1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi
Dirk über Nacht hierbehalten, aber dieser Dickkopf will natürlich nicht.«
»Warum?«
»Das war nur eine Empfehlung. Zu Hause habe ich mehr Ablenkung. Ich würde hier wahnsinnig werden.«
»Warum hast du das nicht früher gesagt?«
Dirk seufzte. Er hatte es etliche Male versucht, aber Zuhören war leider keine von Alex’ Stärken. Zum Glück galt ihre Aufmerksamkeit jetzt dem Fernseher, so dass ihr sein vielsagender Blickwechsel mit Mark entging.
»Kann ich heute Nacht euer Gästezimmer haben?«
Dirk nickte stumm. Darauf hatte er gehofft. Mit Mark würde er offen über das sprechen können, was seine Frau besser niemals erfuhr.
»Hey, da ist Sven im Fernsehen.«
Dirk schmunzelte, als Sven sich genervt durch die Haare fuhr und einen drängelnden Journalisten mit einem eisigen Blick zurückwies. Er sprach leise mit den Polizisten und ignorierte die auf ihn einprasselnden Fragen. »Wir werden später eine Presseerklärung abgeben«, war sein einziger Kommentar, während sich die Stimmen der Reporter überschlugen.
Uniformierte Beamte drängten die Meute ab. Die Kamera hielt auf den abfliegenden Bundeswehrhubschrauber und zoomte das Hoheitszeichen der Bundeswehr heran.
»Also wissen sie nur von Sven«, stellte Alex fest.
»Ja, Glück gehabt. Ein etwas anderer Winkel und die Bilder wären zum Problem geworden.«
Bei der nächsten Kameraeinstellung fluchte Mark. Einem Fotografen war es gelungen, ihn und Sven zu fotografieren, als sie sich die Hand gaben. Das Bild von dem Soldaten in voller Kampfmontur und dem Polizisten in Zivil mit kugelsicherer Weste sprach schon für sich. Dazu kam noch Marks zufriedenes Grinsen, das trotz der Tarnfarbe deutlich zu erkennen war, und Svens Erleichterung.
»Nettes Bild.«
»Danke, Dirk. Das wollte ich jetzt hören. So ein Mist.«
»Wieso? Mit der ganzen schwarzen Farbe im Gesicht wird dich selbst deine Mutter nicht erkennen.«
»Darüber mache ich mir auch keine Gedanken. Ich dachte eher an die Reaktion meiner Jungs. Dafür werde ich mir noch einiges anhören dürfen.«
Im Fernsehen spekulierte jetzt ein selbst ernannter Terrorismus-Experte über einen möglichen Einsatz des KSK und über Hamburg als Terroristen-Hochburg.
»Sieht so aus, als ob andere die Lorbeeren ernten werden«, kommentierte Dirk.
»Das kennen wir, und darum geht es uns auch nicht. Ich schlage vor, dass wir langsam in Richtung Ahrensburg aufbrechen. Dirk sieht aus, als würde er jeden Moment einschlafen.«
29
Sein Handy weckte Sven, und er stöhnte genervt. Warum hatte er das verdammte Ding nicht ausgeschaltet, in der Badewanne versenkt oder aus dem Fenster geschmissen? Während er noch überlegte, das Versäumnis zu korrigieren, löste sich Britta mit einem verärgerten Laut aus seiner Umarmung und griff nach dem Telefon. Egal, wer es war, er war noch nicht bereit, mit irgendjemanden zu sprechen. Ohne die Augen zu öffnen, tastete er nach dem Kopfkissen und zog es sich übers Gesicht.
»Ich hatte erwartet, dass Herr Klein nach den letzten zwei Tagen wenigstens ein paar Stunden schlafen kann.«
Er hatte Britta noch nie so sauer erlebt. Einen Augenblick herrschte himmlische Ruhe, und seine Gedanken drifteten in erfreulichere Regionen ab.
»Ich weiß noch nicht, ob ich ihm das ausrichte.«
Diese Zickigkeit war ihm auch neu. Vorsichtig lugte er unter dem Kissen hervor, als das Handy mit einem dumpfen Geräusch wieder auf Nachtisch landete.
»Sag mir bitte nicht, dass ich aufstehen muss.«
»Ich fürchte schon.«
»Wer war denn dran?«
»Ein Herr Tannhäuser. Er will dich um acht Uhr in seinem Büro sehen. Kann der dich da einfach so hinbestellen? Der ließ einfach nicht locker.«
Stöhnend vergrub Sven sein Gesicht wieder unter dem Kopfkissen.
»Bitte nicht. Sag mir, dass das nur ein Alptraum ist.«
»Leider nicht. Wer ist der Kerl?«
»Der Kerl ist der Hamburger Polizeipräsident.«
»Oh. Dafür klang er recht nett, obwohl ich nicht besonders freundlich war.«
»Dir gegenüber vielleicht, du hast gestern aber auch nicht gegen Dutzende Gesetze und Vorschriften verstoßen und als krönenden Abschluss den Innensenator und den Büroleiter des Ersten Bürgermeisters angebrüllt.«
Lachend versuchte Britta, ihm das Kopfkissen wegzuziehen.
»Dann solltest du vielleicht aufstehen und dich anziehen.«
»Aufstehen? Jetzt? Bist du wahnsinnig? Wann sind wir eigentlich gestern ins Bett gegangen?«
»Was meinst du genau? Ins Bett gegangen oder eingeschlafen?«
»Stimmt, du hast mich ja noch
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