1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi
dir unwichtig erscheint. Allerdings glaube ich, dass mehr dahintersteckt, als wir im Moment ahnen. Die Kerle haben den Golf auf dem Autobahnparkplatz bei Stapelfeld stehen gelassen und in Brand gesetzt. Ein älterer Herr hat dort gerade Pause gemacht. Sie haben ihn niedergeschlagen und die Flucht mit seinem Wagen fortgesetzt. Die Kollegen von der Autobahnpolizei waren wenige Augenblicke nach der Tat vor Ort, aber leider weiß niemand, was für ein Fahrzeug der Mann gefahren hat. Seine Papiere haben die Verbrecher natürlich mitgehen lassen. Eine weitere Fahndung wird daher nichts bringen.«
Alex runzelte die Stirn. »Und der Mann? Kann der nicht …?«
»Leider nicht, der ist noch am Tatort an den Folgen seiner Kopfverletzung gestorben.«
»So schnell? Das Ganze ist doch erst ein paar Minuten her.«
Ihre Kombinationsgabe war beeindruckend. »Die wussten genau, was sie taten. Das waren keine Amateure.«
Bei Alex überwog eindeutig Wut, während Britta trotz ihres Ärgers immer noch etwas Verletzliches ausstrahlte, das Svens Beschützerinstinkt weckte. »Bevor wir nicht wissen, worum es geht, sollte sich keine von euch alleine an Orten aufhalten, die gefährlich sein könnten.«
»Bei mir ist das kein Problem, zu Hause bin ich sicher. Außerdem wollte Natascha noch vorbeikommen und ich kann Dirk anrufen, dass er gefälligst ausnahmsweise pünktlich nach Hause kommen soll.« Ratlos schaute sie ihre Freundin an. »Aber was machen wir mit dir? Willst du mit Jan heute hier schlafen? Ich finde es nicht gut, wenn du nach dem Schock alleine bist.«
»Danke für die Einladung, aber ich muss noch mindestens eine Stunde am PC arbeiten, und so schnell lasse ich mich nicht aus meiner Wohnung vertreiben. Mir passiert schon nichts und schon gar nicht, wenn sie uns verwechselt haben.«
Alex sah aus, als ob sie ihrer Freundin zustimmen wollte, aber dann schüttelte sie heftig den Kopf.
»Und wer garantiert uns, dass das nicht wieder vorkommt? Wenn du nicht hier schlafen willst, muss eben jemand bei dir übernachten.«
Das Ganze war so durchsichtig, dass Sven sich ein Lachen nur mit Mühe verkneifen konnte. Betont ernst nickte er. »Hervorragende Idee. Ich melde mich freiwillig.«
Empört blickte Britta ihn an. »Moment, vergiss das, ich kenne dich überhaupt nicht, und du kannst dich nicht einfach bei mir einladen.«
»Das würde ich auch nie tun. Ich schlage dir einen Kompromiss vor. Ich bringe euch nach Hause, und dann sehen wir weiter. Ehe du heute Nacht die ganze Zeit wach liegst und bei jedem Geräusch zusammenzuckst, solltest du über einen Übernachtungsgast nachdenken.«
Alex unterbrach ihre ruhelose Wanderung durchs Zimmer und stützte beide Hände auf den niedrigen Wohnzimmertisch. »Ich finde, Sven hat recht. Nimm sein Angebot an.«
Brittas Blick glitt von Sven zu Jan, dann wieder zu Alex, schließlich nickte sie. »Na gut, aber wenn überhaupt, dann schläfst du auf der Couch im Wohnzimmer. Dass das klar ist!«
»Einverstanden.« Es gelang ihm nicht, sein Grinsen zu verbergen. Dass sie glaubte, das Selbstverständliche betonen zu müssen, sprach für sich.
5
Dirk Richter starrte aus dem Fenster, ohne die Aussicht aus dem sechsten Stock des Bürogebäudes wirklich wahrzunehmen. Außer der Glasfassade des gegenüberliegenden Hochhauses in der City Süd und dem wolkenlosen Himmel gab es nichts, das einen zweiten Blick wert gewesen wäre und ihn von dem Telefonat mit seiner Frau abgelenkt hätte. Alex’ wütende Stimme wurde stetig lauter und damit die Versuchung übermächtig, die Verbindung einfach zu trennen. Da er sich das Büro mit zwei Kollegen teilte, die mittlerweile mehr oder weniger unverhohlen ihr Gespräch verfolgten, war er gezwungen, unverbindliche Worte gegenüber Alex zu finden. Leider besaß seine Frau jahrelange Erfahrung, ihn zur Weißglut zu bringen. Aber letztlich musste auch sie Luft holen, und er bekam die Chance zu einem Einwand.
»Hör zu, Alex. Natürlich kann ich hier früher weg, aber wenn sich herausstellt, dass du dir das alles nur einbildest, werde ich …«
Er bekam keine Gelegenheit, seine Drohung zu vollenden. Großartig. Auch seine Geduld hatte eine Grenze, und die war erreicht. »Es ist genug, Alex. Ich habe nicht gesagt, dass du dir den Besuch des Polizisten eingebildet hast. Aber nach deiner gestrigen Aktion ist wohl eine gewisse Skepsis erlaubt. Und wenn du das nächste Mal auf das Haus deines Chefs schießt, nimm ein richtiges Gewehr, dann lohnt sich der ganze
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