1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi
Ewigkeiten wach gehalten.«
Ihn traf ein empörter Blick aus blauen Augen. Lachend rollte sich Sven auf die Seite und küsste Britta zärtlich.
»Wenn ich mit Blaulicht fahre, haben wir noch genügend Zeit.«
Britta stieß ihn weg. »Vergiss nicht, dass dein BMW bei Alex vorm Haus steht.«
Enttäuscht gab sich Sven geschlagen.
Im Vorzimmer des Polizeipräsidenten war niemand. Sven fluchte leise. Er hatte auf einen Tipp der Sekretärin gehofft, was ihm bevorstand. Obwohl er immer wieder so handeln würde, befürchtete er, dass seine Tage beim LKA gezählt waren.
Ehe er klopfen konnte, wurde die Tür mit Schwung aufgerissen, und Herbert Tannhäuser stand vor ihm.
»Tut mir leid, dass ich Sie herzitieren musste, aber auch von mir werden Antworten erwartet, und ehe ich nicht alle Fakten kenne, kann ich keine Strategie entwickeln. Kommen Sie rein. Luise ist unterwegs und besorgt uns Kaffee.«
Kaffee? Das klang gut. Wenn der Polizeipräsident auf die harten Stühle direkt vor seinem Schreibtisch zeigte, war Ärger angesagt, wenn er einen Besucher in die Sitzecke aus braunen Ledersesseln einlud und sogar Kaffee anbot, war die Welt eigentlich mehr oder weniger in Ordnung.
Sven hatte sich gerade gesetzt, da erschien Luise Walter mit einem Tablett.
»Langweilig wird es mit Ihnen wirklich nicht, Herr Klein.«
Sie deckte den Tisch und gab ihm mit einem Augenzwinkern eine zusammengefaltete Ausgabe der BILD-Zeitung.
»Ich weiß, dass Sie sonst das Abendblatt lesen, aber Ihre Freundin möchte bestimmt die Titelseite haben.«
Er hätte nichts dagegen gehabt, die Unterhaltung mit ihr fortzusetzen, stattdessen verließ sie den Raum, und es gab keinen weiteren Aufschub.
»Bitte verraten Sie mir als Erstes, wie es Herrn Richter geht.«
»Gut, ein glatter Durchschuss ohne Komplikationen. Er ist vom Krankenhaus gleich nach Hause gefahren. So wie ich ihn kenne, wird er heute schon wieder am PC sitzen, um die Sache zum Abschluss zu bringen.«
»Er hat weit mehr getan, als man erwarten konnte.«
»Stimmt, wesentlich mehr.«
»Lassen Sie mich raten. Sie haben sich gestern wohler gefühlt, als Sie an der Seite der SEALs die Villa in Winterhude gestürmt haben.«
»Da wusste ich wenigstens, was mich erwartet.«
Tannhäuser quittierte seine Ehrlichkeit mit einem Lächeln.
»Ich kann Sie beruhigen. Selbst wenn ich Sie vom Dienst suspendieren wollte, was ich definitiv nicht vorhabe, könnte ich das nicht. Werfen Sie einen Blick auf die Titelseite, und Sie werden verstehen, was ich meine. Die haben einen Helden aus Ihnen gemacht.«
Direkt unter der Schlagzeile »Ex-Drogenfahnder sprengt Terrorzelle« war das Bild von ihm und Mark abgedruckt.
»Nicht schon wieder. Ich hasse es, in der Zeitung zu stehen, und das Ganze war überhaupt nicht mein Verdienst.« Verärgert warf er die Zeitung gefährlich nah neben den Tassen auf den Tisch. »Ich habe immer noch nicht herausgefunden, wer vorzwei Jahren dafür gesorgt hat, dass ich in den Schlagzeilen gelandet bin«, fügte er zusammenhanglos hinzu.
»Damals war ich das. Dieses Mal habe ich allerdings nichts damit zu tun.«
Wortlos starrte Sven seinen Chef an. an. Damals war Tannhäuser noch nicht Polizeipräsident, sondern sein direkter Vorgesetzter gewesen. Gerade weil Tannhäuser seine Stellung nicht dem richtigen Parteibuch verdankte, sondern wusste wovon er sprach, hatte er stets großen Respekt vor ihm gehabt.
»Warum?«
»Weil Sie untragbare Risiken eingegangen sind. Aber Sie hätten niemals freiwillig aufgehört, also habe ich dafür gesorgt, dass Ihnen keine andere Wahl blieb, als Schluss zu machen. Ich wollte Sie nicht verlieren.« Tannhäuser ließ ihm keine Zeit, zu reagieren. »Lassen Sie uns beim aktuellen Fall bleiben. Ich möchte jetzt die Wahrheit erfahren. Mir ist schon klar, dass Sie und Captain Rawlins die Berichte so formulieren werden, dass Ihnen nichts vorzuwerfen ist. Aber hier, in diesem Zimmer, möchte ich von Ihnen die richtige Version hören.«
So sachlich wie möglich fasste Sven die Ereignisse der letzten Tage zusammen.
»Hervorragende Arbeit. Erstklassiges Ergebnis. Allerdings haben Sie ein politisches Erdbeben ausgelöst. Der Verteidigungsminister hatte den Amerikanern die Unterstützung eher pro forma angeboten, weil er nach den Nato-Statuten ohnehin dazu verpflichtet ist. Aber er hat nicht damit gerechnet, dass darauf zurückgegriffen wird. Jetzt muss er erklären, wieso ohne Genehmigung durch den Bundestag ein Bundeswehrhubschrauber in einen
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