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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die Unvorsichtigkeit begehen, einen Lagerplatz zu wählen, der nach der Windrichtung hin offen ist.“
    Winnetou nickte und huschte weiter. Der Bach wand sich jetzt zwischen Bäumen hin, unter denen ziemlich hohe Büsche standen. Das gab eine herrliche Deckung für die beiden Jäger. Bald sahen sie das Feuer; es brannte hart am Wasser, und die Flamme stieg wohl mehrere Fuß empor. Das war eine Unvorsichtigkeit, die ein richtiger Westmann wohl nicht begangen hätte.
    Der Boden des Waldes bestand hier aus weichem Moos, so daß die Schritte auch ungeübterer Leute, als Winnetou und Old Shatterhand waren, nicht gehört werden konnten. Vier Bäume, hinter denen das Feuer brannte, standen eng beisammen, und zwischen ihren Stämmen gab es Buschwerk; das bildete einen Schirm, hinter welchem die beiden Lauscher sich leicht verstecken konnten. Sie krochen vorsichtig heran und legten sich lang auf den Boden nieder, mit den Köpfen hart an den Büschen, durch deren blattlose Unterteile sie hindurchblicken konnten. Da sahen sie die fünf Männer ganz nahe vor sich. Das Feuer brannte ungefähr vier Schritte von den Bäumen entfernt. Diesseits desselben saßen der Ölprinz und Buttler, sein Bruder, mit dem Rücken an die Stämme gelehnt, jenseits der Bankier und Baumgarten, sein Buchhalter; rechts davon war Poller beschäftigt, dürres Holz klein zu brechen und in die Flammen zu werfen. Sie mußten sich sehr sicher fühlen, denn sie hielten es nicht für nötig, bei dem Gespräch, welches sie führten, leise zu sprechen, vielmehr redeten sie so laut, daß man ihre Worte gewiß auf wenigstens zwanzig Schritte weit deutlich verstehen konnte, ein Umstand, welcher den beiden Lauschern nur lieb sein mußte.
    „Ja, Mr. Rollins“, sagte der Ölprinz, „ich versichere Euch, daß das Geschäft, welches Ihr machen werdet, ein glänzendes, ein großartiges sein wird. Das Petroleum schwimmt dort gewiß einen Finger dick auf dem Wasser; es muß unterirdisch in großen Massen vorhanden sein. Wenn dies nicht der Fall wäre, so hätte ich es gar nicht entdeckt, denn der Ort liegt so versteckt und weltverlassen, daß ich wette, es ist noch nie der Fuß eines Menschenkindes hingekommen, und es würde ihn auch in Jahrzehnten keiner betreten, obgleich der Chelly-Arm schon oft von Jägern und wohl noch mehr von Indianern besucht worden ist. Wie gesagt, ich wäre an dieser Stelle gewiß vorübergegangen, wenn mich nicht der Ölgeruch aufmerksam gemacht hätte.“
    „War dieser wirklich so stark?“ fragte der Bankier.
    „Sollte es meinen! Ich war wohl fast eine halbe Meile von der Stelle entfernt, und doch spürte meine Nase das Petroleum. Ihr könnt Euch also denken, in welchen Massen es vorhanden sein muß. Ich bin überzeugt, daß der Bohrer gar nicht tief in die Erde zu dringen braucht, um auf das unterirdische Ölbassin zu treffen. Heigh-day, muß das eine Fontäne geben, wenn es dann emporspringt. Wollen wir wetten, Sir, daß sie wenigstens hundert Fuß in die Höhe steigt?“
    „Ich wette nie“, antwortete Rollins in ruhigem Ton, zu welchem er sich zwingen mußte, denn das Funkeln seiner Augen bewies, daß seine Begierde heftig erregt war, „aber ich will hoffen, daß alles wirklich so ist, wie Ihr sagt.“
    „Kann es anders sein, Sir? Kann ich Euch belügen, da Ihr doch dann, wenn wir an Ort und Stelle kommen, den Betrug sofort erkennen würdet? Ich habe noch keinen einzigen Dollar von Euch verlangt, sondern Ihr bezahlt mich erst dann, wenn Ihr Euch überzeugt habt, daß ich Euch nicht täusche und der Handel ein ehrlicher ist. Ein Betrug könnte doch nur dann möglich sein, wenn ich die Bedingung stellte, vorher bezahlt zu werden.“
    „Ja, Ihr habt da so gehandelt, daß ich Euch für einen ehrlichen Mann halten muß; das will ich gern zugeben.“
    „Dazu kommt, daß Ihr mich nicht bar, sondern in Anweisungen auf San Francisco bezahlen werdet.“
    „Ihr wollt doch hoffentlich nicht damit sagen, daß Ihr bezweifelt, daß diese Anweisungen in Frisco honoriert werden?“
    „Fällt mir nicht ein! Ich weiß, daß Eure Unterschrift selbst für eine Million gut sein würde. Aber sagt mir doch einmal, ob Ihr diese Anweisungen bereits jetzt in der Tasche tragt!“
    Ein aufmerksamer Beobachter hätte wohl bemerkt, daß er bei dieser Frage einen Ausdruck der Spannung auf seinem Gesicht nicht ganz zu unterdrücken vermochte. Sein Blick war mit schlecht verhehlter Begierde auf den Bankier gerichtet, und das hatte seinen guten Grund.
    Der

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