1 Ranch des Schicksals - Warum bist du so kühl, Geliebte?
Aber wir Indianer lassen uns nicht so leicht einschüchtern. Wir werden schon mit ihnen fertig, selbst mit jemandem, der so schamlos ist wie Sie!“ Logan stand auf. Seine Augen sprühten vor Zorn.
Der Vorsitzende erhob sich ebenfalls. „Logan …“, warnte er.
Beschwichtigend hob Logan die Hände. „Herr Vorsitzender, ich lehne es wegen Befangenheit ab, heute eine Entscheidung zu treffen.“
„Ich habe keinen Einwand“, antwortete der Vorsitzende.
„Sie hören noch von mir!“, drohte Tutan.
Logan warf Mary einen wütenden Blick zu, als er den Sitzungssaal verließ. Die Teilnehmer gingen zum nächsten Tagesordnungspunkt über.
Mary schlüpfte aus dem Saal und holte Logan vor dem Gebäude ein. Er wies mit dem Kopf zur nächsten Ecke, und sie gehorchte seinem Marschbefehl. Schulter an Schulter gingen sie nebeneinander her, bis sie außer Sichtweite waren.
„Hast du deinen Vater eben gehört?“, fragte er aufgebracht.
„Es tut mir leid, Logan. Damit hätte ich nicht gerechnet.“
„Du hättest deine Story zumindest vorher mit mir abstimmen können!“
„Logan …“ Geh einfach weiter, sagte sie zu sich selbst. Sie hatte keine triftige Entschuldigung. „Meine Eltern wissen bisher nur, dass ich schwanger bin, aber nicht, von wem. Mein Vater hat anscheinend voreilige Schlüsse gezogen. Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Logan, ich bringe das wieder in Ordnung.“
„Höre ich mich etwa besorgt an?“ Abrupt blieb er stehen und drehte sich zu ihr um. „Sehe ich so aus?“
„Nein, ganz und gar nicht.“ Sie stellte fest, dass sie inzwischen bei seinem Jeep angekommen waren. „Du bist sehr souverän mit der Situation umgegangen.“
„Ich habe bisher noch jedes Pferd geknackt, Mary. Ein Schwachkopf wie dein Vater ist für mich keine Herausforderung!“
Grußlos stieg er in den Wagen und fuhr davon.
Ungeduldig las Mary die Namen an den Seiten der Güterwaggons, die endlos hinter der Schranke an ihr vorbeirasten.
Es war ein schlimmes Gefühl, obdachlos zu sein. Die entscheidende Kreuzung war schon vor ein paar Meilen in ihrem Rückspiegel verschwunden. Dort hätte sie nach links zu ihrer besten Freundin und nach rechts zum Haus ihrer Eltern abbiegen können, wo sich auch die meisten ihrer Kleidungsstücke befanden. Hätte sie eine Kehrwendung gemacht, wäre sie jetzt bei dem Mann, den sie liebte. Ja, ich liebe ihn.
Doch sie war weitergefahren und hatte versucht, sich mit dem Gedanken an ein sauberes Bett in einem Kleinstadtmotel anzufreunden. Noch eine Woche, und sie würde nur noch eine Flugreise von ihrem alten geregelten Leben entfernt sein. Dann würde sie an sämtliche Wände Kalender hängen und überall Uhren aufstellen. Und wenn sie erst einmal wieder mit ihren Hunden arbeitete, war bestimmt wieder alles gut.
Sie tätschelte sich den Bauch. „Ja, alles wird gut“, sagte sie leise zu ihrem Baby. Ihr fiel wieder ein, was ihre Mutter ihr zum Abschied gewünscht hatte: glücklich zu sein. „Ich wäre es so gern“, flüsterte sie und summte unbeholfen ein altes Wiegenlied vor sich hin, während die Waggons kein Ende zu nehmen schienen. Ja, sie wäre gern glücklich – zusammen mit dem Menschen, die sie liebte. Den beiden Menschen.
Als die Sonne hinter einer Hügelkuppe verschwand, sah der Himmel so rot aus wie mit Vogelkirschsaft besprenkelt. Vor Marys Auge tauchte das Bild eines Tipis mit einem Lagerfeuer und der Silhouette eines Pferdes auf. Sie zögerte nicht lange, bevor sie den Rückwärtsgang einlegte und wendete.
Als sie am Zeltplatz ankam, leuchtete das Tipi von innen wie eine Kinder-Nachttischlampe mit Cowboy- und Indianermotiven. Anscheinend hatte Logan im Zelt ein Feuer gemacht. Vielleicht war ihm ja genauso kalt, wie er sie zum Abschied angesehen hatte.
Sie hatte nicht mit seiner Anwesenheit gerechnet, wollte jedoch nicht wieder umkehren. Wenn er sie wegschickte, würde sie eben im Jeep schlafen, was auch nicht viel schlimmer war als ein Motelbett. Sie war Soldatin, verdammt noch mal, und eine Schlafgelegenheit war so gut wie jede andere.
Mary nahm ihren ganzen Mut zusammen. Als sie zum Zelt hinüberging, wieherte Adobe leise vom Roundpen zu ihr herüber, als wollte er „Ich bin zuerst dran“ sagen. Lächelnd drehte Mary sich um und ging zu ihm.
„Wie ist eigentlich die Rangfolge bei euch, Junge?“, fragte sie ihn leise. „Habt ihr auch eine Hackordnung? Sanft streichelte sie seine dicke schwarze Mähne. „Wie du mich wohl eben gerufen hast, hm? Ich
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