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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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angebliche Petroleumfund war Schwindel; Rollins sollte getäuscht und nach der Zahlung mit seinem Buchhalter ermordet werden. Hätte er die Summe bar bei sich gehabt, so wäre sie ihm schon längst abgenommen worden, und er lebte nicht mehr. Trug er nun die fertig ausgestellten Anweisungen in seiner Tasche, so war das ebensogut wie bares Geld, und man brauchte sich mit ihm keinen Augenblick länger zu befassen. Eine Kugel in den Kopf, dem Buchhalter auch eine, und der Ölprinz befand sich so gut wie im Besitz des Geldes. Waren diese Papiere aber noch nicht fertig, so mußte die Komödie weiter- und bis zu Ende gespielt werden.
    Rollins beachtete weder den bösen Blick noch den Gefühlsausdruck des Fragenden und antwortete: „Warum wollt Ihr das wissen, Sir?“
    „Weil es von großer Wichtigkeit für mich und auch für Euch ist. Wir befinden uns in der Wildnis, wo man seines Lebens oder wenigstens seines Eigentums niemals sicher ist. Das habt Ihr ja im Pueblo erfahren. Wie nun, wenn wir überfallen und beraubt werden, wenn man Euch die Papiere abnimmt und mit ihnen nach Frisco reitet, um das Geld zu erheben?“
    „Das wird nicht geschehen, denn ich bin vorsichtig gewesen. Ich habe zwar Formulare mitgenommen, aber sie sind nicht ausgefüllt und unterschrieben.“
    „Das ist recht; das beruhigt mich. Aber wie wollt Ihr sie ausfüllen? Meint Ihr, daß da oben am Chellyfluß Federn und statt des Wassers Tinte fließt?“
    „Habt keine Sorge! Ich bin natürlich mit einigen Federn versehen und habe auch ein kleines Fläschchen Tinte bei mir. Was übrigens den gestrigen Vorgang im Pueblo betrifft, so wundere ich mich allerdings darüber, daß es diesem Häuptling Ka Maku nicht eingefallen ist, uns die Taschen auszuleeren. Ich kann mir das wirklich nicht erklären.“
    „Oh, die Erklärung ist doch so einfach wie nur möglich. Die Roten waren mit der Gefangennahme so beschäftigt, daß sie zum Plündern zunächst gar keine Zeit fanden; das sollte später geschehen.“
    „Meint Ihr, daß sie es auch auf unser Leben abgesehen hatten?“
    „Natürlich! Ihr wäret auf alle Fälle beim Anbruch des Morgens an den Marterpfahl gebunden worden.“
    „Dann haben wir beide euch dreien viel, sehr viel zu verdanken, und es tut mir um unsre armen Gefährten um so mehr leid. Wahrscheinlich lebt in diesem Augenblick kein einziger mehr.“
    „Ja“, fügte Baumgarten hinzu, „ich mache mir die bittersten Vorwürfe, daß wir fortgeritten sind und nur an uns gedacht haben. Es war unbedingt unsre Pflicht, alles zu versuchen, sie auch zu retten.“
    „Das sagt Ihr nur, weil Ihr Euch jetzt in Sicherheit befindet und es Euch nun wohl leicht erscheint, diese Leute aus dem Innern des Pueblo herauszuholen. Ich aber gebe Euch die Versicherung, daß dies nicht nur ungeheuer schwierig, sondern sogar unmöglich gewesen wäre. Wir hätten unser Leben nicht etwa bloß gewagt, sondern es unbedingt verloren, ohne damit den andern den geringsten Nutzen gebracht zu haben. Ich bin hier im Wilden Westen erfahren, und Ihr könnt also jedes Wort glauben, welches ich Euch sage. Wir brauchen uns nicht den geringsten Vorwurf zu machen; ja, ich behaupte im Gegenteil, daß unsre Flucht den Gefährten nützlicher gewesen ist, als wenn wir geblieben wären, um sie zu retten, und dabei unser Leben ohne Vorteil für sie eingebüßt hätten.“
    „Wieso?“
    „Weil sie dadurch Zeit gewonnen haben. Die Roten sind, sobald sie heut früh unser Entkommen entdeckten, sicher sofort aufgebrochen, um uns zu verfolgen; sie haben also keine Zeit, ihre Gefangenen schon heut zu martern und zu töten. Ich rechne einen Tag, daß sie uns folgen, und einen Tag, daß sie zurückkehren; das gibt eine Frist von zwei Tagen, und man weiß, was in zwei Tagen alles geschehen kann, zumal wenn es sich um so tüchtige, erfahrene und kühne Leute handelt. Ja, Ihr könnt sehr ruhig sein!“
    „Hm“, brummte der Bankier, „was Ihr da sagt, scheint Hände und Füße zu haben. Der Hobble-Frank ist zwar ein origineller Kauz, aber gewiß kein Mann, der sich gemächlich niederstechen läßt, von Droll möchte ich dasselbe sagen, und nun gar diese drei Jäger, welche sich das ‚Kleeblatt‘ nennen, die haben noch viel weniger den Eindruck auf mich gemacht, als ob sie mit sich scherzen ließen.“
    „Ihr meint Sam Hawkens?“ fragte Buttler.
    „Ja, ihn und Dick Stone und Will Parker. Das sind Westmänner, wie sie im Buch stehen. Ihr habt sie nicht gesehen, Mr. Buttler und Mr. Poller, und

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