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1 - Wächter der Nacht

1 - Wächter der Nacht

Titel: 1 - Wächter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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achten Stock baumelte, sackte plötzlich nach unten. Maxims Herz fing an zu rasen: Der Dunkle Magier kam seinem Schicksal entgegen. Maxim sprang aus dem Auto und schaute sich rasch um. Niemand. Wie immer vertrieb etwas, das in ihm steckte, jeden zufälligen Zeugen, räumte ihm das Schlachtfeld frei.
    Das Schlachtfeld? Oder das Schafott?
    Hüter und Richtherr?
    Oder Henker?
    Als ob es da einen Unterschied gab! Er diente dem Licht!
    Die bekannte Kraft strömte durch seinen Körper, wühlte ihn auf. Die Hand am Revers seines Jacketts, ging Maxim auf den Hauseingang zu, dem Dunklen Magier entgegen, der im Fahrstuhl nach unten kam.
    Nur rasch, alles musste rasch gehen. Schließlich hatte sich die Nacht noch nicht ganz herabgesenkt. Jemand könnte ihn sehen. Und niemand würde jemals seiner Geschichte glauben. Bestenfalls würde man ihn ins Irrenhaus einweisen.
    Ansprechen. Den Namen nennen. Die Waffe ziehen.
    Den Misericorde. Barmherzigkeit. Er war ein Hüter und Richtherr. Ein Ritter des Lichts. Kein Henker!
    Dieser Hof war ein Schlachtfeld, kein Schafott.
    Maxim blieb vor der Haustür stehen. Hörte die Schritte. Im Schloss bewegte sich etwas.
    Und er wollte wimmern, vor Schmach und Entsetzen wimmern, schreien, den Himmel, sein Schicksal und seine einmalige Gabe verfluchen.
    Der Dunkle Magier war ein Kind.
    Ein dünner dunkelhaariger Junge. Äußerlich völlig normal – nur Maxim konnte die um ihn herum erzitternde Aureole des Dunkels sehen.
    Warum das? Noch nie war ihm so etwas passiert. Er hatte Frauen und Männer getötet, junge wie alte, aber niemals hatte er es mit einem Kind zu tun gehabt, das seine Seele dem Dunkel verkauft hatte. Maxim war noch nicht einmal auf einen solchen Gedanken gekommen, vielleicht, weil er derlei nicht für möglich halten wollte, vielleicht, weil er sich weigerte, vorab eine diesbezügliche Entscheidung zu treffen. Vielleicht wäre er zu Hause geblieben, wenn er gewusst hätte, dass sein zukünftiges Opfer erst zwölf Jahre zählte.
    Der Junge stand in der Haustür und schaute Maxim verständnislos an. Einen Augenblick lang hatte Maxim den Eindruck, der Kleine werde sich umdrehen und weglaufen, die schwere Tür mit dem Codeschloss hinter sich verriegeln. Renn doch, renn doch weg!
    Der Junge machte einen Schritt auf ihn zu, wobei er die Tür festhielt, damit sie nicht krachend ins Schloss fiel. Er sah Maxim in die Augen, mit leicht gerunzelter Stirn, aber ohne Angst. Was nicht zu verstehen war. Er sah in Maxim keinen zufälligen Passanten, sondern verstand, dass der Mann auf ihn gewartet hatte. Kam ihm sogar entgegen. Fürchtet er sich denn nicht? War er sich seiner Dunklen Kraft so sicher?
    »Sie sind ein Lichter, das seh ich«, sagte der Junge. Nicht sehr laut, aber mit fester Stimme.
    »Ja.« Das Wort brachte er nur mit Mühe heraus, entließ es ungern aus seiner Kehle, stockte und senkte den Blick. Sich für seine Schwäche verfluchend, streckte Maxim die Hand aus und packte den Jungen bei der Schulter. »Ich bin dein Richtherr!«
    Noch immer erschrak der Kleine nicht.
    »Ich habe heute Anton gesehen.«
    Welchen Anton? Maxim schwieg, Unverständnis spiegelte sich in seinen Augen wider.
    »Sind Sie seinetwegen zu mir gekommen?«
    »Nein. Deinetwegen.«
    »Wozu?«
    Der Junge hatte irgendetwas Herausforderndes an sich, als habe er irgendwann einen langen Streit mit Maxim gehabt, als habe sich Maxim etwas zuschulden kommen lassen, was er jetzt eingestehen sollte.
    »Ich bin dein Richtherr«, wiederholte Maxim. Am liebsten hätte er sich umgedreht und wäre fortgerannt. Nichts fügte sich so, wie es sein sollte! Ein Dunkler Magier durfte sich nicht als Kind herausstellen, als Altersgenosse seiner eigenen Tochter. Ein Dunkler Magier musste sich verteidigen, ihn angreifen, fliehen, aber nicht mit beleidigter Miene dastehen, als habe er ein Recht dazu.
    Als könne ihn irgendwas retten.
    »Wie heißt du?«, fragte Maxim.
    »Jegor.«
    »Es ist mir äußerst unangenehm, dass alles so gekommen ist.« Maxim sagte die Wahrheit. Nicht sadistisches Vergnügen ließ ihn den Mord herauszögern. »Teufel auch. Ich habe eine Tochter, die so alt ist wie du!« Irgendwie kränkte ihn das am meisten. »Aber wenn nicht ich, wer dann?«
    »Wovon reden Sie?« Der Junge versuchte seine Hand abzuschütteln. Das stärkte Maxims Entschlossenheit.
    Ein Junge, ein Mädchen, ein Erwachsener, ein Kind. Welchen Unterschied macht das schon! Dunkel und Licht – das ist der einzige Unterschied.
    »Ich muss dich retten«,

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