweise nicht wiedererkannt.«
Mark legte einen Arm um sie.
»Ein Mensch verändert sich nicht über Nacht. Dirk ist ein Kämpfertyp, und ich denke, dass er das gut wegsteckt. Gestern hat er sich instinktiv richtig verhalten, so als sei er für solche Situation ausgebildet. Er hatte immer ein Mindestmaß an Kontrolle, hat niemals aufgegeben und am Ende selbst die Initiative ergriffen. Insgesamt kann er absolut zufrieden mit sich sein. Und darauf kommt es an.«
Alex wusste, dass die beiden abends noch lange miteinander geredet hatten. Aber sie ahnte,
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