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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zwei Dinge, welche unbedingt nötig waren. Man hätte dort also recht gut lagern können, ohne befürchten zu müssen, während der Nacht den fünf Personen, welche belauscht worden waren, entdeckt oder gar belästigt zu werden. Aber es war die Möglichkeit doch nicht ausgeschlossen, daß am nächsten Morgen zufällig einer von ihnen nach dieser Stelle kam, wo er sie sehen oder, falls sie schon fort waren, ihre Lagerspuren entdecken mußte. Darum gingen sie fort. Die Spuren, welche sie bis jetzt gemacht hatten, konnten am nächsten Morgen gewiß nicht mehr erkannt werden, da das Gras sich bis dahin wieder aufgerichtet haben mußte.
    Da sie aber unbedingt Wasser und Weide für ihre Tiere brauchten, verstand es sich ganz von selbst, daß sie wieder zu dem Bach zurückkehrten, allerdings an einer sehr entfernten Stelle. Der Weg dorthin mußte durch einen Bogen gemacht werden, den man durch den Wald schlug, weil das weiche Moos desselben die Huf- und Fußeindrücke am Morgen nicht mehr sehen ließ. Das alles verstand sich ganz von selbst, und so kam es, daß Old Shatterhand dem Apachen folgte, ohne zu fragen.
    Es gehörten die an die Dunkelheit gewöhnten Augen Winnetous und Old Shatterhands dazu, ohne anzustoßen oder gar zu fallen, durch das Gehölz zu kommen. Sie bewegten sich mit einer Sicherheit, als ob es am hellen Tage wäre, wohl eine ganze Viertelstunde lang zwischen den Bäumen hin und bogen dann nach rechts, um den Bach wieder zu gewinnen. Ganz genau an der Stelle, wo sie ihn erreichten, floß ein kleines Wässerchen in denselben; sie überschritten den Bach und folgten diesem schmalen Wasser aufwärts, bis sie seinen Ursprung erreichten. Das war die Quelle, von welcher Winnetou gesprochen hatte und an der er hatte lagern wollen. Wie außerordentlich ausgeprägt mußte der untrügliche Ortssinn des Häuptlings sein, trotz der Dunkelheit und mitten im wilden Wald diese Quelle zu finden!
    Sie nahmen nun ihren Pferden die Sättel ab und ließen sie dann frei grasen; sie durften das, weil die beiden Rappen treu wie die Hunde waren, dem leisesten Ruf gehorchten und sich nie von ihren Herren entfernten. Erst jetzt fiel das erste Wort, indem Winnetou fragte: „Hat mein Bruder einen Imbiß bei sich?“
    „Ein Stück trockenes Fleisch“, antwortete Old Shatterhand. „Ich sorgte nicht für mehr, weil ich morgen auf Ka Makus Pueblo vorsprechen wollte.“
    „Mein Bruder mag sein Fleisch aufheben; wir werden das Coon braten, welches ich vorher geschossen habe.“
    Nach diesen Worten entfernte er sich. Old Shatterhand fragte nicht, wohin er wolle; er wußte, daß Winnetou jetzt die Umgebung der Quelle umkreisen würde, um sich zu überzeugen, daß dieselbe sicher sei. Er kehrte nach vielleicht zehn Minuten zurück und brachte einen Arm voll trockenes Holz mit, ein Beweis, daß kein feindliches Wesen in der Nähe sei. Das außerordentlich scharfe Ohr Old Shatterhands hatte das Abbrechen und Knacken dieses Holzes nicht gehört, wieder ein Zeichen von der unvergleichlichen Geschicklichkeit des Apachen.
    Bald brannte ein Feuer, aber klein, nach indianischer Weise; die beiden Männer ließen sich an demselben nieder, um den Waschbär aus seinem Fell zu schälen. Nach kurzer Zeit verbreitete das bratende Fleisch desselben jenen feinen Duft umher, welchen es in keiner Küche, sondern nur am Lagerfeuer gibt. Es wurde gegessen, langsam und mit Genuß, ohne daß ein Wort dabei fiel. Als beide satt waren, brieten sie die Überreste des Fleisches für den morgigen Tag, an welchem sie sich nicht mit der Jagd befassen durften, und nun erst hielt Winnetou es an der Zeit, sich hören zu lassen: „Hat mein Bruder Riemen bei sich?“
    „Vielleicht zwanzig Stück“, antwortete Old Shatterhand, welcher genau wußte, warum der Apache nach Riemen fragte. Mit Riemen ist ein Westmann überhaupt stets gut versehen.
    „Ich habe auch so viel“, erklärte der Häuptling, „dennoch werden wir das Fell dieses Waschbären auch in Streifen schneiden, weil wir morgen vielleicht Riemen brauchen.“
    „Für Ka Makus Krieger“, nickte Old Shatterhand. „Dieser Häuptling ist uns zwar nie feindlich begegnet, aber es steht zu erwarten, daß wir ihn morgen zwingen müssen, das zu tun, was wir wollen.“
    „Mein Bruder hat recht. Kennt er die Männer, welche wir belauscht haben, oder vielleicht einen von ihnen?“
    „Nur einen habe ich schon einmal gesehen, den, welcher Grinley und Ölprinz genannt wurde. Ich entsinne mich, ihn bei einer Bande

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